Mini-Demo gegen, doch ohne Salafisten

Eine Begegnung der besonderen Art


Auch die Falah-Moschee in der Raimundstraße in Ginnheim bekam vor zehn Tagen Besuch von staatlichen Ordnungskräften: Als nämlich in einer bundesweiten Aktion viele Objekte von Islamisten, denen verfassungsfeindliche Aktivitäten vorgeworfen werden, durchsucht wurden. In der Ginnheimer Falah-Moschee sitzt die Dawa FFM, die - Dawa heißt Mission - kostenlos Koran-Exemplare auf der Haupteinkaufsstraße Zeil verteilten. Die Falah-Moschee, untergebracht in einem ehemaligen Einzelhandelsgeschäft, das Schaufenster innen mit Islam-grünen, oben abgerundeten Fenster-Passepartouts beklebt, wirkt verwaist; kein Prophetenbärtiger in seinen weißen, wallenden Gewändern lässt sich blicken.

Ein Polizeiaufgebot in Hundertschaftsstärke hält die Durchfahrt der am frühen Samstagnachmittag im Juni viel befahrenen Raimundstraße frei. Zu Beginn nimmt die Polizei einen Gegendemonstranten fest. Per Polizeilautsprecher wird informiert: Er habe eine Sturmhaube und Böller dabei gehabt, werde erkennungsdienstlich behandelt und bekomme Platzverweis. Weitab schräg gegenüber der Moschee an einer Straßeneinmündung hinter Drängelgittern und Polizeikette davor ein buntes Häuflein von kaum 30 Demonstranten um einen Kleintransporter mit Republikaner-Plakaten „Sicherheit, Recht und Ordnung“, „Freiheit statt Islam“ sowie „Deutsch statt multikulturell“. Zwei große Plakate „Pro NRW“ (Nordrhein-Westfalen) und „www.jugend-pro-nrw“, einer mit Jacke „Pro Köln“ -  angereiste Demonstranten also. In verschiedenen Orten Nordrhein-Westfalens hatte es neulich harte, auch blutige  Auseinandersetzungen mit Salafisten gegeben.

Zu sehen sind auch einige Mitglieder einer Gruppe,  die sich mit dem Transparent „German Defense League – Rhein-Main Division“ und martialisch, schwarzen Kutten inszeniert. Drei Deutschland-Fahnen und eine Hessen-Fahne, dazu Pappen am Stil in Verbotsschildform mit durchgestrichener Moschee, rechts und links mit Minarett sowie einem Fluginsekt, deren Kopf wohl Mohammed darstellen soll.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite die höchstens 60 Gegendemonstranten der autonomen Antifa, ein buntes Grüppchen mit VVN-Fahne ("Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes") und schwarzer Antifa-Fahne der Anarchisten. Hochgehalten auf ausgerissenen, natronbraunen Pappedeckeln ist der Spruch „Nazis raus“ kaum lesbar. Es ist sichtlich mehr Polizei da als Demonstranten und Gegendemonstranten zusammen, zumal Richtung Innenstadt versteckt in einer Seitenstraße noch weitere blaue Mannschaftstransportwagen in Reserve bereit stehen.

Ein paar Passanten bleiben stehen und schauen sich das Schauspiel neugierig an. Ein Bärtiger mittleren Alters in einem alten, roten Golf bleibt kurz stehen und brüllt in Richtung der Demonstranten „Rassisten!“ Zwei junge Kerle auf einem Motorroller zeigen in deren Richtung beim Vorüberfahren den „Stinkefinger“. Doch es bleibt friedlich: Im Vorfeld hatte der Polizeieinsatzleiter mit den drei goldenen Sternen auf der Schulterklappe die Demonstranten gebeten, die mitgebrachten Mohammed-Karikaturen aus Dänemark nicht zu zeigen, um nicht über Gebühr zu provozieren. Einer der Demo-Leiter über Megaphon: „Wenn Sie sie sehen wollen, kommen Sie doch einfach an der Polizei vorbei über die Absperrung.“ Niemand nimmt dieses Angebot an.

Wenn in der Frankfurter Rundschau vom darauffolgenden Montag zu lesen ist, dass „einige Ginnheimer Bürger neugierig die Köpfe aus den Fenstern ihrer Häuser strecken und Erinnerungsfotos schießen“, so stimmt das nicht: Die vielen umliegenden Balkone bleiben verwaist und die Fenster unbesetzt. Öffentlichkeit findet bei dieser Demo eben nicht statt. Statt dessen eher ein absurdes Theater:

Zwar lassen die Demonstranten die Mohammed-Karikaturen weg, doch provozieren sie in ihren Reden: Zunächst einmal die Gegendemonstranten als „rot-grün lackierte Nazis“. Die kontern mit Sprechchören „Nazis verpisst euch!“ und „Nazis haut ab!“ Doch wohin nur? Darauf die Gegendemonstranten: „Abschieben!“ Das dürfte allerdings schwer werden, denn die allermeisten Gegendemonstranten und auch die, um die Salafisten, um die es geht, sind laut Pass Deutsche.

Dann schwingt ein gewisser Lars Seidensticker, per Lautsprecher als „Superstar unserer Szene“ angekündigter Funktionär der „Bürgerbewegung pro NRW“, mit teilweise sich überschlagender Stimme eine Rede: Er zitiert genüsslich Islam- und Koran-kritische Zitate von Aufklärer Voltaire, Frankfurts Dichterfürst Goethe (der den „West-Östlichen Divan“ schrieb), den türkischen Staatengründer Kemal Atatürk, Alfred Dregger, ja sogar vom verehrten Altkanzler Schmitt. Als Antwort der Gegendemonstranten wird eine Heulboje als „Störsender“ aktiviert und „Schwätzer“ gebrüllt. Die Gegenseite blökt zurück „Hasta la vista, Salafista!“ Doch die sind eben nicht da, können also die "freundliche" Aufforderung nicht hören. Irgendwann ist alles vorbei - und kein Problem ist gelöst.


D. Schreiber

Leserkommentare (1)

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Es ist schon erstaunlich wie die Antifa sich verhält.
Wenn die Antifa die Salafisten oder auch die Rechtsradikalen Moslems unterstützt zeigt die Antifa deutlich, dass es der Antifa nicht um politische Inhalte geht, sondern nur um Krawall gegen die Bürgerlichen, die vor den radikalen Moslems Ängste haben.