Uwe will endlich die Goldene Kette
Der OB-Kandidat der CDU hat unerwartet „Ideen“

Hübners Frankfurter Woche – Folge 66
Eigentlich sollten die Kandidaten für die Frankfurter Oberbürgermeister-Wahl am 5. März vor der Jahreswende ihr Pulver noch trocken halten und das weihnachtliche Stadtbild nicht schon mit Plakaten verunstalten. Doch wie meist hat es einer besonders eilig mit der Profilierung, diesmal ist es der CDU-Kandidat Uwe Becker. Und dafür muß man sogar ein gewisses Verständnis haben. Denn Becker, der sich so gerne mit der Goldenen Amtskette schmücken möchte, leidet seit über zehn Jahren an einem schweren Trauma, das mit dem Sofa im Wohnzimmer des Hauses von Petra Roth zu tun haben soll.
Petra Roth war im Jahr 2011 bekanntlich noch Oberbürgermeisterin, gewählt bis 2013, doch amtsmüde und auch in Sorge um einen Nachfolger aus ihrer eigenen Partei. Gleich drei jüngere CDU-Herren hatten entsprechende Ambitionen: Uwe Becker, Boris Rhein und Markus Frank. Sie alle waren schon kommunalpolitisch erprobt, aber Roth lud dann aber nur Becker und Rhein zur entscheidenden Besprechung bei sich ein. Wie diese verlaufen ist, ist unbekannt, das Ergebnis jedoch nicht: Boris Rhein wurde für die vorgezogene OB-Wahl 2012 der Kandidat der CDU, Becker bekam nur die Funktion des örtlichen Parteivorsitzenden.
Rhein unterlag allerdings überraschend Peter Feldmann von der SPD, ist aber inzwischen Ministerpräsident in Hessen. Becker hingegen mußte sich als Bürgermeister mit der Silberkette sowie mit der kürzlich übel geendeten Ära Feldmann im Römer abfinden. Und ausgerechnet die Grünen, denen Becker als Kämmerer und Koalitionspartner viele Jahre jeden Gefallen tat, kippten ihn nach der verlorenen Wahl 2021 aus allen Funktionen. Doch für einen treuen Parteisoldaten wie den Uwe aus Nieder-Eschbach findet sich immer ein Posten. Er ist deshalb nun Europa-Beauftragter der schwarz-grünen Landesregierung und wacht zudem über möglichen und realen Antisemitismus in Hessen.
Aber das soll nur eine Zwischenbeschäftigung bleiben, denn er will ja Oberbürgermeister werden. Um das zu schaffen muß er sich vorrangig gegen Manuela Rottmann von den Grünen und Mike Josef von der SPD durchsetzen. Mit beiden hat er schon im Magistrat zusammengearbeitet, große Differenzen hat er weder zu Rottmann noch zu Josef, den er liebevoll einen „anständigen Kerl“ nennt. Wie will unsere CDU-Uwe sich also von seinen Konkurrenten abgrenzen?
Auf dem Plakat steht, er habe Ideen. Das klingt verheißungsvoll, denn eigene Ideen hat Becker in seiner Karriere noch nie gehabt. Deshalb wollen wir uns mit seinen Ideen im neuen Jahr an dieser Stelle ausführlicher beschäftigen und hoffen sehr, daß er die besten Ideen nicht ausgerechnet bei seinen alten Kritikern von den Bürgern Für Frankfurt - BFF „geklaut“ hat.