Frankfurt wird Brutalkampf-Metropole
Nach langem Verbot nun „MMA“-Großveranstaltung

Hübners Frankfurter Woche – Folge 137
Wie sich die Zeiten doch ändern: Noch im Jahr 2009 hatte die Mehrheit in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung einem Antrag zugestimmt, wonach die Stadt keine Publikumskämpfe der sogenannten „Mix Martial Arts“ (MMA) in ihren Grenzen zulassen dürfe. Die Bezeichnung MMA steht für die in einem Käfig ausgetragene Kampfsportdisziplin, in der fast alles an körperlichem Einsatz in den Duellen der Teilnehmer erlaubt ist, um den Gegner zur Kapitulation zu zwingen.
Doch 2022, nach dem Ende der Corona-Einschränkungen, konnten die Veranstalter von MMA-Kämpfen plötzlich recht problemlos die Festhalle mieten und dann vor fast ausverkauftem Haus ihre spezielle Variante von Prügelei präsentieren. Seitdem hat es weitere gutbesuchte Kampfspektakel in Frankfurt gegeben, obwohl der Beschluss von 2009 weiterhin gültig ist. Doch laut Ordnungsamt kann das politisch motivierte Verbot nicht eingehalten werden, weil dafür eine gesetzliche Grundlage fehle.
Die vielen MMA-Fans freut das natürlich. Und nun werden am Samstag 60.000 Zuschauer erwartet, wenn die bislang größte MMA-Veranstaltung im Waldstadion stattfindet. Mit dieser Besucherzahl soll sogar der Europarekord aus dem Jahr 2017 übertroffen werden, als über 57.000 Menschen ins Warschauer Fußballstadion strömten, um sich an den brutalen Schlägereien zu ergötzen. In Frankfurt wird der Hauptkampf von Christian Eckerlin und Christian Jungwirth ausgetragen. Lokalmatador Eckerlin ist Besitzer eines Frankfurter Nachtclubs und Mitglied der Hells-Angels.
Für Niels Schlaegel wird der Abend im Waldstadion eine besondere Genugtuung sein. Er ist Geschäftsführer des Kampfsportstudios MMA-Spirit an der Hanauer Landstraße, welches er bereits 2010 eröffnet hat. „Frankfurt war eine Anti-MMA-Festung“, staunt Schlaegel immer noch über den Sinneswandel bei den Behörden. Aber in spannungsreichen Zeiten, in denen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius die Deutschen „kriegsfähig“ zu machen gedenkt, kann es ja nicht falsch sein, harten Kerlen mit tätowierten muskulösen Körpern beim gegenseitigen Verprügeln zuzuschauen.
Wolfgang Hübner