Der Prozess Arid Uka: Tag 1 (3. Teil)

3. Teil / Analysen

Der Prozess Arid Uka: Tag 1 (3. Teil)

Vorwort:

In Frankfurt am Main findet seit dem 31. August der Prozess gegen den jungen muslimischen Flughafenattenäter statt, der aus religiös-politischen Motiven Anfang des Jahres zwei US-Soldaten getötet und zwei weitere lebensgefährlich verletzt hat. Die Tat und der Prozess sind von erheblicher Bedeutung für die Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehört und welche Folgen das haben kann.
 
Von besonderer Bedeutung für die FREIEN WÄHLER in Frankfurt ist, dass die Tat ausgerechnet in der Stadt geschah, in der wenige Monate zuvor das gesellschaftspolitische Ziel der Integration von Einwanderern aufgegeben wurde zugunsten eines "Vielfalt"-Konzepts, in dem die Integration von Muslimen und die damit verbundenen Probleme faktisch geleugnet wird.

Die offizielle Reaktion auf die Bluttat bei Frankfurter Politikern und Parteien, aber auch der meisten Medien war dann große Verlegenheit, gezieltes Herunterspielen des ungeheuerlichen Vorfalls und die Suche nach individualpsychologischen Erklärungen für das Handeln des Mörders, der in Frankfurt aufwuchs und sozialisiert wurde. Angeregt von meinem Vorschlag, verfolgt der Sozialwissenschaftler G. Andreas Kämmerer nun den Prozessverlauf und wird über alle Stationen Berichte und Analysen abgeben.

Für die Richtigkeit und Tendenz seiner mit Autorenrechten geschützten Texte zeichnet G. Andreas Kämmerer mit Namen verantwortlich. Seine Texte über den Prozessverlauf erscheinen auf dieser Seite ohne Kürzungen und inhaltliche Eingriffe oder Veränderungen. An der herausragenden sprachlichen und analytischen Qualität der Texte gibt es aus meiner Sicht keinen Zweifel. Doch die Leser mögen sich selbst ein Urteil bilden, für Reaktionen aller Art sind wir dankbar.

Wolfgang Hübner, Stadtverordneter
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6. Verteidigende Rollenspiele

Der erste Tag des Strafprozess gegen Arid Uka zeichnete sich in erster Linie durch die aufscheinende Strategie der Verteidigung aus, den Angeklagten Arid Uka mehr als ein Opfer der Umstände denn als verantwortlichen Täter zu präsentieren. Da Arid Uka die Tatdurchführung in allen Punkten gestanden hat, bleibt als einziger Ausweg der Entlastung nur noch übrig, die Verantwortlichkeit der Tatdurchführung von Arid Uka zu relativieren. Eine Relativierung bedeutet im Prinzip, Arid Uka eine veränderte Rolle im kausalen Geschehen zuzuweisen. Eine kausale Rollenveränderung würde beispielsweise bedeuten, dass ein der Tat Beschuldigter von einer anderen Person dazu gezwungen worden ist, die Tat zu begehen oder aber als eine weitere Möglichkeit, zum Tatzeitpunkt verstandesmäßig nicht in der Lage gewesen ist, die Folgen der eigenen Handlungsweisen erkennen zu können. In beiden Fällen würde die Verantwortlichkeit der Tat stark relativiert.

In diesem komplexen Rollen-Geschehen "spielen" neben Arid Uka, der Islamismus, der Islam, die Umstände der Sozialisation und der medizinische Status von Arid Uka, sowie die gesellschaftspolitische Situation zentrale Rollen. Das Ziel der Verteidigung muss es daher sein, die verschiedenen Haupt- und Nebenrollen solange umzustellen, bis Arid Uka weitgehend eine kurze Nebenrolle einnimmt und jenes Schauspiel von Seiten des Gerichts als glaubhaft eingestuft wird.

Damit diese Umkehrung von Ursache und Wirkung gelingen kann, nämlich der Täter zum "Opfer" von Umständen und jene Umstände wiederum zum "Täter" werden, d.h. damit die wirklichen Toten ursächlich einer weit in der Vergangenheit liegenden Ursachenkette zugeordnet werden können, während der Angeklagte nur eine zu vernachlässigende kurze Nebenrolle im Geschehen spielt, - um jene Simulation einer entlastenden Wirklichkeitsauffassung zu konstruieren, versucht die Verteidigung offensichtlich, die islamische, religiös-politische Dimension der Tat durch Individualisierung zu relativieren und schließlich gänzlich zu leugnen, während parallel hierzu mit Hilfe von externen Experten aus dem Bereich der Individualpsychologie - vorsichtig formuliert - die Möglichkeit untersucht werden soll, ob nicht ein  oder mehrere medizinisch-psychologisch relevante Ereignisse in der Biographie von Arid Uka die Initialzündung darstellen könnten in jener Weise, dass Arid Uka als Individuum schuldlos schicksalhaft auf eine schiefe Bahn geraten ist, deren Schwerkraft in die falsche Richtung einen krankhaften Sog auf Arid Ukas Seele ausübte, dem er keine rettende und gesunde Impulse entgegenzusetzen in der Lage war.

