Das CDU-„Sommermärchen“ und Petra Roth
Namenloses Frankfurter Parteipersonal spielt falsch

Hübners Frankfurter Woche – Folge 168
Die Frankfurter Filiale der Partei von Wählertäuscher Friedrich Merz hat vor der herannahenden Kommunalwahl im März 2026 ein zweifaches Problem: Erstens hat sie keine überzeugende Idee, was sie besser und anders machen will als die jetzige Linkskoalition im Römer. Zudem hat sie entscheidend dazu beigetragen, die Grünen zur derzeit stärksten politischen Kraft in der Stadt zu machen. Zweitens hat sie kein Spitzenpersonal, das den Bürgern schon mal positiv aufgefallen wäre außer einigen Nachwuchskräften, die eifrig an einer einträglichen Parteikarriere werkeln.
In dieser mißlichen Situation gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder den Blick so mutig wie selbstbewusst nach vorne zu richten. Oder nostalgisch eine bessere Vergangenheit zu beschwören. Die namenlose örtliche CDU-Führung entschied sich, nicht überraschend, für die zweite Variante. Nun sehen wir also in den Sozialen Medien ein großes, schönes Bild der 30 Jahre jüngeren ehemaligen CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth mit glitzernder goldener Amtskette als frischgewähltes Stadtoberhaupt. Und lesen darunter: „Heute wie vor 30 Jahren: Für immer Oberbürgermeisterin der Herzen“ Für Leseschwache ist zur Sicherheit noch ein Herzchen-Symbol beigefügt.
Der derzeitige CDU-Vorsitzende erinnert sich über dem Bild: „Mit Mut, Herz & Innovation hat sie unsere Stadt geprägt - von der Altstadtrestaurierung bis zur EZB-Ansiedlung“. Mit Erinnerungen gibt es selbst bei promovierten Juristen wie diesem CDU-Politiker Probleme: Sie sind oft ungenau. Zum Beispiel war die Rolle Roths bei der „Altstadtrestaurierung“, die in Wirklichkeit eine Teilrekonstruktion der im Krieg zerstörten Altstadt war und ist, äußerst bescheiden. Vor ihr ging weder die Idee aus noch die politische Initiative für die Neue Altstadt. Dieses Ruhmesblatt geht an ganz andere, besonders an die damalige Einmann-Fraktion der Bürger Für Frankfurt – BFF.
Und selbstverständlich hat der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl dafür gesorgt, den Sitz der EZB nach Frankfurt, Deutschlands Metropole des Kapitals, zu holen. Dass dem Roth nicht widersprochen hat, war wohl keine historische Leistung. Es gibt bei der CDU nicht nur im Bund, sondern offenbar auch in Frankfurt gewisse Schwierigkeiten mit Glaubwürdigkeit und Wahrheit. Es ist deshalb nicht ratsam, diese Probleme auch noch in Werbeanzeigen zu dokumentieren!
Wolfgang Hübner