Grüne Hochburgen mit Flüchtlingen unterversorgt

Stadtregierung bevorzugt Bahnhofs- und Gutleutviertel

Grüne Hochburgen mit Flüchtlingen unterversorgt

Hübners Frankfurter Woche – Folge 146

Ein aktueller Magistratsbericht über die Verteilung von Flüchtlingen und Wohnungslosen in den Frankfurter Stadtteilen dürfte große Enttäuschung bei den Grünen ausgelöst haben: Ausgerechnet diese als überaus flüchtlingsfreundlich bekannte Partei hat in ihren Wählerhochburgen besonders wenige Menschen, die dort von der Stadt untergebracht werden. Das ist umso unverständlicher, da doch die Grünen seit 2021 stärkste Partei im Römer sind und mit der Sozialdezernentin Elke Voitl auch die für die Verteilung zuständige Politikerin im Magistrat stellen.
 
So leben zum Beispiel von den insgesamt 7.681 im Stadtgebiet untergebrachten Flüchtlingen und Wohnungslosen (Stichtag 1. November 2024) im bevölkerungsstarken Nordend mit seinen über 54.000 Bewohnern in nur zwei Unterkünften lediglich 49 Personen. Das ist ein Anteil von knapp 0,1 Prozent an der dortigen Einwohnerschaft. Es kann allerdings sein, daß in dieser auch bundesweit stärksten Festung der Grünen manche von deren sozial sensiblen Stammwählern privat Flüchtlinge oder Wohnungslose in ihren geräumigen Altbauwohnungen aufgenommen haben. Leider gibt es dazu aber weder Zahlen noch entsprechende seriöse Hinweise.
 
Noch benachteiligter von der Flüchtlingsversorgung ist das beliebte Wohngebiet Westend-Nord, ebenfalls eine Grünen-Hochburg: Dort leben in einer Unterkunft nur neun versorgte Menschen. Im Verhältnis zu den rund 10.000 Einwohnern sind das gerade 0,09 Prozent. Ein wenig besser aus grüner Sicht ist die Situation im Gebiet von Westend-Süd: Dort sind in einer Unterkunft immerhin 114 Flüchtlinge und Wohnungslose zu finden. Ihr Bevölkerungsanteil in Westend-Süd beträgt 0,58 Prozent.
 
Ganz andere Zahlen hingegen haben die bei der grünen Klientel weniger beliebten Stadtteile Bahnhofsviertel (Anteil 4,51 Prozent) oder Gutleutviertel (Anteil 8,43 Prozent) zu bieten. Aufgrund dieser Zahlen sind spannende Diskussionen unter den Frankfurter Grünen zu erwarten, wie die faktische Diskriminierung ihrer Hochburgen bei der Versorgung mit Flüchtlingen und Wohnungslosen behoben werden könnte. Denn nicht länger dürfen bedürftige Menschen ausgerechnet dort, wo sie am herzlichsten willkommen sind, so schwach vertreten sein. Das ist eine echte Herausforderung für den grüngeführten Magistrat, der er sich schleunigst stellen muss.

 
Wolfgang Hübner

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