Auf die Qualität des Weines kommt es an!
Mehr Frankfurt-Werbung wird Verkauf kaum helfen
Hübners Frankfurter Woche – Folge 128
Die wenigsten Frankfurter dürften wissen, daß der Stadt Frankfurt nicht nur ein kleines Weingut auf dem Lohrberg besitzt. Doch es sind auch 22 Hektar in bester Lage im Rheingau-Ort Hochheim am Main sowie in Mainz-Kostheim im Besitz der Stadt. Seit dreißig Jahren produziert dort die Winzerfamilie Rupp als Pächter der Weinberge vielfach ausgezeichnete Spitzenweine. So könnte es auch bleiben, doch nun hat der Magistrat für abermals 30 Jahre die Weingüter für die Verpachtung neu ausgeschrieben. Hintergrund dafür soll Unzufriedenheit mit der Vermarktung der Weine seitens der Winzerfamilie Rupp sein.
Diese allerdings hat großes Interesse daran, auch weiterhin die Pachtrechte zu behalten. Und sie ist auch bereit, die künftigen ökologischen Anforderungen der Stadt zu erfüllen. Was die Werbung für ihre Weine betrifft, sieht Winzermeister Armin Rupp durchaus noch Möglichkeiten der Verbesserung. Hinsichtlich der Qualität der von ihm und seiner Familie entwickelten Weine gibt es hingegen keine Kritik, sie zählen vielmehr zu den besten Tropfen im Rheingau und sind bei Kennern sehr geschätzt. Offenbar wünscht man sich im Römer jedoch verstärkte Hinweise bei der Vermarktung auf den Besitzer der Weingüter, also die Stadt Frankfurt.
Armin Rupp wird sich in der gegenwärtigen Ungewissheit, ob er auch künftig die Pacht in der Ausschreibung behaupten kann, gewiss hüten, dazu ein falsches Wort zu sagen. Doch kann in Frage gestellt werden, ob ein plakativerer Frankfurt-Bezug seiner Weine deren Vermarktung sonderlich dienlich wäre. Der Ruf der Stadt, die als unsicherste in Deutschland gilt und unter den katastrophalen Verhältnissen im Bahnhofsviertel leidet, hat in den vergangenen Jahren deutlich Schaden genommen. Zudem können sich im In- und Ausland wohl nur wenige Weintrinker vorstellen, daß ausgerechnet in der Mainmetropole mit ihren Banktürmen Spitzenweine möglich sind.
Frankfurt ist also gut beraten, vorrangig auf die anerkannte Qualität der von der erfahrenen Winzerfamilie Rupp hergestellten Weine zu vertrauen und auf Kontinuität zu setzen. Ob übrigens die für die städtischen Liegenschaften zuständige Dezernentin Sylvia Weber eine politische Gewähr für die beste Betreuung der stadteigenen Weinberge ist, mag in Anbetracht der viel kritisierten Arbeit der SPD-Politikerin bezweifelt werden. Da die Entscheidung über die künftige Verpachtung letztlich die Stadtverordneten zu treffen haben, werden diese hoffentlich die Weinqualität höher bewerten als einen zweifelhaften größeren Frankfurt-Bezug bei der Werbung.
Wolfgang Hübner