Frankfurt „steigt“ auf und ab

2022 Kriminalitätshauptstadt und weniger lebenswert

Frankfurt „steigt“ auf und ab
(Polizeisymbolbild: KDogan/pixabay)

Hübners Frankfurter Woche – Folge 89

In Frankfurt ist man immer stolz, irgendwo besser dazustehen als die Bundeshauptstadt Berlin. Doch dass die Mainmetropole 2022 Berlin wieder den Rang abgelaufen hat, Kriminalitätshochburg Nummer eins unter den deutschen Großstädten zu sein, ist kein Grund zur Freude. Und es ist auch keine positive Entwicklung, in der Rangfolge der lebenswertesten Städte der Welt binnen nur eines Jahres von dem kürzlich noch bejubelten Platz 7 auf den 17. Rang zurückgefallen zu sein.

Das will zumindest die britische Wirtschaftszeitung „Economist“ herausgefunden haben: „Der globale Lebenswertindex besteht aus einer bestimmten Anzahl repräsentativer Geschäftsreiseziele, die sich in der diesjährigen Erhebung auf 173 Städte belaufen“. Für den Index wurden die Faktoren Stabilität, Gesundheitswesen, Bildung, Infrastruktur sowie Kultur und Umwelt bewertet.

Man kann sicher mit einigen Argumenten die Stichhaltigkeit solcher Erhebungen wie die des „Economist“ bezweifeln. Wahrscheinlich war Frankfurt im Vorjahr überwertet, aus welchen Gründen auch immer, und ist nun wieder in eine Normalposition gelangt. Allerdings sollte ein so deutlicher Abstieg im Ranking der lebenswerten Weltstädte auch Anlass für die verantwortlichen Kräfte in Politik und Verwaltung Frankfurts zu selbstkritischer Nachdenklichkeit sein. Ein nicht unbedeutender Minuspunkt könnte zum Beispiel die für viele Frankfurter Bürger ärgerliche Verschmutzung und Verwahrlosung in der Innenstadt sein.

Wer schon einmal gesehen hat, in welch erbärmlichen Zustand die Straßen und Plätze dort nach einem ganz normalen Samstag noch am folgenden Vormittag sind, wird sich nicht wundern, wenn ausländische Gäste und Geschäftsreisende nach einem frühen Sonntagsbummel durch die City entsetzt sind und das nach ihrer Heimkehr berichten. Es ist für Frankfurts Besucher wie mehr noch für seine Einwohner auch kein gutes Gefühl, in der nach Kriminalitätsstatistiken gefährlichsten Stadt Deutschlands im Jahr 2022 gewesen zu sein bzw. weiterhin zu leben.

Die Polizei zählte im Vorjahr 109.047 Straftaten, das sind 14.363 auf 100.000 Einwohner - ein deutlicher Zuwachs um fast 14 Prozent. Zwar ist die Anzahl von Straftaten bezogen auf je 100.000 Einwohner in Berlin größer, doch das kann für Frankfurt und die Frankfurter kein Trost sein. Denn der starke Anstieg von Straftaten muss beunruhigen. Denn hinter vielen Straftaten stecken kleinere oder größere Tragödien für die davon leidvoll betroffenen Menschen. Die übliche Erklärung für die hohe Kriminalität in Frankfurt, die Stadt sei nun mal das Mobilitätszentrum der Republik, ist nicht unrichtig, aber auch unzureichend. Deshalb sollte sich niemand damit zufriedengeben.


Wolfgang Hübner

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