Satiregipfel mit Käßmann in der Paulskirche

Zivilcouragepreis für Alkoholrücktritt

Satiregipfel mit Käßmann in der Paulskirche
© A. Dreher - pixelio.de

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zur Kommunalwahl in Frankfurt am 27. März 2011

3/14. Februar 2011

Sehr geehrte Damen und Herren von „Pro Europa“,

in meiner Funktion als Fraktionsvorsitzender der FREIEN Wähler im Römer haben Sie mir heute eine Einladung zur Teilnahme an der „Europäischen  Kulturpreisverleihung“ am 4. März 2011 in der Paulskirche zukommen lassen. Ich bedanke mich dafür.

Warum ich daran allerdings nicht teilnehmen werde, möchte ich Ihnen doch kurz mitteilen: Der „Europäische Kulturpreis für Zivilcourage“ soll dort der früheren Landebischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Frau Dr. Margot Käßmann, verliehen werden. Begründet wird das, wie ich Presseberichten entnehme, mit der Tatsache, dass Frau Käßmann nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens von ihrem Amt zurückgetreten war.

Wenn ein berüchtigtes, im meiner Heimatstadt Frankfurt erscheinendes Satiremagazin hinter der Preisverleihung stecken würde – was ich im ersten Augenblick als langjähriger Titanic-Leser vermutete -, dann wäre das immerhin einen anerkennenden Lacher wert. Doch dass es gleich drei honorige Europäische Foren und Stiftungen sind, die unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Europarats diesen Preis an Frau Käßmann vergeben haben – das macht mich ganz ehrlich fassungslos: Eine sehr prominente, vielfach bewunderte Frau und Geistliche wird mit 1,54 Promille im Blut ertappt, bekommt Kritik und macht das, was unter solchen Umständen gerade für eine Persönlichkeit mit hoher Vorbildfunktion selbstverständlich sein sollte: Sie tritt zurück.

Was bitte erfordert an diesem Verhalten „Zivilcourage“? Allein in der Stadt, in der ich lebe und politisch tätig bin, hat es im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von Frauen und Männern gegeben, die in gefahrvollen Situationen Zivilcourage bewiesen haben. Wie viele werden es dann erst in ganz Deutschland gewesen sein? Haben Ihre Juroren unter all diesen tapferen Menschen keinen gefunden, der diesen Preis ungleich mehr verdient hätte als Frau Käßmann? Denn diese tat letztlich nur das, was sie hätte ohnehin tun müssen, wollte Sie nicht erst unter massivem öffentlichen Druck die bitteren Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten ziehen. Ich bin ohnehin erstaunt, dass Frau Käßmann diesen Preis überhaupt annehmen will – in vergleichsweiser Lage wäre mir das allzu peinlich.

Jedenfalls möchte ich bei dieser öffentlichen Peinlichkeit nicht zugegen sein. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür. Nochmals besten Dank für Ihre Einladung.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Hübner, Fraktionsvorsitzender


Update, 15.02.2011: (Quelle: Welt.de) Margot Käßmann lehnt Zivilcourage-Preis ab

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