Frankfurter mögen Cannabis – oder nicht?

Groteske um eine gefälschte Bürgerbefragung

Frankfurter mögen Cannabis – oder nicht?

Hübners Frankfurter Woche – Folge 87

Es ist bekanntlich ein besonderes Anliegen der Ampelkoalition in Berlin, nicht nur Heizen und Nahrung neu zu regulieren, sondern auch den Konsum von Rauschmitteln wie Cannabis zu entkriminalisieren. Bei soviel Progressivität in der fernen Hauptstadt wollte auch das Frankfurter Drogenreferat, wie das Gesundheitsdezernat fest in grüner Hand, nicht zurückstehen und veranlasste eine große Umfrage unter den Frankfurter Bürgern nach deren Einstellung zur Legalisierung von Cannabis. Also wurden 10.000 vorgeblich zufällig aus dem Melderegister ausgewählte Stadtbewohner angeschrieben mit der Bitte, etliche Fragen zum Thema zu beantworten.
 
Die Aktion hat mehr als 21.000 Euro gekostet, 3001 Antworten kamen zurück. Für die Auftraggeber hat sich der Aufwand gelohnt, denn sie bekamen das erwünschte Ergebnis und verkündeten am 24. Juni 2023 auf einer Sitzung im Gesundheitsamt stolz, rund 70 Prozent der Frankfurter (also 70 Prozent der 30 Prozent faktischen Teilnehmer) hätten sich für die Legalisierung des Rauschmittels ausgesprochen. Der grüne Gesundheitsdezernent Stefan Majer legt Wert auf die Feststellung: „Wir handeln nicht ideologisch, sondern faktenbasiert“. Die Öffentlichkeit erfährt bei dieser Gelegenheit auch, 17 Prozent der Rücksender der Befragung hätten angegeben, in den vergangenen 30 Tagen selbst Cannabis konsumiert zu haben.
 
Dann meldete sich auf der Sitzung ein Journalist, der von einer Manipulation der Studie erfahren haben will: 500 Fragebögen sollen gefälscht gewesen sein. Noch am gleichen Tag gibt es ein Bekennerschreiben einer sogenannten „Roten Kiffer Fraktion“ (RKF)“. Es existiert auch ein Video mit dem Titel „Die RKF macht Frankfurt zur Kiffer-Metropole“. Obwohl selbst bekennende Kiffer, also Cannabis-Konsumenten, kritisiert die dubiose RKF die städtische Aktion als Verschwendung von Steuergeldern, denn das Thema werde nicht auf kommunaler Ebene entschieden, sondern im Bund. Zwei Tage später gesteht das Drogenreferat, unter den 3001 Rücksendungen seien mindestens 350 „sehr clever gemachte“ Kopien gewesen, nach Aussage von RKF „ausschließlich tendenziös positiv hinsichtlich der Kifferei“ ausgefüllt.
 
Wer nun denkt, das Drogenreferat und Gesundheitsdezernat werde deshalb schamvoll die Befragung und ihr angebliches Ergebnis zurückziehen, irrt. Denn wer Progressives im Sinn hat wie die grünen Drogenbefreier, hat immer recht: Die Ämter behaupten nämlich unverfroren, die Studie sei ungeachtet der Manipulation repräsentativ, eine neue Umfrage nicht erforderlich. Unausgesprochen heißt das: Das Risiko, bei einer Wiederholung der Bürgerbefragung ein ganz anderes, nicht gefälschtes Ergebnis zu bekommen, ist den Verantwortlichen zu groß. Außerdem: Die fortschrittsfreudigen Cannabis-Freunde werden sich doch ihr Anliegen nicht ausgerechnet von bekifften Kiffern verderben lassen!


Wolfgang Hübner

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