Wer ist der Bäumevergifter vom Merianplatz?
Frankfurter Nordend droht schwerer Verlust

Hübners Frankfurter Woche – Folge 163
Menschen tun anderen Menschen alle Varianten von Grausamkeit an, das ist bekannt und scheint sich nie zu ändern. Menschen sind es auch, die sich, ob aus Leichtsinn, Verantwortungslosigkeit oder Profitgier, an der Natur zutiefst versündigen. Dass daran auch der ökologisch so wertvolle Baumbestand leidet, gehört dazu. Doch die absichtliche Schändung und Vergiftung von zwei Platanen mitten in der Großstadt Frankfurt auf einem allseits beliebten Platz im Nordend lässt selbst jene erschauern, die sich keiner Illusion mehr über menschliche Abgründe hingeben.
Seit 60 Jahren sind am Merianplatz rings um das alte Badehaus, heute ein Lokal mit großem Außenbereich, zwei Platanen hochgewachsen. Sie spenden Schatten und tun wertvolle Dienste für das Mikroklima in diesem dicht bewohnten Stadtteil. Doch die beiden Bäume sind, geschieht nicht noch ein Wunder, zum Tode verurteilt. In einer Höhe von rund einem Meter haben ein oder mehrere Täter jeweils ein Loch in die Stämme gebohrt und in die Löcher eine giftige Flüssigkeit geleitet. Schäden an den Bäumen sind bereits deutlich erkennbar.
Zwar laufen noch nähere Untersuchungen zu Umständen und Folgen dieser Untat, doch laut Mitarbeitern des Grünflächenamtes gibt es an dieser selbst offenbar keinen Zweifel mehr bei. Viele Bürger im Nordend, aber auch in ganz Frankfurt sind über dieses Verbrechen fassungslos und entsetzt. Wer tut so etwas Schändliches? Es wird Aufgabe der Polizei sein, den oder die Täter zu ermitteln. Die Hoffnung auf einen Erfolg der Tätersuche ist allerdings gering zu veranschlagen.
Zwar muß unbedingt geklärt werden, ob es Menschen geben könnte, die sich mit der Baumvergiftung einen Vorteil erhoffen könnten. Doch gestört haben die beiden Platanen niemanden, im Gegenteil: Sollten die Platanen gefällt werden müssen, verliert der Merianplatz für alle Anwohner an Attraktivität und ökologischer Wirkung. Alles deutet deshalb auf die Tat einer tiefkranken Menschenseele hin. Es ist ein zutiefst beunruhigendes Gefühl, jemanden in unserer Stadt zu vermuten, der tatsächlich Bäume vergiftet.
Wolfgang Hübner