Die „Zeitenwende“ gilt auch für die Kulturszene

Frankfurter Mousonturm klagt über Geldkürzungen

Die „Zeitenwende“ gilt auch für die Kulturszene
© Artmax, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Hübners Frankfurter Woche – Folge 132

Da ich ganz in der Nähe wohne, gehe ich fast täglich am Künstlerhaus Mousonturm vorbei. Bisher ist mir nicht aufgefallen, daß dort schon einmal eine Veranstaltung oder Aufführung angekündigt wurde, die sich mit den Folgen der sogenannten „Zeitenwende“ beschäftigen wollte. Das ist verwunderlich, denn die damit verbundenen Maßnahmen wie die wirtschaftlich sehr schädlichen Sanktionsmaßnahmen und der weit höhere Finanzbedarf für Aufrüstung sowie die Bestrebungen für die Militarisierung der Gesellschaft sollten lohnende Themen für eine Kulturinstitution sein, die auf Progressivität und gesellschaftliche Relevanz großen Wert legt.
 
Nun ist der Mousonturm indirekt selbst betroffen von der „Zeitenwende“: Der Bund will nämlich seine Zuschüsse zu der hochsubventionierten Einrichtung um 600.000 Euro kürzen. Betroffen von dieser Kürzung würde vor allem das Programmangebot. Hingegen sorgt die Stadt Frankfurt mit einem jährlichen Zuschuss von nicht weniger als 4,1 Millionen Euro dafür, daß die Infrastruktur und das Personal sowie Teile des Programms finanziert werden können. Die Stadt wird sich aber sehr schwertun, auch noch die Kürzung des Bundes auszugleichen. Der will übrigens den Kulturetat um 50 Millionen sogar erhöhen, nur das Geld anders verteilen.
 
Denn es sind immer mehr Teilnehmer der Freien Kulturszene, die öffentliche Gelder für ihre Arbeit beanspruchen. Und die Parteien der Bundesregierung, insbesondere SPD und Grüne, sind trotz wachsender Finanznot im Haushalt bestrebt, dem Rechnung zu tragen. Das hat weniger künstlerische Gründe: Mit hohen Subventionen aus Steuergeldern soll eine Kultur- und Kunstszene noch enger politisch an die weltanschauliche Ausrichtung dieser Parteien gebunden werden. Gerade der Mousonturm hat in der Vergangenheit selten einen Zweifel daran gelassen, für links und entschieden gegen rechts zu stehen.
 
Umso größer nun die Enttäuschung, das nicht ausreichend honoriert bekommen zu sollen. Doch wenn Deutschland ärmer wird, kann auch diese Institution für eine überschaubare Minderheit nicht verschont bleiben. „Zeitenwende“ eben.

 
Wolfgang Hübner

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