Sanierungsfall Hauptwache: Zehn Jahre Baustelle?
„Ein Horrorszenario für die Innenstadt“
Hübners Frankfurter Woche – Folge 135
Eigentlich ist die Hauptwache das Herz der Frankfurter Innenstadt. Eigentlich. Denn das im Original anno 1729 erbaute Gebäude samt heutigem Umfeld sowie der darunter liegenden B-Ebene mit den Abgängen für den U- und S-Bahnverkehr befindet sich teilweise in einem miserablen Zustand. Seit vielen Jahren herrscht unter den Frankfurtern Einigkeit darüber, daß diese für die Stadt beschämende Situation mit Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten beendet werden muss. Doch von allerlei Plänen und noch viel mehr ergebnislosen Diskussionen ändert sich nichts.
Das wird nun auch im kommenden Jahr 2025 nicht anders werden. Denn die von den Grünen geführte Vierparteien-Koalition im Römer zeigt sich einmal mehr entscheidungsunwillig, wenn es um anderes als Parkplatzverknappung und rotgefärbte Straßenwege für Radfahrer geht. Das von einem SPD-Mann geführte Stadtplanungsamt will natürlich die politische Unfähigkeit zu den erforderlichen Hauptwache-Maßnahmen nicht eingestehen, sondern startet stattdessen ein ganzes Jahr lang ein sogenanntes „Beteiligungsverfahren“ der Bürger an dem Projekt.
Sinn dieses Vorgehens ist aber nicht wirkliches Interesse an der Meinung der Frankfurter, sondern um einen Vorwand zu haben, vor der Kommunalwahl im März 2026 in Sachen Hauptwache weiter die Hände in den Schoß legen zu können. Nämlich unter Verweis auf die vorherzusehende Vielfalt der Meinungen und Vorschläge. Mit Sicherheit wird deshalb vor 2027 keine Entscheidung über die Neugestaltung des Hauptwache-Komplexes fallen. Sollte diese Entscheidung aber doch noch einmal getroffen werden, dann rechnet die Stadt mit der Dauer von Bauarbeiten zwischen zehn und fünfzehn Jahren!
Mit Recht bezeichnete ein Pressekommentator diese Aussicht als „Horrorszenario für die Innenstadt“. Vielleicht ist es deshalb ratsamer, das historische Gebäude wie während des U-Bahnbaus in den sechziger Jahren Stein für Stein abzutragen, irgendwo im Europaviertel wieder aufzubauen und auf dem unbezahlbar wertvollen Grundstück im Herzen der City ein Fahrradparkhaus zu errichten. Ich bin ganz sicher: Das würde unter grün-linker Oberhoheit in Rekordzeit geschehen!
Wolfgang Hübner