Islamischer Antisemitismus in Deutschland

Vortragsabend im Kulturforum in Wiesbaden


Zu diesem Thema führte die BLW (Bürgerliste Wiesbaden) am Montag, 10. Oktober 2011 einen Vortragsabend im Kulturforum in Wiesbaden durch. Dieses war mit rund 200 Stühlen großzügig bestuhlt worden, wurde doch vor einiger Zeit die Veranstaltung der Katholischen Stadtkirche Frankfurt im Haus am Dom mit Necla Kelek schon vor Beginn wegen Überfüllung geschlossen. Necla Kelek, die politisch unkorrekte Deutschtürkin, hatte es gewagt, sich im Berlin bei der Vorstellung des Buches „Deutschland schafft sich ab“ neben den Autor Thilo Sarrazin zu setzen!

Indes war an diesem Abend der Saal mit etwa 70 Gästen nur recht mäßig gefüllt. Das Publikum überwiegend typisch Wiesbaden: Älteres, wohl situiertes Bildungsbürgertum. Man begrüßte sich. Kein einziger „Gutmensch“ ließ sich blicken!

Es sprachen zwei hochkarätige Kenner zum Thema: Der Orientalist und Buchautor zu Politik und Geschichte Dr. Hans-Peter Raddatz, 1941 geboren in Koblenz, er lebte nach seiner Promotion 15 Jahre im Orient, schrieb unter mehreren anderen das Buch „Allah und die Juden“ und gilt als profunder Islamkritiker.

Auch der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll hat eine interessante Vergangenheit: Als Sohn des DDR-Schriftstellers Dieter Noll 1954 als Hans Noll im damaligen Ostberlin geboren, machte er sich allein als Kriegsdienstverweigerer in diesem kommunistischen System unmöglich. 1984 gelang ihm die Umsiedlung nach Westberlin, 1992 zog er nach Rom und 1995 schließlich nach Israel. Noll, der ein umfangreiches literarisches Werk von Novelle über Roman bis Lyrik schuf, wagte es, als Jude in Israel gegen den Rassismus-Vorwurf des Zentralrates der Juden in Deutschland an Thilo Sarrazin aufzustehen!

Den Abend eröffnete Dr. Michael v. Poser, Vorsitzender der Bürgerliste in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung. Neben zwei weiteren Abgeordneten gehört auch ein Freier Wähler der Fraktion an. V. Poser zur Ursache dieses Abends: Aktuell sei die Umbenennung einer Schule im Taunus-Vorort Naurod, die nach dem Lokaldichter Rudolf Dietz benannt ist, dem indes antisemitische Tendenzen im 3. Reich nachgewiesen wurden. Aber neben der NPD gäbe es Antisemitismus auch im Islam.

Dazu Raddatz: „Der interkulturelle Dialog wird heutzutage hauptsächlich im Interesse des Islam und somit gegen die Interessen der Mehrheit geführt.“ So würden inzwischen an den Universitäten studentische Karrieren durch den allgemeinen Mainstream verhindert. Und im islamischen Raum, hier in Ägypten? Raddatz: Offene Gespräche vor Ort seien nur noch mit alten Freunden möglich, denen man vertrauen kann. Denn die politischen Eliten dort entstammten meist der Muslimbrüderschaft. Die „schariatische Richtung“ nehme zu. Zwei Ziele nähmen Gestalt an: Erstens Israel aus Nahost zu verdrängen und zweitens sich gegen die westliche Denkens- und Lebensweise zu wenden. Dieses werde vom OIC (Organization of the Islamic Conference) vertreten, dem 56 islamische Staaten angehören. Raddatz bilanziert: „Daran leiden die Toleranz-, Friedens- und Kulturfähigkeit!“

Raddatz weiter: „Wer den Dialog steuert und beherrscht und die Kritik an der Gewalt des Islam unterdrückt, befördert diese!“ Die Folge sei das Verschwinden des Christentums nach 2000 Jahren in den islamischen Ländern: Die Zahl der Christen in der Türkei habe sich in den letzten Jahrzehnten von 6 bis 8 Prozent auf nahezu Null reduziert. Ebenso im Irak nach den beiden Golfkriegen. Auch die Kopten in Ägypten, immerhin zehn Prozent der Bevölkerung, erlitten in der letzten Zeit verschärfte Verfolgung. Raddatz fragt in den Raum: „Wo ist die Toleranz des Islam? Da ist eine Schieflage entstanden!“

