Das FR-Komplott

Frankfurter Rundschau startet Feldzug gegen „rassistische“ Polizei

Das FR-Komplott
Keine Zeitung, sondern eine politische Organisation: Die Frankfurter Rundschau (Bild: Creative Commons Wikipedia - Philipp Gross)

Der folgende Artikel wurde den FREIEN WÄHLERN in Frankfurt freundlicherweise vom Autor zur Weiterverbreitung zur Verfügung gestellt. Erschienenen ist der Artikel in dem stets lesenswerten Internet-Forum blu-news.org
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In Frankfurt hat sich eine recht undurchsichtige Geschichte abgespielt: Derege Wevelsiep, ein äthiopisch-stämmiger Deutscher, behauptet, im Zuge einer Fahrkartenkontrolle von Polizisten misshandelt worden zu sein. Vier Polizisten und vier Kontrolleure haben die Ereignisse anders in Erinnerung. Die Frankfurter Rundschau stört das wenig. Auf Basis der Darstellung des vermeintlichen Opfers hat das Sprachrohr der ortsansässigen Linken einen Feldzug gegen die Polizei gestartet. Blu-News exklusiv über ein durchschaubares Manöver: Das FR-Komplott.

Es ist Mittwoch, der 17. Oktober. Der dunkelhäutige Siemens-Ingenieur Derege Wevelsiep kommt nach eigener Darstellung von der Arbeit. Es ist ungefähr zehn Uhr abends. Er hat seine Verlobte Misale und seinen Sohn David dabei, als er in die Frankfurter U-Bahn-Linie U4 einsteigt. Er will nach Hause. Feierabend. Warum ihn seine Verlobte und sein dreijähriger (!) Sohn um diese späte Uhrzeit in der U-Bahn auf dem Weg von der Arbeit nach Hause begleiten? Man weiß es nicht. Es ist die erste Ungereimtheit in diesem Fall, es wird nicht die letzte sein.

Was dann geschah, schildert die Frankfurter Rundschau unter Berufung auf Wevelsiep wie folgt: Im Zug wurden die Fahrkarten kontrolliert. Die Kontrolleure waren zu viert. Wevelsiep hatte eine Monatskarte, die übertragbar ist, und mit der er nach 19 Uhr abends seine Verlobte und seinen Sohn mitnehmen darf. Die Kontrolle verlief reibungslos. An der Haltestelle Merianplatz stieg Wevelsiep aus, da er noch etwas zu erledigen hatte. Er gab die Monatskarte seiner Verlobten. Die wiederum fuhr weiter. Kurz darauf klingelte Wevelsieps Telefon. Es war seine Verlobte, sie wurde erneut kontrolliert. Dieses Mal stimmte etwas nicht. Also musste sie mit den Kontrolleuren an der nächsten Haltestelle, dem U-Bahnhof Bornheim-Mitte, den Zug verlassen. Nun stand sie da und sagte, er solle unbedingt dorthin kommen.

Wevelsiep kam dort hin. Die Kontrolleure hätten behauptet, ein anderer Afrikaner im Abteil sei auch noch mit auf der Karte gefahren. Das sei verboten und koste 40 Euro. Und nun also habe eine Kontrolleurin jenen Satz zu ihm gesagt, der dem ersten von zahlreichen FR-Artikeln zum Thema die Überschrift spenden sollte: „Ihr seid hier nicht in Afrika“.