Zum Funktionieren und Gelingen dieser komplexen Rollentausch-Strategie müssen hauptsächlich die beiden Gegenstandsbereiche  Islam und Psychologie Hand in Hand zusammenarbeiten, während die regierungsamtliche begriffliche Trennung von Islam und Islamismus als konsensbildende Klammer dient und dem Vorhaben der Verteidigung nicht nur entgegenkommt, sondern die Verteidigungsstrategie überhaupt erst theoretisch fundiert und ermöglicht hat (!)
 

7. Rolle: Islam und Islamismus

Verkannt wird dabei die für das politische System in Deutschland unbequeme Tatsache, dass Islam Islamismus bedeutet und umgekehrt; eine Trennung macht keinen Sinn. Die Trennung des Islams in radikalen, extremistischen, politischen Islamismus einerseits und in die Religion des Glaubens, des Friedens andererseits, ist eine reine islamische Kommunikations-Strategie, für alle islamischen Gewalttäter und Terroristen jede Verantwortung abzulehnen und gleichzeitig das Ziel des Islam, die Weltherrschaft mit ALLEN Mitteln zu erreichen, weiter ungestört im Feindesland durchführen zu können. 

Daher wurde auch in dieser längeren Protokoll-Notiz des ersten Prozesstages die Bezeichnung "extremistisch" bzw. "Extremismus" bewusst vermieden, weil es verdunkeln würde, wo Klarheit herrscht: Der Islam ist grundsätzlich extremistisch, einen gemäßigten oder moderaten Islam kann es nach dem Koran nicht geben, wie es auch ein alkoholisches Getränk nicht ohne Alkohol geben kann. Und während Alkohol in zu großen Mengen tatsächlich missbraucht werden kann, es einen direkten Zusammenhang von Menge und Wirkung gibt, ist der Islam als abgeschlossene Qualität nicht portionierbar und unschädlich zu konsumieren: jede noch so kleine Menge Islam ist ein Mißbrauch der Vernunft und der freiheitlichen Grundwerte unserer westlichen Gesellschaftsordnung. Wer sich als Muslim bezeichnet ist, um in der Metapher zu bleiben, grundsätzlich betrunken. Mäßigung oder Moderation würde dem Islam abfordern, Glauben, Vernunft, politische und militärische Macht voneinander zu trennen - eine Forderung, die auch nur ansatzweise dem Inhalt des Koran diametral entgegensteht; eines Dokuments, das grundsätzlich nicht interpretiert, sondern wortwörtlich genommen werden muss.

Daher ist es eine logische und seit Jahrzehnte in westlichen Gesellschaften empirisch überprüfbare Tatsachenwirklichkeit, dass es das Ziel jedes Muslim ist, im "Haus des Krieges" solange geographischen, demographischen und juristischen Raum durch Einwanderung, überproportionale Vermehrung und politische Partizipation zu erobern, bis nach Jahrzehnten der absehbare Punkt erreicht ist, mehr oder minder offen Gewalt und Vertreibung gegen Ungläubige anzuwenden, bis das "Haus des Krieges" in das "Haus des Friedens" verwandelt ist, in dem die Rechtsordnung des Koran, die Scharia herrscht.

Auf jenem Weg dienen Frauen und junge Söhne als trojanische Pferde, die einerseits durch Fruchtbarkeit den archaischen Glauben vervielfältigen, während die Islam-geprägten Söhne im "Haus des Krieges" Angst und Schrecken bei den ungläubigen Zivilisten verbreiten, das Bildungssystem sprengen, die Sozialsysteme kollabieren lassen und in der Masse von erzeugten Strafprozessen wegen gefährlicher Körperverletzung das praktizierte Recht und die öffentliche Sicherheit in Deutschland korrumpieren.

Letztendlich läuft daher die naheliegende Entlastungsstrategie des Rollentausches darauf hinaus, zwischen dem Täter als Einzeltäter und Gläubigen des  (friedlichen) Islam einerseits, und den Islamisten als der extremistischen Auslegung des (kriegerischen) Islam als Islamismus eine strikte Trennung zu ziehen: So wie der Islamist nach der regierungsamtlichen Denkweise den Islam missbraucht, so ist Arid Uka nach Ansicht der Verteidigung von virtuellen Internet- und PC-Islamisten zu einer Tat getrieben und so missbraucht worden. Dem Islamismus wird somit eine kausale Hauptrolle zugewiesen, während Arid Uka und der Islam mit einer kausalen Nebenrolle besetzt werden. Damit dies funktionieren kann, muss zuvor die Gutachter-Rolle wirken, Arid Ukas Umbesetzung zu begründen.