Auch die Aggression gegenüber Israel wachse: „Der Libanon wurde faktisch von der Iranischen Hisbollah übernommen!“ Im islamischen Raum wettere man gegen die „verkommene, ungläubige, westliche Kultur.“ Diese herrsche auch in Israel. Man stütze sich dabei auf die Kampfaufrufe gegen Christen und Juden im Koran. Dies werde von einigen muslimischen Würdenträgern indes bestritten: Es seien falsche Übersetzungen und somit falsche Interpretationen und Auslegungen. Doch des Arabischen mächtig, hält Raddatz dagegen: „Für ‚töten‘ gibt’s im arabischen nur ein einziges Wort!“ Der Islam sei eben nicht nur Religion, sondern auch Ideologie! Und in den Moscheen würden die Jugendlichen von Anfang an indoktriniert. 1970 habe es in Deutschland 30 Moscheen gegeben, heute, nach 40 Jahren 3000!

Noll: „Judenhass bei Mohammed von Anfang an im Koran!“

Abraham Geiger habe in seinem Werk drei Stufen der Diskriminierung von Juden und Christen durch den Islam ausgemacht: Die erste sei die Verfluchung (Sure 5, Vers 13), die zweite die Bekämpfung derer, die der wahren Lehre nicht folgen würden. Würden sie sich nicht zu dieser bekehren, müssten sie Tribut zahlen (Sure 9, Vers 29). Die dritte Stufe sei die Verfolgung (Sure 3, Vers 191). Dabei bestehe der Koran zu 90 Prozent aus der Bibel! Muslime machten indes „Übersetzungsfehler“ geltend. Indes sei ganz klar: Mohammed will die Weltherrschaft des Islam, die Juden nur ihr eigenes Land.

Nolls Ausflug in die Geschichte: Ab dem 8. Jahrhundert regelte die Dhimma das Zusammenleben von Andersgläubigen und Muslimen in muslimisch gewordenen Ländern. Denn die Juden wurden ja von den Römern durch die Zerstörung des jüdischen Staates vor allem auf die arabische Halbinsel vertrieben. In der Nazizeit habe sich der Großmufti von Jerusalem Amin al Husseini von Hitler hofieren lassen, sei nach Berlin gekommen und habe aktiv an der Ermordung von Juden mitgewirkt. Dafür sei er nach dem Krieg von der ägyptischen Muslimbrüderschaft gepriesen worden!

1947 entstand auf dem ehemals britischen Mandatsgebiet mit Hilfe der UNO der Staat Israel. Hier sehen die Muslime einen widerrechtlichen Zustand, die Herrschaft der Ungläubigen, Israel auch als ein Symbol des Westens. 1988 übernahm die Hamas die Herrschaft im Gazastreifen. In ihrer Charta spricht man hasserfüllt über Juden und Christen von den „Zionisten und Kreuzfahrern“. Die fundamentalistische, türkische Organisation Milli Görüs schreibt in ihren Schriften ebenso hasserfüllt wie falsch von „jüdischer Weltherrschaft und Weltverschwörung“. Es gäbe so widersinnige Behauptungen wie, dass sich zum Laubhüttenfest Vertreter aller 12 jüdischen Stämme auf einem Friedhof in Prag träfen. Der iranische Ministerpräsident Ahmadinedschad habe den Judenhass zur Staatsdoktrin erhoben. Auch in Deutschland hätten sich die Salafisten, eine besonders extremislamistische Spielart des Islam festgesetzt! Noll noch einmal zu Milli Görüs: Diese Extremnationalisten strebten die Wiedererrichtung des Osmanischen Reiches an, wobei der Staat Israel „das größte Hindernis“ sei. Noll endet: „Es ist mir völlig unverständlich, wie man Milli Görüs hier in Deutschland wirken lassen kann!“


D. Schreiber

Leserkommentare (8)

Um einen Kommentar zu verfassen, loggen Sie sich bitte hier ein.
Falls Sie noch kein Benutzerkonto besitzen, können Sie sich hier registrieren.

