Pläne für Bethmannhof lösen Proteste aus

Neuerliche Bausünde in Frankfurt wäre unverzeihlich

Pläne für Bethmannhof lösen Proteste aus
© GeorgDerReisende, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Der traditionsreiche Frankfurter Bethmannhof diente der Bethmannbank seit 1762 als Firmensitz. Die Gebrüder Bethmann erwarben im 18. Jahrhundert mehrere Immobilien in Frankfurt. Eine war der vorherige Basler Hof, der gemeinsam mit einem angrenzenden Haus in der Buchgasse von 1763 bis 1766 zu einem Wohn- und Geschäftshaus im barocken Stil umgebaut wurde. Ursprünglich befand sich an der Stelle der einstige Gasthof Zum Strauß, in dem Martin Luther 1521 genächtigt hatte. An den dort einst lebenden echten Strauß erinnert ein Wandbild des heutigen Gebäudes an der Bethmannstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bethmannhof teilweise zerstört und in den 1950er Jahren wiederaufgebaut. Der Wiederaufbau erfolgte in einem der Altstadt angepassten Stil der Nachkriegszeit und unter Verwendung erhaltener Gebäudeteile. Das in den Vorkriegs-Bauteilen unter Denkmalschutz stehende Gebäude dient seit Juni 2023 als Kreativzentrum des Unternehmens „Massif Central“.

Unlängst wurde bekannt, daß dieses eindrucksvolle historische Gebäude bis auf die wenigen denkmalgeschützten Bauteile abgerissen werden und einem - in Stil und Dimensionen unpassenden -Neubau weichen soll. Hierzu stellt sich die Frage, inwieweit in Frankfurt überhaupt noch so etwas wie ein ästhetisches Empfinden für das Stadtbild vorhanden ist. Liegt das fragliche Objekt doch im sensiblen Altstadtbereich und unmittelbar neben dem Rathausturm "Langer Franz", der nach einem langen politischen Diskurs und Dank viel bürgerschaftlichen Engagements nun endlich in absehbarer Zeit rekonstruiert werden soll.

Alle sonst üblichen schönen Reden von der Schonung der Ressourcen, vom Abriss-Stopp und einem Erhalt wichtiger Baudenkmäler der Nachkriegszeit werden hier für kurzfristige Profitinteressen in den Wind geschossen. Nachhaltig ist daran nichts.
 
Gerade die politisch Verantwortlichen in Frankfurt sollten sich schämen, einer Vernichtung der Geschichte unserer Stadt leichtfertig und desinteressiert gegenüberzustehen. Vielmehr sollte eine Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen gewährleistet sein, durch den Erhalt der Historie auch in Zukunft einen Eindruck des gewesenen Stadtbildes zu ermöglichen.

Das Gesamtensemble zwischen Römer und Paulskirche und den angrenzenden Häusern würde durch den nun geplanten Neubau regelrecht erschlagen. Hat man immer noch nichts aus den Bausünden der Vergangenheit gelernt? Dabei muß man sich nur das ehemalige Technische Rathaus vor Augen führen, welches der im September 2018 eröffneten „Neuen Altstadt“ gewichen ist. Es darf in diesem Zusammenhang zudem daran erinnert werden, daß der Antrag der Bürger Für Frankfurt BFF aus dem Jahr 2005 für dieses Rekonstruktionsprojekt von der Stadtregierung zunächst vehement abgelehnt wurde und man es erst später als eine echte Bereicherung für dieses Areal erkannt hat.

Soll im Fall des Bethmannhofs erneut eine solche Bausünde entstehen, um dann Generationen später mit viel Geld der Steuerzahler wieder zurückgebaut und durch ein stilgerechtes Gebäude ersetzt zu werden? Das alles kann man sich sparen, wenn man nun weitsichtig nicht nur die kurzfristige Rendite eines Bauprojekts im Auge hätte, sondern die verantwortungsvolle Rettung eines historischen Gebäudekomplexes in Betracht ziehen würde. Noch ist es nicht zu spät dafür!

Das nun ausgerechnet die "Grünen" die Neubauplanung als "brachial" ablehnen und für einen Erhalt des Bestandsgebäudes eintreten, überrascht. Doch soll man jeden Erkenntniszugewinn anerkennen. Vollends lächerlich machen sich jedoch CDU und FDP, die den absurd-hässlich brutalen Klotz mit seinem klobigen Betondach, der nun an der Stelle des Bethmannhofs gebaut werden soll, unkritisch bejubeln. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im für die Frankfurter Innenstadt zuständigen Ortsbeirat 1, Christian Valerian Friesen, ließ sich gar zu der Äußerung hinreißen, der Neubauentwurf stelle "eine moderne Interpretation eines historischen Gebäudes dar, ähnlich wie in der Neuen Altstadt". Da muß dann sogar der nackte Kaiser lachen.

Aus diesem Grund muß auf die Eigentümer des Gebäudes eingewirkt werden, von den Abriss- und Neubauplänen abzusehen oder zumindest eine historisch angepasste Lösung mit einem steilen Schieferdach, wie es für den Altstadtbereich üblich ist, zu suchen. Zudem sollte - wenn schon ein Erhalt des Bestandsgebäudes nicht gewünscht ist - auch die Rekonstruktion des Vorkriegszustandes einer ernsthaften und ergebnisoffenen Prüfung unterzogen werden.


Dr. Claus Wolfschlag

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