8. Rolle: Kulturterrorismus als medizinische Diagnose

Die Rollenzuschreibung einer "islamistischen Radikalisierung" aufgrund einer seelischen Disposition ergäbe im Grunde ein medizinisches Gutachten, dass islamisch motivierte Handlungen auf eine individuelle Ebene transferiert und pathologisiert: Der Islamismus transformiert einen kranken Islam-Gläubigen in einen Islamisten. Dies bedeutet, erst die individuelle Erkrankung einer Seele vermag es nach dieser Rolleninterpretation, dass der Islamismus die Kontrolle über einen Nicht-Islamisten erlangen kann. Die individuelle Vorerkrankung des Einzelnen wird somit zu einer kausalen Hauptrolle: Nun auf Augenhöhe können beide Hauptdarsteller, "kranke Seele" und "Islamismus" miteinander "spielen".

Neben dieser ersten Rollentransformation findet noch eine zweite statt, parallel, indem nämlich der Islam von einer Haupt- in eine Nebenrolle transformiert wurde. Nicht der Islam, sondern der Islamismus erlangt die Kontrolle über eine erkrankte, schwache Seele. Wer aber dieser Rollenzuschreibung folgt, würde sich zum willfährigen Handlanger des Islam machen lassen, indem nicht der Islam als genuin pathologisierendes Denksystem eingestuft werden würde (Hauptrolle), sondern der einzelne Muslim im ausschließlichen Falle der nachgewiesenen Delinquenz als psychologisches Mangelwesen definiert wird (Hauptrolle), das den "friedlichen" Islam (Nebenrolle) aufgrund einer "kranken" Psyche falsch interpretiert habe. Kurz: kulturell bedingter Terrorismus, islamimmanenter Kulturterrorismus würde zu einer medizinischen Diagnose, der Anwender also krank, das Werkzeug kerngesund.

Jene Rollenzuschreibungen, Denken und Handeln würden zwischen den Sphären der Politik und der Medizin einen neuen Transferraum definieren, in dessen gemeinsamer Mitte politische und individuelle Pathologie zusammentreffen und das Individuum entlasten. Eine Auffassung, die uns Deutschen aus dem Mittelalter her wohlbekannt ist, eine Epoche, als zwischen König und Kirche jener Transferraum verlief, in welchem politische Gegner lokalisiert, identifiziert und von Seiten der Kirche pathologisiert und bestenfalls entmündigt wurden. Die forensische Psychopathologie würde somit die Rolle eines modernisierten Klerus einnehmen, der Menschen nicht als Hexen und Teufel dem Scheiterhaufen überantwortet, um ihre Seele zu retten, vielmehr im Gegenteil die faktische Anomie, das Böse und Antisoziale medizinisch rehabilitiert und somit in der Folge Ethik und Moral zu einer pseudowissenschaftlichen Stellgröße deklariert. Ob die Psychologie, eine "Wissenschaft" ohne ontologische Grundlage auf extrem dünnem wissenschaftstheoretischen Eis operierend sich einen derartig expliziten Antirationalismus im Dienste diverser Geldgeber leisten kann, dürfte eindeutig zu verneinen sein.


9. Rollen-Defizite

Bei dieser Inszenierung sollen die Umstände und Tatsachen relativiert oder in Abrede gestellt werden, die den Gesamtblick auf einen verwirrten, im Grunde noch jugendlich und unreif empfindenden Arid Uka versperren. Bei dieser antikausalen Rollenspiel-Arithmetik müssen auf der Basis des ersten Prozesstages nochmals jene Rollenspiel-Defizite in Erinnerung gerufen werden, die das Casting der Verteidigung vor eine schwere Aufgabe stellen werden. Mehrere Punkte sprechen jedoch eindeutig gegen die Validität der Verteidigungsstrategie:

- So will oder soll Arid Uka nicht über die schulischen Lücken und Fehlzeiten sprechen, es liegt sehr nahe, dass Arid Uka in jenen Jahren enge Kontakte zu gewaltbereiten Muslimen gepflegt hat und dies somit einer Blitzradikalisierung widersprechen würde.  Kurz:  je länger der Zeitraum, in dem Arid Uka Kontakt zur Islam-Szene hatte, um so unwahrscheinlicher wird seine Rollen-Zuweisung des traumatisierten jungen Mannes, der blitzartig radikalisiert wurde.