@J. Schüler:

Wo sehen Sie bei mir Blütenträume?
Ich bin sehr realistisch eingestellt:

- Liberale Muslime sind eine Minderheit.
- Das Potential des Islam auf Reform ist NICHT realisiert.
- Unsere Politiker tun auch nichts dafür, dass sich dieses Potential realisiert.
- Reformen müssen gefordert und forciert werden.
- Forderungen und Forcierungen haben ein gutes Fundament, nämlich die tatsächliche Möglichkeit des Islam, sich zu reformieren.

Ergo: Wo ist Ihr Problem? Sind Sie dagegen, Forderungen zu stellen? Sind Sie dagegen, dass es eine GEISTIGE Grundlage dafür gibt, Forderungen zu stellen?

Gegenfragen: Wie wollen Sie eine Reform des Islam einfordern, wenn Sie gleichzeitig der Auffassung sind, dass das gar nicht geht? Wie wollen Sie Muslime für einen liberalen Weg gewinnen, wenn Sie gleichzeitig sagen, solche Muslime könne es gar nicht geben, und damit jeden gutwilligen Muslim vor den Kopf stoßen? Meiner Meinung nach hat die heute verbreitete Form der Islamkritik hier einen Knoten im Hirn, den sie schleunigst loswerden sollte.

Übrigens:
Thilo Sarrazin sagt nichts anderes, S. 268 ff.
Ralph Giordano inzwischen auch.
Felix Strüning vom Vorstand der FREIHEIT hat in seinem Magazin auch ein gutes Interview dazu:
http://www.citizen-times.eu/wir-muslime-geniesen-hier-ein-maximum-an-religionsfreiheit/

Sie sollten weniger PI lesen und sich umfassender informieren.
Auch das Christentum ist nur durch Reformen gezähmt worden.

Oder träumen Sie von einer Deportation aller Muslime - ?! Nicht wirklich, oder?

cicero, waren das "Nichtmoslems" so wie bei dem in hohem Maße antisemitischen und mittlerweile jährlich stattfindenden "Al-Quds-Tag" in Berlin? Video: http://www.youtube.com/watch?v=-6BYl84Jg_Y

Und Ihre Argumentation, daß überall "moderate Moslems" darauf warten ihre Traditionalisten und Islamisten in Frühlingsblumen zu verwandeln ist schlicht schneller von der Realität eingeholt, als daß Sie Ihre gutmeinende und wenig realistische EInschätzung der Dinge wiederholen könnten.

Siehe aktuell: http://www.zeit.de/2011/43/Tunesien-Reportage "In Tunesien begann der Arabische Frühling. Jetzt wählt das Land zum ersten Mal. Gewinnen werden die Islamisten"

@J. Schüler:

Sehr richtig, xenophile Beschwichtigungsdogmatiker dürfen in einer Demokratie keine Chance bekommen. Zu diesen gehörten auch die Organisatoren der Demo gegen diesen Londoner Laden: Propalästinensisch eingestellte Nichtmuslime, wie man auf diesem Foto hier sehen kann :
http://www.jewishledger.com/2011/09/palestinian-protests-shut-down-londons-ahava/

Die Organisatoren der Demo waren diese hier:
http://www.palestinecampaign.org/

Natürlich waren auch traditionalistische und islamistische Muslime dabei. Aber dass auch liberale Muslime dort protestiert hätten, davon habe ich nichts finden können.

Die linke Taktik, alle Muslime in einen Topf zu werfen, muss beendet werden!

In der "WELT" ist ein Artikel erschienen, der auf erschütternde Weise über gelebten islamischen Antisemitismus in der (noch) abendländischen Metropole London berichtet. So manch xenophilem Beschwichtigungsdogmatiker stünde es gut an, den "Londonistan" betitelten Artikel sorgfältig zu lesen: http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article13668371/Londonistan.html

Nutzer "Paul Loeb" und Nutzer "Kobe" repräsentieren sehr gut die zwei Extreme der Islam-Debatte.

