Frankfurt verschwendet wertvolles Trinkwasser
Wasserkonzept und Sparappelle sind zu wenig

Hübners Frankfurter Woche – Folge 90
Hurra, es hat geregnet! Tagelang! Im Sommermonat Juli! Das war eine hochwillkommene Dusche für die dürstende Natur, aber ernüchternde Dusche für alle Klima- und Hitzehysteriker, die nach der Trockenheit zuvor schon wieder den Notstand ausrufen wollten. Doch so tröstlich es ist, daß Petrus sich von aufgeregten Menschen nicht in seine Entscheidungen hineinreden lässt: Das Wasserproblem der Stadt Frankfurt kann auch die Regenflut der letzten Tage nicht lösen. Dieses Problem besteht darin, daß die ständig an Wasserkonsumenten aller Art wachsende Stadt viel zu viel wertvolles Trinkwasser aus fremden Quellen benötigt.
Denn durchschnittlich nur 25 Prozent des in Frankfurt verbrauchten Trinkwassers stammen aus der Gewinnung im Stadtgebiet, die übrigen 75 Prozent kommen aus dem Hessischen Ried, dem Vogelsberg und dem Kinzigtal. Da Frankfurt einen sehr wasserreichen Untergrund hat, liegt dieses deutliche Mißverhältnis an der weitgehenden Versiegelung des städtischen Bodens. Die Konsequenz: Es gibt inzwischen breiten Widerstand in den Fremdgebieten der Frankfurter Wasserversorgung gegen die Ausbeutung des eigenen Quellreichtums, die schon zu ernsten Problemen mit der eigenen Versorgung zum Beispiel im Vogelsberg geführt hat.
Da die politischen Mehrheiten in Frankfurt, auch und gerade unter Führung der Grünen, mehr Wert auf Bevölkerungswachstum als auf wirksame Maßnahmen zur Einsparung von Trinkwasser legen, wird das Problem immer größer. Wenn der Magistrat in der Stadt plakatieren lässt: „Frankfurt spart Wasser“, dann ist das bestenfalls ein hilfloser Appell an die Bürger, im Grunde aber die Verbreitung einer Fehlinformation. Das ist umso verwerflicher, weil seit Juni 2021, also seit bereits zwei Jahren, ein von der Stadt in Auftrag gegebenes „Wasserkonzept“ von 130 Seiten vorliegt. In dem Konzept werden akribisch alle Aspekte des Themas behandelt. Und es wird prognostiziert, daß die Wasserversorgung Frankfurts auch in absehbarer Zukunft nicht gefährdet sei.
Doch eine Schwachstelle des Konzepts ist die mangelnde Beschäftigung mit den Möglichkeiten, wertvolles Trinkwasser in vielen Bereichen durch Brauch- oder Betriebswasser zu ersetzen. Um das zu veranschaulichen: Als in einem der vergangenen Trockensommer die Not besonders groß war, wurden die Bürger dazu aufgefordert, die gestressten Stadtbäume mit Wasser aus der Leitung zu gießen. Das führte zu wütenden Protesten aus dem Vogelsberg und Hessischen Ried. Und natürlich sind auch Toilettenspülungen mit Trinkwasser ein Skandal.
Hier mit der Umstellung auf die Verwendung von Brauchwasser Abhilfe zu schaffen, ist sicher eine langfristige Aufgabe mit hohen Investitionen. Es ist jedoch unentschuldbar, daß die Römer-Politik sich vor dieser Aufgabe weiter drückt und das Geld der Bürger für ganz andere, weitaus weniger notwendige Zwecke ausgibt.