- Auch woher Arid Uka die Waffe habe und die Einlassung, niemals geübt und geschossen zu haben, scheint wenig glaubhaft. Wie will die Verteidigung diese unschuldige Rolle glaubhaft inszenieren, wenn in der Wohnung von Arid Uka 2 scharfe Handfeuerwaffen inklusive Munition vorrätig waren, griffbereit, für den "zufälligen" Moment der Radikalisierung?

- Wer in einer absoluten Streßsituation 5 Mal auf die Köpfe der Opfer zielt, 4x trifft und lediglich eine Ladehemmung eine 100%ige Trefferquote verhindert hat, kann dies schwerlich damit erklären, er habe nur vage in die Richtung der Opfer geschossen und lediglich Allahs lenkender Willen sei geschehen, so dass die Kugeln zielsicher getroffen haben. Arid Ukas Rolle als schicksalsgläubiger Islamist wird durch seine hohe Trefferquote extrem unwahrscheinlich. Übung macht den Meister, und dies gilt insbesondere für Streßsituationen.

- Eine ähnliche Entlastung hat Arid Uka mit der Aussage versucht, er habe töten wollen, habe aber die Tat dem Schicksal überlassen, nämlich in der Form des Ratespiels, ob Soldaten kommen oder nicht. Also soll auch hier eine Fügung Allahs, die Arid Uka nicht zu verantworten habe, die Tat erst ermöglicht haben. Warum Arid Uka in seiner Schicksals-Rolle so gezielt dort lange wartete, bis "zufällig" US-Soldaten auftauchten, lässt sich aber nur mit einem geplanten Vorsatz erklären.

- Weiterhin können die Gefühlsausbrüche von Arid Uka als passende Rollenvorführungen an den Stellen im Prozess interpretiert werden, die die Verteidigung als ursächlichen Grund für seine Tat darstellen und inszenieren will.  Dass aber ein verwackeltes, gestelltes, 5 Minuten währendes islamisches Propagandavideo die Rolle eines friedlichen jungen Mannes in die Rolle eines Gotteskriegers umschreiben kann, ist sehr weit an den modernen Medien, deren herben Inhalten und somit an der  Lebenswirklichkeit vorbeigedacht: es fehlt somit schlicht an der Authentizität der Spielfigur.

- Dass schließlich in prominenter Rolle ein psychologischer Gutachter von Seiten der Verteidigung eingeführt wurde, könnte darauf hindeuten, dass Arid Uka eine Reifeverzögerung und eine daraus resultierende Fehlinterpretation der Wirklichkeit attestiert werden wird und somit die These unterstützt werden soll, die Wirkung von Medien, Internet und PC-Spiele habe den Täter zu seiner Tat getrieben. Die Rolle des Gutachters entspricht den dokumentarischen Einspielungen in einem Spielfilm, dessen fiktive Handlung durch bildhafte Ausschnitte der Realität als glaubhafter dargestellt werden sollen.  

- Die zeitweise Trennung seiner Eltern als frühes Trauma und sein albanischer Hintergrund mögen in diesem Szenario des Gutachters eine unterstützende Rolle spielen, wie auch die Tatsache der sexuellen Unerfahrenheit im Sinne für den Angeklagten interpretiert werden könnten. Arid Ukas Rolle als "Opfer" der Verhältnisse wird durch diese Rollenzuweisungen komplexer und  glaubhafter für das Theaterpublikum.

- Schließlich zeigte die von Seiten der Verteidigung als extrem wichtig eingestufte Erklärung von Arid Uka, und die gleichzeitige Unwilligkeit der Verteidigung, die Erklärung  Arid Ukas öffentlich zu machen, dass in diesem komplexen Rollenspiel im Dunkeln bleiben soll, was vielleicht besser nicht offen in Deutschland gesagt und gedacht werden kann. Wenn nämlich eines mit absoluter Sicherheit die Glaubwürdigkeit einer Inszenierung zerstört, dann ist es das Lesen des Drehbuches, in dem die Regieanweisungen neben den Dialogen und neben den erwünschten Wirkungen für das Publikum nachzulesen ist.

Die Erklärung Arid Uka ist in diesem Rollenspiel-Gleichnis das Drehbuch, das die gewünschte Wirklichkeit beschreibt, wie sie das Gericht interpretieren soll. Darin wird Arid Uka so präsentiert, wie seine Rolle im kausalen und verantwortlichen Sinne einer Nebenrolle entsprechen und gelesen werden soll. Der Einblick in das umfangreiche Master-Drehbuch wird der Öffentlichkeit verwehrt, damit sie nicht hinter die  Kulissen blicken und öffentlich diskutieren kann.

