Mike Josef will bald Feldmann werden

Der OB-Kandidat der SPD im Schatten eines Gescheiterten

Mike Josef will bald Feldmann werden

Hübners Frankfurter Woche – Folge 69

Wenn der Frankfurter SPD-Vorsitzende Mike Josef die Begegnung mit einem bestimmten Parteigenossen scheut wie der Teufel das Weihwasser, dann ist das der abgewählte ehemalige Oberbürgermeister Peter Feldmann. Denn dessen Scheitern ist eine schwere Hypothek der Kandidatur Josefs für das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters. Doch diese Belastung wird der gegenwärtige Planungsdezernent im Magistrat auch ohne neuerliche Begegnung mit seinem früheren Freund und Förderer nicht los. Denn es gibt einfach zu viele Fotos und Zeugnisse des über lange Jahre so harmonischen Verhältnisses zwischen den beiden Politikern.
 
Als der heute 39-jährige Josef, einst als Kind mit seinen Eltern aus Syrien eingewandert, 2013 Frankfurter SPD-Vorsitzender wurde, war Feldmann erst ein Jahr Oberbürgermeister. Beide politische Karrieren verliefen also etliche Zeit parallel. Und Josef profitierte bei der Kommunalwahl 2016 persönlich sehr von seiner Nähe zu dem damals noch erfolgreichen Feldmann. Denn der Diplom-Politologe wurde nach dem guten Abschneiden seiner Partei Dezernent für Planen und Wohnen, seit 2021 ist er auch für den Sport zuständig. In dieser Funktion entwickelte und verteidigte er zusammen mit „Bauen, bauen, bauen“-Feldman den umstrittenen Plan, im Frankfurter Nordwesten einen riesigen neuen Stadtteil zu errichten.
 
Von diesem Plan ist Josef bis heute nicht abgerückt. Doch dagegen sprechen nicht nur ökologische, verkehrliche und soziale Faktoren gegen die Verwirklichung des Vorhabens, sondern mittlerweile auch die rapide gestiegenen und weiter steigenden Baukosten, die eine Finanzierung durch die Stadt nur schwer möglich machen. Wäre Josef ehrlich, müsste er das Scheitern seiner Pläne eingestehen. Das wird er allerdings schon deshalb nicht tun, weil er sonst noch weniger vorweisen kann, was ihn für das Oberbürgermeisteramt qualifizieren würde. Der intelligente und schnellzüngige Josef ist nämlich von Jugend auf Profipolitiker, der nie einen anderen Beruf ausgeübt hat.
 
Wie wenig er mit der Lebenswirklichkeit ‚normaler‘ Bürger vertraut ist, hat er kürzlich, für einen Sozialdemokraten besonders bemerkenswert, unter Beweis gestellt: Denn er unterstützte öffentlich die Maßnahme der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG, allen Mietern die Heiztemperaturen tagsüber im Winter auf 20 Grad und in der Nacht auf 18 Grad herunter zu regeln. Erst nach Protesten von Betroffenen und der Opposition im Römer sowie negativen Berichten in den Medien machten der Wohnungsdezernent und die ABG zumindest zum Teil einen Rückzieher.
 
Für einen bekennenden Sozialpolitiker wie Josef war das besonders blamabel. Doch er ist, wie auch sein älterer Parteigenosse Feldmann das war, eher ein politischer Ideologe als ein Mann der sozialen Praxis mit Bodenhaftung. Nicht gut vorstellen kann man sich Josef als städtischen Repräsentanten, dazu fehlen ihm Figur und Ausstrahlung. Sein größter Makel ist aber die langjährige Nähe zu Feldmann, über dessen fragwürdige Verbindungen zum Sozialkonzern AWO Josef mit Sicherheit mehr gewusst hat als er heute zugeben will. Die Stadt Frankfurt braucht daher eine andere Persönlichkeit an der Spitze.

 
Wolfgang Hübner

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