Der Intendant bekommt mehr Geld

FW-Stadtrat lehnte als einziger im Magistrat ab

Der Intendant bekommt mehr Geld
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FREIE WÄHLER - Fraktion im Römer

PRESSEMITTEILUNG  43/2012
Frankfurt/Main, 20. Juni 2012


Der von CDU und Grünen dominierte Magistrat der Stadt Frankfurt hat beschlossen, den Vertrag des Schauspiel-Intendanten Oliver Reese bis zum Jahr 2019 zu verlängern und dessen Bezüge und Konditionen erheblich anzuheben. Reese hat seit seinem Amtsantritt 2009 ohne Zweifel Schauspiel und Kammerspiel der Städtischen Bühnen wieder attraktiver gemacht und kann sehr gute Besucherzahlen vorweisen. Die 200.000 Euro im Jahr, die er dafür bekommt, können (müssen aber nicht) unter diesem Gesichtspunkt als vertretbar betrachtet werden. Immerhin verdient Reese damit deutlich mehr als Oberbürgermeisterin Petra Roth oder ihr Nachfolger Peter Feldmann.

Für Kulturdezernent Semmelroth (CDU) war es keine Frage, Reese weiter an das unter der vorherigen Intendantin Elisabeth Schweeger ziemlich heruntergewirtschaftete Haus zu binden. Auch die scheidende Frau Roth und die schwarz-grüne Koalition setzen auf den jetzigen Intendanten. In aller Stille wurde deshalb eine Vertragsverlängerung ausgehandelt mit einer Erhöhung der Bezüge auf bis zu 240.000 Euro, der erweiterten Möglichkeit zu eigenen Inszenierungen mit jeweils 25.000 Euro Extrahonorar sowie die Übernahme der Prämie für eine freiwillige Versicherung zur zusätzlichen Altersvorsorge. Sehr brisant ist darüber hinaus die Klausel, dass Reese den Vertrag jederzeit kündigen kann, wenn die Höhe des Etats der Spielzeit 2009/10 unterschritten werden sollte.

Wer in Anbetracht hoher Defizite im laufenden und auch in den kommenden Haushalten solche Verträge schließen will, der möchte das lieber ohne Aufsehen und Öffentlichkeit tun. Doch das ist seit einem ausführlichen Zeitungsbericht vom 19. Juni nicht mehr möglich. Dieser Bericht fußt vermutlich auf Indiskretionen von Magistratsmitgliedern der SPD und/oder Linkspartei, jedenfalls werden beide Parteien mit kritischen Kommentaren zitiert. Doch auch und gerade der ehrenamtliche Magistrat der FREIEN WÄHLER, Roland Beck, hat sich im Magistrat kritisch geäußert und dort als einziger (!!) die Vertragsverlängerung mit den nun umstrittenen neuen Konditionen für Reese abgelehnt, die gebotene Vertraulichkeit aber selbstverständlich gewahrt.

Wenn SPD, Linkspartei und FDP nun den Eindruck erwecken, auch sie lehnten den Vertrag ab, müssen sie sich die Frage gefallen, warum ihre Mitglieder im Magistrat das anders entschieden haben. Der Magistrat insgesamt muss begründen, wie er noch harte Sparmaßnahmen in vielen Bereichen durchführen will, wenn ausgerechnet bei einer absolut freiwilligen Leistung der Stadt Geld offenbar keine Rolle spielt. Und wo, bitte, war bei der Vertragsverbesserung der entschiedene Einspruch des Kämmerers? Darüber wird zu reden sein!

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