Schlössen sich deutsche Gerichte dieser Inszenierung an, würde die Demokratie in Deutschland auf der Basis von Rechtsstaatlichkeit schwer beschädigt. Denn ein Arid Uka, der aus einer Vernachlässigung in der Erziehung einer modernen Medienwirkung zum Opfer fallend zum terroristischen Mörder geworden ist, wäre aus dieser Perspektive durch ein schweres Versagen der deutschen Gesellschaft zu verantworten. Diese Individualisierung von Schuld bei gleichzeitiger kollektiver Entschuldung eines kulturterroristischen Islam ließe den deutschen Staat als eigentlichen Schuldigen zurück.



(c) G. Andreas Kämmerer, 25. September 2011

Leserkommentare (7)

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@mgr

Die Bergpredigt ist mit unseren humanistischen Vorstellungen ebenfalls unvereinbar (wenn sie sie wörtlich nehmen!): Jesus fordert radikale Selbstaufgabe, das ist fern von Verantwortlichkeit und Humanismus. Schon Helmut Schmidt sagte treffend, dass er mit der Bergpredigt keine Politik machen könne. Ohne Interpretieren kommen Sie da nicht aus. Es ist ebenfalls unzulässig, Jesus und Paulus gegeneinander auszuspielen. Auch die Paulus-Briefe sind Teil des Neuen Testamentes und gelten deshalb als vom Heiligen Geist inspiriert. Die Worte von Paulus sind nicht nur Menschenwort, sie sind auch Gotteswort. G-O-T-T-E-S-W-O-R-T!!! Ignorieren geht also nicht, nur interpretieren ist erlaubt.

Ihrem Wunsch gemäß kommentiere ich noch einen Koran-Vers von Jürgen W.:

Koran, Sure 2, Vers 217
"...Und der Versuch Gläubige zum Abfall vom Islam zu verführen wiegt schwerer als Töten..."

Auch im Christentum ist die Verführung zum Abfall selbstverständlich schlimmer als Töten! Denn die Chancen auf das Himmelreich verringern sich für den Christen beträchtlich, wenn er vom Glauben abkommt. Da wäre er besser getötet worden, als vom Glauben abgekommen. Das ist doch nur logisch! Verführung zum Abfall gilt auch bei Christen als Sünde. Bis heute. Und in alle Ewigkeit.

Früher stand auf diese Sünde die Todesstrafe. Ja, im Christentum. Heute jedoch nicht mehr, weil die Christen eingesehen haben, dass der menschlichen Freiheit eine entscheidende Bedeutung zukommt und das Strafen Gott überlassen werden sollte. Exakt dieselbe theologische Wendung wäre auch im Islam möglich. Das Rad muss nicht neu erfunden werden.

Wer den Islam kritisieren will, sollte nicht ahnungslos von der Unmöglichkeit einer Reform daher schwafeln, sondern er sollte im Gegenteil die Möglichkeit dieser Reform möglichst groß und bunt an die Wand malen, und dann den real existierenden Islam direkt daneben stellen, dann wird der Unterschied zwischem real existierendem Islam und potentiell möglichem liberalem Islam umso auffälliger.

Und noch etwas: Bei Reformen geht es nicht darum, Religionen auf die Gegenwart "zuzuschneiden" oder sie "aufzuweichen", wie Sie es nennen. Es geht um glaubwürdige Reformen. Um Neuorientierung am Ursprung. Und wie sah der Ursprung im Islam aus? Tja, das ist nicht so leicht zu sagen, denn die relevanten Texte sind erst Jahrhunderte (!) nach dem Ereignis entstanden. Da ist verdammt viel Platz für Interpretationen und Reformen, wenn man nur einmal seine Vernunft einschalten würde.

PS: In unserem Erbgut ist übrigens kein Faschismus enthalten, reden Sie doch keinen Stuss!

PS 2: Die Ablehnung von Religionen ist keine Option. Religionen sind Realität, auch wenn es nicht gefällt.

@cicero
Bitte suchen sie die Stellen im Neuen Testament, die das Pendant zu den von Jürgen W. aufgeführten Versen sind. Jesus hat bei seinen Gewaltausbrüchen irgendwen getötet (hat Mohammed getötet)? Was meinen sie, wie Jesus auf die Sprüche Paulus reagiert hätte? Entscheidend ist, ob das Ausgangsmaterial irgendwas beinhaltet, was unseren humanistischen Idealen unterstützt (z.B. Bergpredigt) und die Lehren Paulus sind eben nicht immer kompatibel mit den heutigen Werten/Vorstellungen, wohl aber die Lehren Jesu. Wenn sie wieder einmal einen fundamentalistischen Christ treffen und der nervt sie mit irgendwelchen Steinzeitsprüchen Paulus, dann können sie getrost ihm sagen, daß Paulus seinen Rabbi mißverstanden hat.
Wie soll ich mir einen fundamentalistischen Christen eigentlich vorstellen? Wahrscheinlich so wie der Nachbar von den Simpsons (Flanders). OK, mit den könnte ich leben.

