Wird Frankfurt eine Hochsicherheitszone?
Frühlingsfest in Sossenheim wegen Bedenken abgesagt
Hübners Frankfurter Woche – Folge 156
Der Stadtteil Sossenheim im Frankfurter Westen ist sozial stark gespalten. Gerade in solchen Regionen unserer Stadt sind alle Aktivitäten wichtig, die Bewohner zusammenführen können. Nun ist jedoch das geplante Frühlingsfest in Sossenheim abgesagt worden. Begründet wurde die Absage von der für das Fest verantwortlichen städtischen Tourismusgesellschaft mit den hohen Sicherheitsanforderungen, die wegen der „Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit“ stark gestiegen, aber unter den gegebenen Umständen nicht organisierbar seien.
Direkter gesagt: Die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung des Festes sind den Frankfurter Behörden zu teuer gewesen. Das ist keine gute Nachricht für die vielen Feste, die mit Beginn des Frühlings und erst recht im Sommer Frankfurt lebendiger und attraktiver machen. Zwar werden die großen Feste wie der Weihnachtsmarkt oder das Museumsuferfest sicher weiter stattfinden, da die Standgebühren viel Geld in die städtischen Kassen fließen lassen. Doch für Veranstaltungen in den Stadtteilen wird es schwierig bis unmöglich, die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen zu leisten.
Diese Situation sollte Anlass zum Nachdenken darüber geben, warum es überhaupt notwendig erscheint, selbst ein so harmloses Geschehen wie das Frühlingsfest in Sossenheim nur unter teuren Auflagen durchführen zu können. Lange Jahre meines Lebens war das völlig unnötig, schon der Gedanke daran wäre nicht nur mir früher befremdlich gewesen. Doch in Zeiten der bunten Vielfalt hat sich das gründlich geändert.
Tatsache ist: Die politischen Kräfte, die diese Entwicklung vorangetrieben haben, können die Bürger nicht schützen und wollen auch nur ungern Geld für deren Sicherheit ausgeben. Das Sossenheimer Frühlingsfest wird deshalb nicht das letzte positive Ereignis sein, das keines werden wird. Das aber ist ein Verlust an Lebensqualität vor allem dort, wo deren Stärkung besonders wichtig wäre. Sossenheim ist solch ein Ort in Frankfurt.
Wolfgang Hübner