Nutzer "Paul Loeb" ist so sehr auf den islamistischen und traditionalistischen Islam fixiert, dass er zwischem beiden keinen Unterschied macht und Reformbewegungen ganz ausblendet - und fertig ist der Islam nach "Paul Loeb". Dass der Hinweis auf Islamreformer auch noch zu etwas anderes nütze sein könnte, als vergebliche Hoffnungen zu schüren, leuchtet ihm nicht ein.
Nutzen Nr. 1: Es gehört sich einfach so, den guten Willen von Menschen anzuerkennen, auch wenn es wenige sind. Das nicht zu tun verrät nichts gutes über den, der es nicht tut.
Nutzen Nr. 2: Wer begriffen hat, dass Reformen möglich sind, hat ein viel besseres Standing, um Reformen auch zu FORDERN. Der Islam ist nicht auf die traditionalistische Deutung festgelegt und benötigt keine Extrawurst.

Nutzer "Kobe" betont die Friedlichkeit des Islam nach außen und übersieht dabei die viel tiefer greifenden Probleme mit dem traditionalistischen Islam: Keine Gleichberechtigung von Mann und Frau, eine geschlossene Gesellschaft usw. usf. Und es liegt nicht nur an mangelnder Bildung. Der offizielle Islam der Religionsgelehrten ist in der Breite immer noch nicht freiheitlich orientiert. Ein friedlicher Islam reicht nicht, es muss ein FREIHEITLICHER Islam sein. Das sagen auch arabische Intellektuelle in diesen Tagen. Wir wollen Fatwas sehen, die die Gleichberechtigung von Mann und Frau für vereinbar mit dem Islam erklären. Und wer bei den Islamreformern aufgepasst hat, der weiß auch, dass das nicht unmöglich ist.

Sollten hier Journalisten mitlesen, sollten sich diese einmal fragen, was sie dazu beigetragen haben, diese beiden Extreme gegeneinander aufzuschaukeln ... mit dieser saudämlichen Zweiteilung in Islam und Islamismus z.B. ...

@Paul Loeb, schonmal was von der Türkei gehört? Oder mal von Atatürk? Die Türkei war und ist immer noch ein demokratisches Land, auch wenn es in der Türkei bergabwärts wegen der Pro-Islamischen Partei AKP geht.

Finde es sehr schwach, dass keine islamischen Schriftsteller oder ähnliche intellektuelle Moslems befragt wurden. Im Koran wird Jesus des öfteren erwähnt und JEsus wird nicht EINMAL schlecht beschrieben, ganz im Gegenteil.

Aber natürlich gibt es auch im Islam schwarze Schafe, auch wenn diese die Mehrheit sind. Das liegt aber nicht an den Leuten, sondern an der Regierung bzw. Führung. Die Bevölkerung ist ungebildet und natürlich kaufen diese jedes einzelne verfälschte Wort der Regierung ab.

Die Moslems waren in den letzten Jahrhunderten die friedlichste Religion, ganz zu schweigen von den Christen und Juden und nur weil es sich jetzt geändert hat, wird natürlich nur auf dem Islam rumgehackt. Man sollte sich vielleicht auch mal an die eigene Nase fassen.
Wer ist damals in islamische Länder einmarschiert? Die Christen
Wer hat ein Land bekommen auf islamischen Boden? Die Juden

Ich wüsste nicht, außer den Osmanen, welches andere islamisches Land in christliche Länder einmarschiert ist.

Also mir ist kein demokratisches islamisches Land bekannt, in dem nicht der Islam die Hauptrolle spielt, mitsamt allen seinen undemokratischen Auswüchsen. Nutzer "cicero" reiht sich ein in die Gutmenschen die daran glauben, daß der Islam domestizierbar und demokratisierbar ist.

Nach all den arabischen Frühlingsrevolutionen ist in all den Revoluzzerländern der islamistische Herbst ausgebrochen und in Nordspanien haben kürzlich "demokratische Muslime" die Befreiung der nicht-islamischen Hundehalter von ihren Hunden angekündigt und mit Gift nachgeholfen. Im verschlafenen Seckbach dürfen wir uns jetzt über eine salafistische Moschee inklusive Haussekte freuen, die jederzeit Tausende überzeugter Hardcore-Anhänger auf der Zeil mobilisieren kann - Tendenz steigend. In Frankreich mußte die Regierung nunmehr mit Hilfe von Gewaltandrohung dreist zunehmende Massengebete (!) von demokratischen Muslimen auf den Straßen von Paris und anderswo mit mäßigem Erfolg eindämmen.