Man sollte wirklich nicht alle Religionen in einen Topf werfen, dazu sind sie doch zu unterschiedlich. Und wenn man jede einzelne Religion auf die Gegenwart zuschneiden würde, was würde dann rauskommen? Religionen, die keine Unterschiede mehr aufweisen würden. Wenn man also den Islam aufweichen würde, dann würde, bis auf ein paar kulturellbedingten Praktiken es den Christentum ähneln. Die Christen wiederum bräuchten dann nur noch die Trinität aufgeben und Jesus nicht der leibliche Sohn Gottes ist und nur adoptiert wurde und schon würden sich die Muslime und Christen fragen, wo ihre Identität geblieben ist.

Faschismus ist in unseren Erbgut enthalten! Warum soll man diesen durch Religion noch fördern?

@Jürgen W.:

Dasselbe Spielchen mit der Bibel:
- Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel: Mit Gewalt.
- Paulus: Eine Frau schweige in der Gemeinde.
- Paulus: Eine Frau bedecke ihr Haupt.
- Paulus: Der Mann ist das Haupt der Frau.
usw. usf. (Und jetzt kommen Sie bloß nicht, dass man das alles nicht so interpretieren dürfte, sonst haben Sie durch das Wörtchen "interpretieren" nämlich sofort zugegeben, dass Sie Unrecht haben.)

JEDE Religion muss natürlich fordern, dass ihre Offenbarung ewig und wahr ist, das ist doch nur logisch. Aber es kommt darauf an, den ursprünglichen Sinn zu erfassen und eine Interpretation in die Zeit der Gegenwart hinein zu leisten.

Das ist prinzipiell auch mit dem Koran möglich, prinzipiell auch mit all den Suren, die Sie aufgezählt haben (z.B. als Verteidigungskrieg deuten). Der Grund, warum Sie das vielleicht nicht verstehen, ist vermutlich, dass Sie auch das Christentum nicht richtig verstanden haben, und hier auf einem Kindergarten-Niveau von Gläubigkeit verharren. Auf dem Kindergarten-Niveau sind alle Gläubigen Fundamentalisten. Auch Christen.

Hausaufgabe für Sie: Gehen Sie in eine Buchhandlung und kaufen Sie sich einen katholischen Weltkatechismus. Vergleichen Sie einmal: Was steht in der Bibel, was steht im Katechismus: In welcher Beziehung steht dies zueinander? Hätten Sie die Lehren des Katechismus alle direkt aus der Bibel herauslesen können? Nein? Ach sieh mal einer an. Da haben Sie ja mal was gelernt.

Sie sollten diese Hausaufgabe wirklich durchführen, es ist sehr lehrreich.

Und noch etwas:
Sarrazin, Necla Kelek und Ralph Giordano unterscheiden alle sehr wohl zwischen einem real existierenden Islam und der Möglichkeit eines liberalen Islam. Warum tun SIE das nicht? Sie sind wohl ein ganz Radikaler?! Stehen Sie nicht auf der Seite von Sarrazin, Kelek und Giordano? Warum sind Sie gegen diese Intellektuellen? Warum sind Sie gegen Sarrazin, Kelek und Giordano?

Wenn Ihnen das zu intellektuell ist, dann können Sie ja zu PI gehen, dort nimmt man Sie gern.

"Die Vorstellung, dass jeder Muslim ein programmierter Tötungsautomat ist, ist primitiv, falsch und dumm."

Also ich habe mir die Mühe gemacht den Koran zu lesen und ich lese die Nachrichten. Hier ein paar Koranverse, die mich schon immer daran zweifeln ließen, ob es überhaupt die sogenannten "moderaten Moslems" geben kann:

Koran, Sure 2, Vers 191
"Und tötet sie, wo (immer) ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben! Der Versuch (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen ist schlimmer als Töten..."

Koran, Sure 2, Vers 193
"Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Allah verehrt wird!"

Koran, Sure 2, Vers 195
"Und spendet (für den Krieg) um Allahs willen! Und stürzt euch nicht ins Verderben! Und seid rechtschaffen! Allah liebt die Rechtschaffenen."

Koran, Sure 2, Vers 217
"...Und der Versuch Gläubige zum Abfall vom Islam zu verführen wiegt schwerer als Töten..."

