Frankfurts erwünschtes Elend

Occupy-Camp und das Denken der Linken

Frankfurts erwünschtes Elend
© A. Dreher - pixelio.de


Das Gezerre um das Occupy-Camp ist ein Groteske, wie sie typisch für den Geisteszustand der Bundesrepublik zu sein scheint. Die gleichen Leute, die gerade stolz darauf sind, mit 20-facher Übermacht einen einstündigen Auftritt von gerade einmal neun (!) NPD-Gestalten auf dem Römerberg verhindert zu haben (offenbar eine wahre Großtat an Mut und Zivilcourage), haben offenbar nichts dagegen, dass sich "Autonome" jahrelang in faktisch städtisch geförderten Immobilien tummeln können oder ein Occupy-Camp über Monate mitten in der Stadt seine Zeltplanen aufstellen kann. Unter den Förderern befindet sich übrigens ein Schauspiel-Intendant Oliver Reese, der 240.000 Euro im Jahr verdient. Wie wäre es, wenn er die Occupy-Leute in seiner Wohnung aufnehmen und bewirten würde? Dadurch könnte er echtes und glaubhaftes Engagement beweisen.

Das Occupy-Camp, das berichtete die Presse, ist allerdings längst von den linken Aktivisten verlassen worden. Gerade einmal fünf echte Aktive harrten demnach dort in letzter Zeit aus. Der Rest waren Alkoholiker, Obdachlose, Drogensüchtige und Zigeunerfamilien. Den linken Wohlstandskindern war das 3.Welt-Spielen also wohl doch langfristig etwas zu kalt und schmutzig. Occupy war eigentlich längst vergessen und langweilig geworden. Denn die hiesige Linke braucht das ständige Drama. Nun, wo die Räumung bevorsteht, werden sie wieder aus ihren Wohnungen herkommen, denn nun kommt, worauf sie die ganze Zeit vergeblich gewartet hatten. Man kann große Aktionen veranstalten, sich widersetzen, Transparente malen, herumschreien, über die böse Polizei schimpfen, Fotos machen, sich in der Presse darstellen. Das ist der Saft, aus dem sie leben. Eine große Selbstinszenierung und Kinderei also.

Bleibt die Frage, was OB Feldmann und manch andere Politiker bewegt, sich für ein inhaltlich längst aufgegebenes Elendscamp so einzusetzen. Zum einen ist auch hier linke Selbstinszenierung am Werk. Zum anderen aber dient das Camp auch als Medium, bestimmte Themen bzw. Aussagen zu diesen Themen am Leben zu halten. So lange das Occupy-Camp in der Stadt ist, werden gewogene Medien - allen voran die „Frankfurter Rundschau“ und der Hessische Rundfunk - regelmäßig darüber berichten. Über diese Berichte aber kann man stets auch politische Botschaften transportieren.

Dies erfolgt über Vorzeigesprecher, denn mit den Pennern, Alkoholikern, Junkies oder Rumänen (immerhin die Mehrheit im Camp) sprechen die Journalisten und Kameraleute natürlich weitaus weniger, da diese der eigenen Ideologie öffentlich eher schädlich sein könnten. Dabei wird der Protest gegen die derzeitige Finanzpolitik, gegen Eurorettung, Schuldenunion und Finanzoligarchie, von einer radikalen Linken für sich vereinnahmt. Bürgerliche Stimmen, die sich nicht so spektakulär inszenieren, bleiben weitgehend ungehört. Man kann noch weiter gehen: Echte politische Auseinandersetzung versandet hinter der Kulisse der linken Clownerie.

Außerdem gibt es noch einen linksradikalen Nebenaspekt dieses seltsamen Engagements. In dieser politischen Subkultur wird seit Jahren beklagt, dass angebliche Randgruppen aus dem öffentlichen Raum verdrängt würden, um dem bürgerlichen Bedürfnis nach Sicherheit und Sauberkeit entgegen zu kommen. Für diesen linksradikalen Diskurs spielt also das Bedürfnis der Bevölkerungsmehrheit nach einem schönen, gepflegten und angstfreien öffentlichen Umfeld keinerlei Rolle, statt dessen sollen Minderheiten massiv gefördert werden. Und dies gerade, je asozialer und destruktiver diese sich verhalten. Ein enormer Hass auf den Normalbürger bricht sich hier Bahn. Dieser Linksradikalismus wäre ein Randphänomen, wenn nicht in den Parlamenten und Redaktionsstuben ein so breites Unterstützerumfeld für derartige Gedanken bestehen würde.
 

Marlis Lichtjahr

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