Kein Zufall, sondern Konzept

Nun fing die Geschichte laut Wevelsiep erst richtig an: Die Fahrkartenkontrolleure riefen die Polizei, die kam ebenfalls zu viert. Drei Männer, eine Frau. Die Polizisten wollten, wie es gemeinhin ihr Naturell ist, den Ausweis des Beschuldigten sehen. Wevelsiep hatte jedoch keinen dabei. Daraufhin sei die Lage eskaliert. Die Polizisten hätten ihn „hoch auf die Straße gezerrt“, dann habe er „am Streifenwagen seine Taschen ausleeren müssen“, schreibt die FR. Und weiter: „Als sie ihm hätten Handschellen anlegen wollen und er entgegnet habe, er sei nicht kriminell, er müsse doch nur zu Hause seinen Ausweis holen, sagen sie: Das muss sein.“

Laut FR ging der Disput zwischen Wevelsiep und den Beamten wie folgt weiter: „Ich lasse mich nicht ohne Grund fesseln“, sagte Wevelsiep. „Ich zähle bis zwei“, antwortete der Polizist. „Was kommt dann?“, fragte Wevelsiep. Danach hätte der Polizeibeamte bis „zwei“ gezählt, und ihm dann „ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht geschlagen“. Weiter berichtet die FR auf Basis von Wevelsieps Darstellung: „Die Beamten hätten ihn anschließend vom Boden aufgehoben, gefesselt, mit der Faust gegen die Brust und in die Niere geschlagen, gegen das Knie getreten.“

An dieser Stelle bricht FR-Autor Felix Helbig die Erzählung ab. Nicht zum ersten Mal. An vorherigen Stellen fließen Verweise auf NSU und Dönermorde ein. Nun folgt eine Beschreibung von Derege Wevelsiep, den Helbig als „zierlich“ und „ruhig“ darstellt. Als jemanden, der Staatsgewalt als Kind in Afrika erfahren habe. Da seine leiblichen Eltern in Äthiopien verschleppt worden seien, als er noch ein Teenager war. Als jemanden, der weiß, „dass man in solchen Situationen besser ruhig bleibe“. Dass auf diesem Wege die Frankfurter Polizei stellvertretend für deutsche Sicherheitskräfte unterschwellig mit mutmaßlichen Verbrecher-Regimes in Afrika gleichgesetzt wird, ist kein Zufall. Es ist Konzept.

Die Geschichte geht weiter. Szenenwechsel. „Seine Verlobte findet Derege Wevelsiep später im Schlafzimmer seiner Wohnung, auf dem Boden, bewusstlos.“ Kurz gefasst: Die Polizisten hätten in Wevelsieps Wohnung eine „grundlose Razzia“ durchgeführt, hätten beide Aufzüge in den siebten Stock des Hauses blockiert, wären durch die Zimmer der Wohnung gerannt, hätten sich einfach den Ausweis genommen. Und als der Krankenwagen, den Misale für ihren Verlobten gerufen hatte, endlich kam, hätten die Polizisten „versucht, ihn wieder wegzuschicken“. Den Weg ins Krankenhaus hat Wevelsiep dann doch irgendwie gefunden. Drei Tage „musste“ er dort bleiben. Der letzte vermeintliche Skandal in dieser Geschichte beruht schließlich darauf, dass sich die Polizei erdreistet habe, den Mann am Tag danach im Krankenhaus verhören zu wollen. „Erst auf Druck des Geschäftsführers vom Sankt Katharinen gehen sie wieder“, schreibt Felix Helbig.

Der „spontane“ Mediencoup

So weit, so kurios. Noch kurioser als der Bericht selber ist das, was geschah, nachdem die FR ihn veröffentlicht hatte: Binnen eines Tages wurde der Text über 1.000 Mal „getwittert“ und über 20.000 Mal bei Facebook geteilt. Zum Vergleich: Normalerweise liegen die Zahlen für Facebook-Weiterleitungen bei FR-Artikeln deutlich unter Hundert, bei Twitter sogar in der Regel unter Zehn. Bemerkenswert ist auch, dass der Artikel auf der Internetseite der FR tags drauf offenbar neu eingestellt wurde, weswegen der Facebook-Counter wieder von vorne zu zählen begann (die atypisch hohe Zahl von „Facebook-Likes“ und „Tweets“ bestätigte die FR allerdings selbst in einem Kommentar zum Thema, als es noch 17.000 „Facebook-Likes“ waren). Wollte da etwa jemand seine Spuren verwischen?