Koran, Sure 8, Vers 17
"Nicht ihr habt sie erschlagen, sondern Allah erschlug sie. Und nicht du hast geschossen, sondern Allah gab den Schuß ab; und prüfen wollte Er die Gläubigen mit einer schönen Prüfung von Ihm. Wahrlich, Allah ist Allhörend, Allwissend."

Koran, Sure 61 , Vers 4
"Allah liebt diejenigen, die um seinetwillen in Reih und Glied kämpfen (und) fest (stehen) wie eine Mauer. "

Koran Sure 9, Vers 123
"Ihr Gläubigen! Kämpft gegen diejenigen von den Ungläubigen, die euch nahe sind! Sie sollen merken, daß ihr hart sein könnt. Ihr müßt wissen, daß Allah mit denen ist, die (ihn) fürchten."
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All das vorausgeschickt (es gibt noch Dutzende andere solcher Suren/Verse) halte ich es für töricht zu glauben, daß ein gläubiger Moslem mit dem abendländischen Werte- und Normenversrtändnis in Übereinstimmung zu bringen ist (siehe Tagesnachrichten der letzten 365 Tage). Eine Reformation des Islam würde mit dem Herausreißen von Dutzenden wenn nicht gar Hundert Seiten des Koran einhergehen und das wiederum steht auch meiner Meinung nach im Widerspruch zum Dogma zur ewigen Unveränderbarkeit in Form einer göttlichen Offenbarung gleich am Anfang dieses Buches.

@J. Schüler:

Diese Ewigkeitsklausel gibt es praktisch für JEDE Religion, insbesondere auch für das Christentum, dennoch sind Reformen möglich, denn es kommt auf die Interpretation an. Gutwillige Muslime haben damit kein Problem.

Die Vorstellung, dass jeder Muslim ein programmierter Tötungsautomat ist, ist primitiv, falsch und dumm. Wer so denkt, hat genauso wenig Kultur wie die, die im real existierenen Islam keinerlei Problem erkennen können.

@ Cicero

Ich teile Ihre Mühe an das Gute zu glauben, dennoch scheitert jeder Reformationsversuch des Korans directement an der Ewigkeitsklausel, sozusagen an dem was ganz am Anfang dieses zweifelhaften Buches mit mannigfaltigen Tötungsgeboten (!) steht:

"Dies ist die Schrift, an der nicht zu zweifeln ist, (geoffenbart) als Rechtleitung für die Gottesfürchtigen"

Das das so ist erkennt man den heutigen Nachrichten:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,789572,00.html

"Deutschlandfest" in Bonn
Polizei nimmt vier mutmaßliche Islamisten fest

Polizeiaktion in Nordrhein-Westfalen und Hessen: Die Behörden haben vier Männer festgenommen, die zur Islamistenszene gehören sollen. Die Maßnahme steht offenbar im Zusammenhang mit dem "Deutschlandfest" in Bonn, zu dem auch Bundespräsident Wulff und Kanzlerin Merkel kommen.

Nach ersten Erkenntnissen haben sie sich illegal Schusswaffen verschafft. Nach Informationen des SWR erfolgten die Festnahmen wegen des anstehenden "Deutschlandfestes" unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Christian Wulff in Bonn.

Alle vier Männer im Alter zwischen 22 und 27 Jahren seien in Deutschland geboren.

*** Von falscher Islamkritik und fehlgeleiteten Jugendlichen ***

Die hier geäußerte Form der Islamkritik behagt mir überhaupt nicht. Das ist mir viel zu simpel. Der Darstellung des Islam durch Andreas Kämmerer muss widersprochen werden. Von dieser Sicht müssen sich ja auch die allerliberalsten Muslime zurückgewiesen sehen! Was soll das?

Kämmer schreibt: "... jede noch so kleine Menge Islam ist ein Mißbrauch der Vernunft und der freiheitlichen Grundwerte unserer westlichen Gesellschaftsordnung. Wer sich als Muslim bezeichnet ist, um in der Metapher zu bleiben, grundsätzlich betrunken."
Und über den Koran: "... eines Dokuments, das grundsätzlich nicht interpretiert, sondern wortwörtlich genommen werden muss."
Und: "... empirisch überprüfbare Tatsachenwirklichkeit, dass es das Ziel jedes Muslim ist, im "Haus des Krieges" solange ..."

Verzeihung, aber das ist Bullshit.

