Immer neue Titelträume in Frankfurt

May-Siedlung oder Paulskirche als Weltkulturerbe?

Immer neue Titelträume in Frankfurt


In der vergangenen Woche ist die Stadt Frankfurt mit ihrer Absicht gescheitert, im Jahr 2014 Grüne Hauptstadt (Green City) Europas zu werden. Vielmehr hat Kopenhagen das Rennen gemacht. Das war deshalb gut so, weil die Stadt Frankfurt bei ihrer Bewerbung die Verlärmung der südlichen Stadtteile als Folge des Flughafenausbaus nicht erwähnt hatte. Zuvor war auch im Magistrat die Meinung über die Bewerbung Frankfurts  geteilt gewesen. Die scheidende Umweltdezernentin Rottmann konnte sich jedenfalls nicht mit einem Erfolg verabschieden. Dabei hatte sich über lange Monate eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe im Römer mit dem Thema beschäftigt, ein Nachhaltigkeitsforum hatte Pläne geschmiedet und Visionen entwickelt. All das ist am vergangenen Freitag geplatzt.

Nun soll ein neuer Versuch gestartet werden, einen prestigeträchtigen Titel anzustreben. Es geht um die Bewerbung für die UNESCO-Liste als Weltkulturerbe. Zwei Vorschläge sollen auf die Prioritäten-Liste: Die Ernst-May-Siedlung und die Paulskirche. Auch dafür werden natürlich wieder dezernatsübergreifende Arbeitsgruppen benötigt, deren Arbeitskräfte an anderer Stelle fehlen dürften. Ob die in die Jahre gekommene Siedlung oder die keineswegs vollständig rekonstruierte Paulskirche, zweifellos für Deutschland ein Ort hohen Symbolwerts, wirklich als Weltkulturerbe taugen, wird umstritten sein.  

Doch an anderer Stelle in Hessen, im fernen Kassel, zeichnet sich eine erfolgreiche Weltkulturerbe-Bewerbung ab: Einzigartigkeit, historische Echtheit und Unversehrtheit als zentrale Forderungen der UNESCO-Richtlinien zeichnen das vor 300 Jahren entstandene Gesamtkunstwerk Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen Wasserkünsten und den alles überragenden Herkules als einzigartig in der Welt aus. Unzählige Besucher haben die Kasseler Sehenswürdigkeit schon bewundert – und das nicht nur während der Documenta.  

Das beratende Fachgremium ICOMOS, der Internationale Rat für Denkmalpflege der UNESCO, achtet bei der Evaluierung auf angemessene zeitliche und räumliche Verteilung der erfolgreichen Bewerbungen. Es würde unserer Stadt Frankfurt gut anstehen, der Stadt im Norden Hessens den Vortritt zu lassen. Schließlich sind wir wieder mit der Eintracht in der Bundesliga, Hessen Kassel hingegen wird das wohl nie schaffen. Und ein Weltkulturerbe haben wir schon längst beigesteuert: Johann Wolfgang von Goethe!  


Roland Beck

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