Die neue deutsche Jugend meldet sich
Ernste Warnung der Frankfurter Gaza-Demonstration

Hübners Frankfurter Woche – Folge 174
Am letzten Samstag zogen weit mehr als 10.000 Menschen beim Protest gegen das israelische Vorgehen in Gaza durch Frankfurt. Am Sonntag darauf waren es nur höchstens 500 Menschen, die dem Aufruf der Jüdischen Gemeinde zum Protest gegen „Jede Form von Antisemitismus“ folgten und auf dem Opernplatz zusammenfanden. Das Mißverhältnis der Zahlen ist zu deutlich, um es bei deren Feststellung zu belassen. Denn waren bei der Großdemonstration überwiegend junge Menschen beteiligt, war bei der Gegenkundgebung der Altersdurchschnitt deutlich höher.
Auf dem Opernplatz zeigte sich auch, daß die Jüdische Gemeinde weder ihre eigenen Mitglieder, geschweige denn die nichtjüdischen Deutschen in Frankfurt für ihr Anliegen mobilisieren konnte. Trotzdem sprach dort der hessische CDU-Innenminister Roman Poseck und übte scharfe Kritik am Geschehen des Vortags. Hingegen war auf der Kundgebung der über 10.000 kein verantwortlicher Politiker zu hören, hingegen etliche sehr radikale Stimmen, die Israel unter anderem vorwarfen, ein „Terrorstaat“ zu sein.
Das sind natürlich schrille Töne, die in Deutschland mit seinem historisch besonders begründeten Verhältnis zu Israel irritieren und auch viele empören. Doch aufgrund einer von vielen Wahlen legitimierten Einwanderungspolitik, die Millionen Feinden des jüdischen Staates hierzulande eine neue Heimat geschaffen hat, kann nicht einfach mißachtet werden, dass insbesondere in Großstädten eine mehrheitlich migrantisch verwurzelte Jugend heranwächst und immer stärker die Gesellschaft prägt. Es gibt keine realistische Perspektive, das noch ändern zu können.
Deshalb ist es fahrlässig, ja falsch, wenn Akteure vor allem der CDU, aber auch Journalisten in den Medien diese wachsende demographische und politische Kraft ebenso auszugrenzen und verteufeln versuchen wie die AfD. Schon das parteiübergreifende Bestreben, die Großdemonstration zu verbieten, war verfehlt und führte lediglich dazu, daß sich weit mehr Menschen als erwartet beteiligten. Mit Verboten und Ausgrenzung werden Probleme nie gelöst. Es ist deshalb notwendig, mit den Organisatoren und Teilnehmern in einen konstruktiven Dialog zu kommen. Denn die neue deutsche Jugend mag ein Ärgernis für die stets hypermoralisierenden politisch Verantwortlichen sein, sie ist aber Realität und wird es bleiben.
Wolfgang Hübner