Fakt ist: Eine derart hohe Anzahl von Weiterleitungen in derart kurzer Zeit ist nur mit entsprechend großen Multiplikatoren möglich. Mutmaßlich haben eine, wahrscheinlich sogar mehrere Organisationen und Gruppen den Text bei Facebook massiv beworben. Einen Text, der eine Anklageschrift ist. Eine Anklageschrift gegen die Polizei. Zudem ein Text, der den Frankfurter Sicherheitsbehörden Rassismus unterstellt. Es liegt nahe, mit welchen Organisationen die FR einmal mehr im Bunde gewesen sein dürfte.

Tatsächlich erschien der Text – oder Berichte darüber – bereits kurz darauf auf verschiedenen linksextremen Seiten im Internet. Eine Google-Suche nach den Wörtern „Wevelsiep“, „Frankfurt“ und „Indymedia“ führt automatisch zu einer Auflistung des „Who is Who“ der linksextremen Szene Deutschlands. Auf linksunten.indymedia wiederum, einer bekennend extremistischen und verfassungsfeindlichen Internetseite der autonomen Szene, auf der gerne auch mal zu Gewalt aufgerufen und Anleitung zum Bau von Sprengkörpern gegeben wird, fand sich dann am 8. November, zwei Tage nach Erscheinen des ersten FR-Artikels, ein Aufruf zu einer „Spontan-Demo“ zur Solidarisierung mit Derege Wevelsiep. Auch der Demo-Aufruf fand schnell seinen Weg auf andere linksextreme Seiten wie beispielsweise die der „Antifa“-Frankfurt. Ein „spontan“ eingerichteter Facebook-Termin zur Demo wurde an über 45.000 Personen verschickt, 1.829 sagten per Facebook ihre Teilnahme zu. Gut 2.000 Personen waren es dann letztlich auch, die am selben Tag, dem 8. November, um 20 Uhr „spontan“ am U-Bahnhof Bornheim-Mitte „gegen Rassismus“ demonstrierten.

Auch in der FR-Redaktion brach offenbar wahre Euphorie ob des gelungenen „spontanen“ Mediencoups aus. Dem ersten Artikel mit der rührseligen Schilderung der Wevelsiepschen Wahrnehmung in Verbindung mit allerlei NSU-Nostalgie sollten binnen kürzester Zeit zahlreiche weitere „spontane“ Artikel folgen. So sah sich Felix Helbig dazu berufen, sein eigenes Machwerk gleich selbst zu kommentieren: Unter der Überschrift „Alles beim Alten“, mit einem Artikelbild, das den ultimativen Polizeistaat suggeriert, beschwor der FR-Redakteur ein weiteres Mal die NSU-Geschichte. Dass sich ausgerechnet Helbig noch erblödete, dabei die „Mediendemokratie“ anzuprangern, sollte nicht die letzte unfreiwillige Pointe bleiben. Im Gegenteil: Den Höhepunkt lieferte ebenfalls Helbig, dieses Mal in Kooperation mit Claus-Jürgen Göpfert, die gemeinsam am 8. November titelten: „Ungereimtes im Fall Wevelsiep“. Dass es in diesem Fall Ungereimtheiten gibt, hätte Helwig allerdings durchaus schon beim Schreiben seines ersten Artikels auffallen können. Man muss sogar unterstellen, dass sie ihm aufgefallen sind, denn dass er als Autor des ersten Textes stets dort den Handlungsstrang zu verlassen pflegte, wo die Ungereimtheiten zu eskalieren drohten, kann – wie so vieles andere in dieser Geschichte – kein Zufall mehr sein.

Als Nazi beschimpft

Tatsächlich kam in der FR einen Tag nach der Veröffentlichung des ersten Textes, also am 7. November, auch die Gegenseite zu Wort, in einem Artikel unter der Überschrift „Aussage steht gegen Aussage“. Ein Artikel, der sich übrigens lediglich einer FR-typischen Anzahl von null „Tweets“ und vier „Facebook-Likes“ erfreute, der aber immerhin dennoch seinen Platz in der „spontan“ eingerichteten Sonderseite zum Thema fand.

