Trauerspiel Bolongaropalast in Höchst
Sanierungsarbeiten immer länger, immer teurer

Hübners Frankfurter Woche – Folge 126
Der barocke Bolongaropalast, gebaut von 1772 bis 1775, ist ein Schmuckstück des Frankfurter Westens, der sich nicht zu Unrecht oft vernachlässigt sieht. Seine Bedeutung dort ist vergleichbar mit derjenigen der Alten Oper im Stadtzentrum. Die war im Krieg zerstört worden und wurde erst nach langen Diskussionen aufgebaut, leider weitgehend ohne den früheren Glanz im Innern. Hingegen hatte der Bolongaropalast das alliierte Bombardement überstanden, bedurfte aber aufgrund seiner langen Lebensdauer einer grundlegenden Sanierung, die Anfang 2017 begann.
Wir schreiben inzwischen das Jahr 2024, das auch schon zu Hälfte vorbei ist. Vom geplanten Ende der Sanierungsarbeiten im Jahr 2020 ist längst keine Rede mehr, von den einst veranschlagten Kosten über 37 Millionen Euro auch nicht mehr. Weder über das Ende der Bauarbeiten noch über die Höhe der investierten Endsumme aus Steuergeldern gibt es klare Vorstellungen. Diese unbefriedigende Situation hat nun den Kultur- und Museumsverein Bolongaro zu einem sehr kritischen offenen Brief an Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) veranlasst.
Josef ist insofern der richtige Adressat des Schreibens, weil der Bolongaropalast ebenso wie der Römer Amtssitz des Oberbürgermeisters als Dezernent für die westlichen Stadtteile ist. Zudem war das traditionsreiche Gebäude bis 2017 Tagungsstätte des größten Ortsbeirats Deutschlands und diente auch als Standesamt. Wie sein Vorgänger Peter Feldmann, in dessen Amtszeit der Beschluss zur Sanierung erfolgte, hatte auch Josef nach seiner Wahl versichert, diese Aufgabe im Frankfurter Westen wahrzunehmen. Doch Worte sind das eine, Taten das andere.
Dass der Kultur- und Museumsverein von Josef als zuständigem Bauherrn nun Klarheit über den Fortgang der Sanierung, insbesondere dessen Beendigung, verlangt, ist nur allzu verständlich. Zwar sind solche Arbeiten bei alten Gebäuden wie dem riesigen, an der Straßenfront 117 Meter langen Bolongaropalast mit Parkanlagen vor ungeahnten Schwierigkeiten nie gefeit. Doch existiert offenbar noch nicht einmal ausreichende Kommunikation zwischen der Stadtverwaltung und den Bürgern im Westen über das Projekt. Seitens Josefs und Kulturdezernentin Hartwig (SPD) gebe es nur „vage Versprechungen und Ankündigungen“, wird in dem offenen Brief bemängelt.
Hinzufügen lässt sich: Einmal mehr zeigen SPD-Politiker wie Josef und Hartwig wenig Interesse an der historischen Substanz Frankfurts. Nun sind die Stadtverordneten dringend aufgefordert, die Verantwortlichen im Magistrat zu größtmöglicher Transparenz über die Zukunft des Projekts Bolongaropalast zu veranlassen. Die Bürger im Frankfurter Westen haben Besseres verdient als immer nur Vertröstungen oder verlegenes Schweigen. Sie wollen diesen attraktiven Ort endlich wieder in Gebrauch nehmen.
Wolfgang Hübner