Altstadt - Ein passables Ensemble, aber mit kleinen Schönheitsfehlern
Leider beeinträchtigen wenige Fehlentscheidungen das ansonsten stimmige Dom-Römer-Areal

Die Ergebnisse des architektonischen Vergabeverfahrens für den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt präsentierte nun der Geschäftsführer der DomRömer GmbH, Michael Guntersdorf.
Unter ein grundsätzlich stimmiges Konzept haben sich leider einzelne eklatante Fehlentscheidungen gemischt.
35 Parzellen sollen bis 2016 bebaut sein auf einem Stadtgrundriss, der sich maßgeblich an jenem der 1944 zerstörten Altstadt-Kernzone orientiert. Mainsandstein für die Erdgeschossfassaden und überhängende Geschosse mit Verwendung von Schiefer galten als Leitbild der gestalterischen Planungen. Im Großen und Ganzen wirkt das Ensemble, das mit einem Antrag der „Freien Wähler“ seinen Anfang genommen hatte, gelungen. Sehr erfreulich sind die zahlreichen zusätzlichen Rekonstruktionen. Auch gefallen einige der modernen Neuschöpfungen durchaus, etwa das den „Großen Rebstock“ angelehnte Haus Markt 8. Leider liegen noch keine Visualisierungen der kommenden Braubachstraße und der Gasse „Hinter dem Lämmchen“ vor, um hier zu einer Bewertung zu kommen. Im Detail zeigt sich aber auch so bereits manche Fehlentscheidung der Verantwortlichen. Im Einzelnen:
- Bei Markt 14, an der Kante zum weitgehend rekonstruierten Hühnermarkt gelegen, hat leider der unruhige Entwurf von Johannes Götz und Guido Lohmann, Köln, das Rennen gemacht, nicht aber der ruhigere und dem historischen Vorbild weitaus angepasstere von Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig.
- Bei Markt 7 hat der schwache Entwurf von Helmut Riemann Architekten, Lübeck, das Rennen gemacht. Das ist schon deshalb inakzeptabel, weil mit dem stärker an das historische Vorbild orientierten Entwurf von dreibund architekten, Bochum, eine weitaus ansprechendere Alternative vorliegt. Zudem ist der nun bevorzugte Bau ein unnötig harter Ensemblebruch neben dem Schmuckstück des Krönungsweges, der „Goldenen Waage“. Hier haben sich die Verantwortlichen unnötig von der sehr reduzierten Formsprache des geplanten „Stadthauses“ leiten lassen, statt Rücksicht auf den Prachtbau in unmittelbarer Nachbarschaft zu nehmen. Diese Entscheidung sollte schnellstens revidiert werden.
- Bedauerlich ist ferner, dass das Haus Markt 40 „Zu den drei Römern“ nicht vollständig rekonstruiert werden soll, weil man immer noch an der Entscheidung festhält, den mittlerweile überholten und unpraktischen Kunstvereinsbau in seiner jetzigen Form erhalten zu wollen. Dabei könnte ein Neubau auch hier mehr Fläche für den Kunstverein schaffen. Notfalls könnte auch das tief im Gebäude liegende Treppenhaus durch Zurücksetzung der Fassade erhalten bleiben.
- Leider ist es auf der Nordseite des Marktes kaum zu Rekonstruktionen gekommen. Negativ fällt dabei vor allem Markt 32 von Tillmann Wagner Architekten, Berlin, auf. Dem ziemlich plumpen Entwurf von Morger + Dettli Architekten, Basel, für Markt 30 hätte ein weitaus gefälligerer Entwurf von Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin, der Vorzug gegeben werden sollen. Doch jener erhielt nur einen Anerkennungspreis.
Nun bleibt zu hoffen, dass es noch Interventionsmöglichkeiten für die angesprochenen größeren Problemfälle gibt. Zudem sollten möglichst viele erhaltene Spolien in die Rekonstruktionen und die Neubauten integriert werden.
(Das bisherige Ergebnis des zukunftsweisenden Projekts kann auf der Webseite des Dom-Römer-Projekts in betrachtet werden.)
Marlis Lichtjahr