Darin berichtete der umtriebige Helbig – erneut gemeinsam mit seinem Kompagnon Göpfert – über die Aussagen der Kontrolleure und der Polizisten zum Sachverhalt. Dieses Mal allerdings weit spärlicher. Und freilich weder weinerlich, noch verständnisvoll. Immerhin kam nun zutage, dass Wevelsiep eine Fahrkartenkontrolleurin als „Nazi“ beschimpft haben soll (im Polizeibericht soll sogar die Rede davon sein, Wevelsiep habe die Kontrolleure „rassistisch beleidigt“). Die Frau, deren Unauffindbarkeit Helbig in einem folgenden Artikel schilderte, die dann aber in einem wiederum folgenden Artikel doch wieder auffindbar war, erstattete mittlerweile Anzeige wegen Beleidigung (was „unauffindbare Personen“ ja häufiger tun). Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt in der bemerkenswerten Geschichte.

Ebenfalls bemerkenswert ist, wie die Fahrkartenkontrolleure ihrerseits den Vorfall, beziehungsweise dessen Anfang, in ihrem Protokoll geschildert haben: Demnach sei Misale in der U-Bahn ohne gültigen Fahrausweis und „in Begleitung von vier Männern“ angetroffen worden. Und weiter: „Einer der vier hat dann noch versucht, der Frau einen Fahrschein zuzustecken“, berichtet die FR unter Berufung auf Bernd Conrads, Sprecher der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). Verwunderlich ist, dass Wevelsiep, der vorgibt, zu später Stunde mit Freundin und dreijährigem Sohn auf dem Weg von der Arbeit nach Hause gewesen zu sein, plötzlich und aus bislang unerfindlichen Gründen – nach eigener Darstellung! – den Zug verließ, und zwar nur eine Station vor dem besagten U-Bahnhof Bornheim-Mitte. Und rein zufällig kam es danach zu jener Situation, die dazu führte, dass eine Kontrolleurin den Personalausweis von Wevelsieps Verlobter sehen wollte. Die Kontrolleurin hielt im Protokoll fest, dass ihr der Ausweis nicht gezeigt worden sei. Stattdessen hätte Wevelsieps Verlobte sie als Nazi beschimpft.

Danach also folgte der Ausstieg am U-Bahnhof Bornheim-Mitte. Dort kam Wevelsiep selbst wieder hinzu. Genauso wie die vier Polizeibeamten, deren erste Intention, wie in solchen Fällen üblich, die Aufnahme der Personalien war. Unterstellt werden darf an dieser Stelle, dass bis zum Eintreffen der Polizei und des Gatten in spe mehr Zeit vergangen sein muss, als man braucht, um einmal „Nazi“ zu sagen. Naheliegend erscheint daher, dass die Situation schon „emotional aufgeladen“ war, bevor die Polizisten überhaupt am Orte des Geschehens waren. In seinem Beitrag „Ungereimtes im Fall Wevelsiep“ schrieb FR-Redakteur Helbig nun, dass Derege Wevelsiep den Beamten seinen Namen gesagt habe, diese per Funk die Identität überprüften und den Namen zuordnen konnten. Dementsprechend wirft Helbig der Polizei vor: „Das würde bedeuten, das die Identität von Wevelsiep trotz fehlendem Ausweis bereits bekannt gewesen wäre.“ Eine merkwürdige Argumentationsweise, die Helbig sicherlich überdenken würde, wenn er selbst beispielsweise unschuldig im Gefängnis säße, weil jemand anderes seinen Namen kannte und angegeben hat, und zwar gegenüber einem fahrlässigen Polizisten, dem als Identitätsnachweis ein Zuruf genügt.

„Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“

Doch diese Polizisten nahmen es also genauer, wollten Wevelsieps Ausweis nicht nur hören, sondern sehen. Und gerade in einer Stadt, die gemeinhin als Hauptstadt des Verbrechens gilt, kann es wohl kaum verwundern, dass die Polizeibeamten nicht in Helbigs Sinne gewillt waren, einen fremden Mann, so „zierlich“ der auch aussehen mag, ohne Leibesvisitation im Polizeiwagen mitzunehmen. Dass ein solcher Vorgang, eine Leibesvisitation, nicht im Stile und mit der Ruhe eines Yoga-Kurses ablaufen würde, hätte Wevelsiep durchaus klar sein können. Dass Provokationen und Verweigerung gegenüber Polizeibeamten nicht zu einer Entspannung der Lage, gar zu einer sanfteren Form der Leibesvisitation führen würden, ebenso. Und dass er selbst an dieser Situation, die sich durch simples Mitführen eines Personalausweises hätte verhindern lassen, die Hauptschuld trug, sowieso.

Völlig inakzeptabel wäre es freilich, wenn der Polizeibeamte – wie von Wevelsiep gegenüber der FR berichtet und von der FR freudig in die weite Welt hinaus posaunt – den Deutsch-Äthiopier „ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht geschlagen“ hätte. Allerdings liefert die FR selbst zu dieser Darstellung den Gegenbeweis: „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit, Prellung des Thorax rechts, Prellung des Knies rechts, Prellung der Hüfte rechts“, zitiert Helbig schon im ersten Text aus dem Befund des Sankt-Katharinen-Krankenhauses. Wohlgemerkt: Die „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“ muss sich nach Darstellung Wevelsieps später ereignet haben, nämlich nachdem ihn seine Verlobte „im Schlafzimmer seiner Wohnung auf dem Boden“ fand, „bewusstlos“. Hat Wevelsiep also einen Faustschlag ins Gesicht bekommen, von dem wenige Stunden später in einem Krankenhaus offenbar nichts, aber auch gar nichts mehr zu sehen war?

Alle anderen Verletzungen lassen sich ohne weiteres erklären als Folgen der gewaltsamen Festnahme eines Mannes, der sich – wie Wevelsiep selbst zumindest andeutet – der Festnahme widersetzt hat. Alle Verletzungen, nur eine nicht: Ebenjene „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“. Doch gerade an dieser Stelle der Geschichte, die so klingt, als wären die US-Marines persönlich bei Top-Terrorist Wevelsiep „zu Besuch“ gewesen, legt sich endgültig ein undurchsichtiger Nebel über Helbigs Artikel. Und ausgerechnet hier versickert Helbigs ausufernde Schreibfreude in einem Abriss dessen, was zum Anprangern nötig, aber zum Erklären viel zu wenig ist. Wieso lag Wevelsiep in seiner Wohnung bewusstlos auf dem Boden? Was war geschehen? Hatte man ihn geschlagen, oder gegen etwas geschubst? Oder wie nur war er zu jener Verletzung gekommen, die immerhin eine „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“ zufolge hatte, ohne dass sich irgendeine äußerliche Erscheinung, gar eine Wunde, gezeigt hätte, die den Ärzten des Sankt-Katharinen-Krankenhauses in ihrem Befund eine Erwähnung wert gewesen wäre? Oder war die „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“ etwa Folge der „Prellung des Thorax rechts“, der „Prellung des Knies rechts“, oder der „Prellung der Hüfte rechts“?

Und was ereignete sich eigentlich in der Zeit, die zwischen dem Notruf und dem Eintreffen des Rettungswagens lag? Gebäude mit sieben Stockwerken sind in der Regel keine Einfamilienhäuser. Soll sich all das, wie von Misale geschildert, über mindestens fünf bis zehn Minuten abgespielt haben, ohne dass es Nachbarn als Zeugen gibt? Was ist mit den Fahrern des Notarztwagens? Bestätigen diese, dass die Polizei sie zurück schicken wollte? Vielleicht war es so, vielleicht wollte die Polizei sie zurück schicken. Vielleicht machte Wevelsiep auch nicht wirklich den Eindruck, als bräuchte er einen Rettungswagen. Immerhin konnten die Ärzte des Sankt-Katharinen-Krankenhauses nichts feststellen, was eine „Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit“ rechtfertigen würde. So wie sie nichts in ihrem Bericht erwähnten, was auf einen Faustschlag ins Gesicht schließen ließe.