Aufgeklärte Islamkritik sollte eher so gehen:

Statt keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus zu machen, müsste man im Gegenteil eine dritte Kategorie einführen: Den Traditionalismus. Der Traditionalismus zeigt in der Tat die offene Flanke hin zum Islamismus im Sinne von "Alkohol und Alkoholismus". Man kennt den Traditionalismus auch aus dem christlichen Bereich: Die Piusbrüder. Auch sie lehnen die Segnungen der Liberalität ab, leben eine geschlossene Gesellschaft, und manch einer von ihnen kommt dabei auch auf politisch extreme Pfade (und leugnet z.B. den Holocaust, der Fall ist ja bekannt).

Die Crux mit dem Islam ist, dass er in seinen offiziellen Ausprägungen (Moscheen, Islamverbände, Religionsgelehrte) auf breiter Front in Traditionalismus verharrt, statt konsequent den Weg der Vernunft ins 21. Jahrhundert zu gehen, d.h. sich zu liberalisieren, ohne sich dabei selbst aufzugeben. Vom Zweiten Vatikanischen Konzil würde auch keiner außer den Piusbrüdern behaupten, dass sich die katholische Kirche damit selbst aufgegeben hätte. Dieser Weg ist auch mit einem Buch wie dem Koran grundsätzlich gangbar, auch wenn es vielleicht schwieriger ist als mit dem Neuen Testament. Dafür bedarf es allerdings eines intelligenten und organischen Um- und Weiterstrickens der Theologie, die sich um den Koran herum in Jahrhunderten entwickelt hat.

Grundlegende Irrtümer vieler Islamkritiker bestehen darin, dass sie nicht sehen wollen, dass derselbe Prozess auch mit Christentum und Bibel vonstatten ging; sie denken über den Islam, wie wenn das Christentum schon immer liberal gewesen wäre. Und sie haben eine falsche Vorstellung davon, was tatsächlich im Koran geschrieben steht bzw. was nur der Theologie drumherum zuzurechnen ist.

Allerdings gilt es zwei Dinge zu bedenken:

a) Diese Reformen sind bislang nur ein Potential, das nicht realisiert wurde. Der real existierende Islam verharrt in Traditionalismus. Und wenn das so bleibt, erwächst uns hier in Europa ein massives Problem, das nur aus niedrigen Beweggründen geleugnet werden könnte.

b) So ein organisches Weiterentwickeln verläuft normalerweise nicht in 30 Jahren und nicht auf friedliche Weise. Europa hat dazu Jahrhunderte und blutige Kriege und Revolutionen benötigt.

Wenn es also SCHNELL und FRIEDLICH gehen soll, wird es nicht ohne hilfreiche Begleitung von außen gehen, im Sinne von Malek Chebel: Der Islam, so schreibt er, muss sich reformieren, "alle sind sich darüber einig – aber er kann es nicht ohne die Hilfe und die Solidarität des Westens." - Auch Seyran Ates sagt nichts anderes, und ist darüber hinaus auch der Auffassung, dass Muslime, die den Weg partout nicht mitgehen wollen, besser nicht auf Dauer in Europa leben sollten, weil es einfach nicht geht.

Von dieser hilfreichen Begleitung gutwilliger Muslime, von der Formulierung eines Anspruchs und eines Zieles, sehe ich bei unseren Politikern und Intellektuellen aber nichts. Nichts! Die gehen lieber mit traditionalistisch, iranisch oder grauwölfisch orientierten Moscheegemeinden Fastenbrechen und haben dafür ihre Ruhe. Der Religionsunterricht wird unter dem Vetorecht der Islamverbände stehen. Davon ist *nichts* zu erwarten. *Nichts*!

Die einen verteufeln den Islam, wie wenn er das unheilbar Böse selbst wäre, die anderen tun so, wie wenn der real existierende Islam die liberalste Religion der Welt wäre. Wie wäre es mal mit ein wenig Vernunft?

Und es ist kein Wunder, dass weniger psychisch belastbare oder unerfahrene Menschen (Jugendliche z.B.) diese gesellschaftlichen Zustände nicht mehr verstehen und radikal werden. Ob sie nun Arid Uka oder Anders Breivik heißen spielt dabei keine Rolle. Wer würde denn nicht verrückt werden beim Anblick dessen, was Traditionalisten und Politiker gemeinsam für einen Unsinn fabrizieren?

Zum Schluss noch zwei Links:

Einer zum Verband Demokratische-Europäischer Muslime (eine Minderheit, aber es gibt sie):
http://www.vdem.eu/

Und ein Artikel von einem Ex-Islamist über das, was getan werden müsste (damit niemand glaubt, ich würde hier vom grünen Tische aus reden):

Appell an Glaubensbrüder: Setzt dem Terror ein Ende!
Ein ehemals radikaler britischer Islamist stellt sich gegen die Ideologie des Glaubenskriegs
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/appell_an_meine_glaubensbrueder_setzt_dem_terror_ein_ende_1.522722.html