Frankfurt wird immer voller

Bevölkerungszuwachs bringt höhere Mieten

Frankfurt wird immer voller

Hübners Frankfurter Woche – Folge 122

„Schmerzen des Wachstums“ war vor einiger Zeit der Titel eines Presseartikels, der sich mit den Folgen der starken Bewohnerzunahme in Frankfurt beschäftigte. Aktuellen Zahlen zufolge hat unsere Stadt 770.000 gemeldete Einwohner. Dazu kommt eine unbekannte, aber sicherlich hohe Zahl nicht gemeldeter Menschen, die irgendwo im Stadtgebiet untergekommen sind. An den alteingesessenen Bewohnern, also den schon länger hier lebenden Deutschen, kann die Entwicklung nicht liegen, denn von denen sterben mehr als von ihresgleichen geboren werden.    
 
Es sind also Menschen aus aller Welt, die in Frankfurt eine neue, bessere Existenz suchen. Das zeugt von der ökonomischen Attraktivität der Stadt, wenngleich diese keineswegs mittel- und langfristig garantiert sein dürfte. Doch hat diese Attraktivität ihren Preis: Das unter der rasant gestiegenen Belastung seiner Infrastruktur leidende Frankfurt ist schmutziger, unsicherer und teurer geworden. Auch die Zahl der ärmeren und armen Bewohner wächst, was den ohnehin gewaltigen Sozialhaushalt sowie die sozialen Strukturen belastet.
 
Ein ebenso großes wie ungelöstes, absehbar auch unlösbar erscheinendes Thema im Zusammenhang mit dem Bevölkerungszuwachs ist das Wohnproblem. Denn es gibt trotz reger Bautätigkeit zu wenige Wohnungen, die für Gering- und Normalverdiener ohne schwerste Einschränkungen ihres Lebensstandards bezahlbar sind. Und da wir in einer Marktwirtschaft leben, in der Angebot und Nachfrage in einem engen Verhältnis stehen, hat ein unzureichendes Angebot an Wohnungen auch höhere Mieten zur Folge. Der Erwerb von Wohneigentum ist schon längst für große Teile des Frankfurter finanziell unerschwinglich.    
 
Die Kommunalpolitik im Römer steht dieser Entwicklung offensichtlich hilflos gegenüber, hört aber seitens der derzeit dort verantwortlichen Parteien nicht auf, den Zuzug nach Frankfurt als Erfolg und Chance zu feiern. Doch je überbevölkerter unsere Stadt wird, desto unlösbarer die Probleme, desto ungemütlicher wird es auch in vielen Bereichen des öffentlichen Raums. Es ist Zeit, die damit verbundenen Herausforderungen nicht zu leugnen oder zu beschönigen. Internationalität wird und soll ein Frankfurter Markenzeichen bleiben. Doch die ganze Welt hat keinen Platz in einem Frankfurt, das seit vielen Jahren keinen Quadratmeter größer geworden ist.

 
Wolfgang Hübner

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