Nur eine Frankfurter Unfalltragödie?
Tödlicher Fahrradunfall in Sachsenhausen
Hübners Frankfurter Woche – Folge 127
Radfahrer leben im Frankfurter Verkehr nicht ungefährlich. Das liegt aber nicht nur an rücksichtslosen Autofahrern, dem Lieblingsfeind der Lobby dieses Verkehrsmittels. Manchmal gefährden sich Radler auch untereinander. Das war am letzten Sonntag in Sachsenhausen in außergewöhnlich tragischer Weise der Fall: An der Kreuzung von Sachsenhäuser Landwehr und Schneewaldschneise stießen zwei Radfahrer zusammen. Der eine war 29 Jahre alt, der andere zählte 76 Jahre. Dabei stürzte der ältere Mann unglücklich zu Boden, schlug mit dem Kopf auf einen Stein und starb wenig später im Krankenhaus.
Nun könnte man meinen, ein solcher Unfall spiele sich sehr selten ab, was glücklicher Weise ja auch so ist. Doch nach bisherigen Erkenntnissen soll der jüngere Mann die Vorfahrt des tödlich Verunglückten mißachtet haben, wahrscheinlich mit hohem Tempo. Und da horche ich als einer auf, der fast täglich in der Stadt mit dem Rad unterwegs ist. Denn an radelnden Verkehrsteilnehmern, die in rücksichtsloser, viel zu schneller Fahrweise die Straßen und Wege unsicher machen, ist zumindest nach meinem Eindruck leider kein Mangel.
Immer wieder beobachte ich Situationen, in denen solche Zeitgenossen nicht nur Zusammenstöße mit Autos leichtfertig riskieren oder sogar regelrecht provozieren. Offenbar geschieht das in dem auch von gewisser politischer Seite gefördertem Bewusstsein, zu den wahren Herrschern der Frankfurter Verkehrswege zu gehören. Das hat allerdings oft auch seinen Preis, denn bei einem direkten Kontakt zwischen Auto und Rad ist letzteres samt Fahrer weitaus stärker gefährdet. Ich will aus eigener Erfahrung keineswegs abstreiten, daß es sehr aggressive Autofahrer gibt, die noch immer nicht akzeptieren wollen, die Straße mit immer mehr Radlern teilen zu müssen.
Doch nehme ich auch in verstärktem Maße wahr, wie ein bestimmter Typ verhinderter Tour de France-Teilnehmer langsamere und bedächtigere Radfahrer regelrecht zur Seite drängt. Oder auf autofreien Wegen an Main oder Nidda entlang nicht nur Fußgänger mit Wahnsinnstempo erschreckt, sondern auch entgegenkommende Radler gefährdet. Solche Situationen gehen hunderte, tausende Male irgendwie gerade noch gut. In Sachsenhausen am letzten Sonntag endete die Kollision von zwei Radfahrern allerdings tödlich. Das ist Anlass, über das Verhalten allzu rasant sich im Verkehr bewegender Menschen Gedanken zu machen. Nirgendwo in unserer Stadt sind Straßen und Wege eine geeignete Rennstrecke. Das gilt für Auto- wie Radfahrer gleichermaßen.
Wolfgang Hübner