In Frankfurt-Hausen wurde ein extrem judenfeindlicher Vorzeige-Imam in einer "demokratisch-integrierten Gemeinde" enttarnt und überhaupt nur gegen große Widerstände entfernt. Es wird nicht der letzte antisemitische Moslem-Vorbeter in dieser Republik der Ahnungslosen gewesen sein, denn er hat ja schließlich nur den Koran gepredigt, dort wo der tödliche Hass auf Juden -die "Yahud"- schon Kindern gelehrt und eingebleut wird. Es müssen halt nicht immer Bomben sein.

Wie schön ist doch das Träumen im Angesicht des islamischen Winters.

Ich persönlich habe lange Zeit auf Reisen und beruflich in islamischen Ländern verbracht und bin froh dort nicht mehr hin zu müssen, denn ich habe dort genug islamische Umtriebe gegenüber den "Ungläubigen" gesehen und am eigenen Leibe gespürt und zwar überall die selben. Der Islam, als religiös verbrämte politische Gesellschaftsideologie, ist mit abendländischen Werten schlicht unvereinbar und wird es alle Zeit sein. Das ist meine persönliche Meinung und ich wünsche Nutzer "cicero" viel Spaß beim ewigen Ausdiskutieren und intellektuell blumigen Träumen Abseits islamischer Realitäten und der klaren, ewig gültigen Ansagen des Korans.

Islamkritischen Botschaften von dieser Art befriedigen nicht. Sie verfangen auch in der Breite der Bevölkerung nicht. Das ist sogar verstehbar. Die Kritik "hakt" nicht ein. Diese Form der Kritik ist zu simpel, so dass sie tausend Ansatzpunkte eröffnet, sie abzulehnen. Und das machen die Menschen dann auch. Die Islam-Problematik ist nicht gerade angenehm, und wenn sich Gründe finden lassen, sie beiseite zu schieben, dann macht man das auch:

x) Der Islam eine einzige antidemokratische Ideologie? Aber nein, es gibt doch demokratische Muslime, sogar liberale Verbände ... z.B. den VDEM.

x) Der Koran enthält dies oder jenes? Aber nein, das kann man ja alles interpretieren, gibt's in der Bibel ja alles auch.

x) Islamverbände islamistisch? Aber nein, die werfen doch keine Bomben. Also sind sie nicht islamistisch, und damit müssen sie ja wohl in Ordnung sein.

Dieses ganze Irrtumsgeflecht kann man nur aufbrechen, indem man sich selbst seiner Irrtümer entledigt und präziser wird: Man muss akzeptieren, dass es einen demokratischen Islam gibt, z.B. den VDEM, es gibt ihn wirklich. Man muss akzeptieren, dass Islamverbände in der Regel nicht islamistisch sind, denn sie werfen ja wirklich keine Bomben.

Präzise Islamkritik richtet sich gegen eine Kategorie, die die veröffentlichte Meinung durch die Zweiteilung in Islam und Islamismus völlig ignoriert: Den Traditionalismus. Der Traditionalismus wirft tatsächlich keine Bomben, aber er fördert eine geschlossene Gesellschaft. Er interpretiert den Koran auch nicht (oder behauptet dies zumindest), und öffnet dadurch die Flanke für den Islamismus.

Und der organisierte Islam ist nun einmal in der Breite traditionalistisch. Aber diese Erkenntnis kann man erst vermitteln, wenn die Leute geschnallt haben, was Traditionalismus ist.

Die Medien tun ja alles, um diese Kategorie auszublenden, in dem sie ständig von Islam und Islamismus sprechen. Allzu simple Kritiker wie Raddatz und Noll (der sogar wissen will, dass die Juden in Arabien von den Römern dorthin vertrieben worden sein sollen, du meine Güte; die Wissenschaft geht eher davon aus, dass es dort gar keine Juden gab und entsprechende Texte Legenden sind!) arbeiten hier Hand in Hand mit den allzu simplen Medien, denn solange sich beide Seiten um Islam und Islamismus streiten, fällt niemandem auf, dass es da noch etwas drittes gibt.