Hessen, ihr könnt ewig leben!

Spaziergang eines beeindruckten Stimmberechtigten

Hessen, ihr könnt ewig leben!
© geralt/pixabay

Hübners Frankfurter Woche – Folge 94

Eigentlich sind Wahlplakate der Parteien offenbar nicht zu vermeidende periodische Verunstaltungen von Straßen und Plätzen. Doch ein gestriger Spaziergang durchs Frankfurter Ostend hat mich in dieser abfälligen Meinung unsicher gemacht. Denn bei der Werbung für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober haben sich einige Parteien tatsächlich beeindruckende Sprüche und Parolen einfallen lassen, die ich nicht ungewürdigt lassen möchte.
 
Beginnen wir mit der Parteienseniorin, also der SPD. Auf den Rückseiten des Bildes ihrer Spitzenkandidatin Nancy Faeser lesen wir „Zeit für 6.000 neue Ärztinnen“ oder „Zeit für 12.500 neue Lehrerinnen“. Und auf anderen Plakaten ist es „Zeit für 9.000 neue Handwerker“ oder gar „Zeit für 25.000 Pfleger“. Lobenswert geschlechtssensibel werden also von der SPD 18.500 neue Stellen für studierte Frauen, hingegen für unstudierte bzw. studierunfähige Männer 34.000 Jobs in härteren Berufen gesucht.
 
Ich wage das so zu interpretieren, daß die SPD endlich mal die vielen aus aller Welt eingereisten jungen Männer in die Werkstätten und Altersheime integrieren will – eine löbliche Absicht. Warum allerdings männliche Wesen weder als Arzt noch als Lehrer in Hessen gebraucht werden sollen, muß wohl ein speziell sozialdemokratisches Geheimnis sein, das es noch zu ergründen gilt. Diese Faeser hat es jedenfalls faustdick hinter den Ohren!
 
Die Grünen laden alle des Englischen mächtige Wähler zu einem „Future Pub Quiz“ ein, bei dem es laut Plakat um die existenzielle Frage geht: „Wie sieht Deine Zukunft aus?“ Da ich zu alt bin, um das erfahren zu wollen, müsste ich bei allerdings nicht vorhandenem Interesse an dieser Partei in irgendeine „Townhall“ kommen, wo mich lauter fröhlich lachende grüne Kandidaten zum Fremdsprachentest erwarten würden. Da geh ich aber bestimmt nicht hin!
 
Hat die FDP besseres zu bieten? Ihre Kandidaten versprechen drohend, „Feuer und Flamme für Hessen“ zu sein. Das ist mir jedoch viel zu extremistisch, schließlich möchte ich das schöne Hessenland demnächst nicht abgebrannt erleben. Und eine Partei, die ankündigt, „Politik für Menschen – Nicht für Politiker“ machen zu wollen, deshalb folglich Politiker nicht für Menschen hält, ist mir mehr als unheimlich. Denn wer will schon von Unmenschen regiert werden?
 
Viel ansprechender finde ich hingegen die Frage: „Wie alt willst Du werden – 80, 90, 100, 200, 500 – wähle jetzt!“ Das ist doch mal ein Angebot, das man nicht ausschlagen sollte, oder? Aber wer macht das so göttergleich? Es ist die „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“, die sogar tausende Jahre Leben verspricht. Und das alles unschlagbar preiswert für eine einzige Zweitstimme! Sage noch einer, es gäbe keine Innovationen mehr auf dem politischen Markt. Danach haben mich die Plakate der CDU und der siechen Linken verständlicherweise gar nicht mehr interessiert.


Wolfgang Hübner

Leserkommentare (2)

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Die SPD weiß halt, dass das populistisch ansprechbare Herz doch nicht so gut über Gender-Sternchen zu erreichen ist.

Hundertpaarundsiebzig Professuren für Gender gibt es in Deutschland und nur rund ein Duzend für Kernforschung.

Das Plakat mit der Verjüngungsforschung sah auch ich. Mein erster Gedanke war der an die Agenda des WEF und Transhumanismus: Sind die jetzt wirklich sogar auf dieser konkreten Ebene im Anmarsch? Dass sie die Politik weltweit bestimmen, ist inzwischen klar, aber dass die sich jetzt so offen zur schein-demokratischen Wahl stellen?
Wahrscheinlich irgendein kleiner Ableger, der im Hintergrund von diesen Eliten finanziert wird. Die Protagonisten wissen wahrscheinlich nicht einmal, für wessen Interessen sie da aktiv werden.
Wir sollten unsere gottgegebenen Jahre gut und selbstbestimmt leben dürfen, statt auf irgendwelche Lebensverlängerung zu setzen, die es nach Vorstellungen von Harari und Kollegen ja dann nur als transhumanistische Digitalform und nur für Privilegierte geben wird.