„Journalistische Qualität“

Was auch immer in dieser Nacht geschehen ist, eines steht fest: Die Darstellung des Derege Wevelsiep und seiner Verlobten erscheint höchst fragwürdig. Gut möglich, dass es wirklich zu einer Eskalation kam. Gut möglich, dass die Polizisten tatsächlich überreagierten, zu brutal gegen einen harmlosen Mitbürger vorgingen. Sollte dem so sein, wäre das keine Lappalie, sondern ein Vergehen, das in einem Rechtsstaat aufgeklärt werden muss, aufgeklärt werden wird und freilich Strafen nach sich zieht.  Sehr wahrscheinlich ist aber auch, dass Wevelsieps Darstellung mindestens arg übertrieben, wenn nicht gar an den Haaren herbei gezogen ist. Sehr wahrscheinlich ist zudem, dass er und seine Verlobte mit ihrem Verhalten wesentlich zur Eskalation der Lage beigetragen haben. Rassismus war hier sicher nicht im Spiel, Dummheit schon viel eher. Die Frage nach Alkohol zwängt sich bei der Uhrzeit zudem auf, bleibt aber in der FR – wen wundert’s? – ungestellt und unbeantwortet.

Vielmehr stützte sich FR-Redakteur Helbig ausschließlich auf Wevelsieps Darstellung, setzte mit einem an Subjektivität nicht mehr zu überbietenden, zudem in politischer Intention (NSU) ertränkten Artikel eine Lawine in Gang, die wohl kaum zufällig, schon gar nicht „spontan“, sondern außerordentlich zielführend in eine Serie über den „Rassismus“ in deutschen Sicherheitsbehörden ausartete. Dass diese Geschichte ausschließlich auf der Darstellung von Wevelsiep und seiner Verlobten beruht, dass dieser Geschichte die Aussagen von vier (!) Fahrkartenkontrolleuren und vier (!) Polizisten gegenüber stehen, und dass diese Geschichte trotzdem so einseitig und so durchschaubar unwahr verbreitet wurde, sagt viel, wenn nicht gar alles, über die „journalistische Qualität“ der Frankfurter Rundschau.

Doch damit nicht genug. Dass sich dieselbe Geschichte völlig identisch und freilich „spontan“ in den DuMont‘schen Schwestermedien der FR verbreitete, wird keinen szenekundigen Zeitgenossen verwundern. Doch auch die Süddeutsche Zeitung, die Zeit, die Augsburger Allgemeine und der Hessische Rundfunk taten es mittlerweile linksextremen Blogs gleich und übernahmen die – zumindest höchst zweifelhafte! – Geschichte ungefiltert und unreflektiert in ihre Nachrichtenportale. Nur andere Frankfurter Lokal-Medien hielten sich – bezeichnenderweise – vorerst zurück. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Frankfurter Neue Presse (FNP) berichteten spät und knapp in ihren Printausgaben. Zwar trauten sich beide Medien nicht, öffentlich Zweifel an der Geschichte zu formulieren, schienen aber doch sehr am Wahrheitsgehalt zu zweifeln. Zu sehr, als dass sie es deswegen der FR gleichtun wollten, der Wevelsiep‘schen Wahrnehmung ganze Doppelseiten zu widmen.

Willkommen im Irrenhaus!

Anders freilich die Frankfurter Lokalpolitik. Und jetzt spätestens schließt sich der Kreis. Verschwiegen sei an dieser Stelle, was linke und grüne Politiker unlängst infolge der FR-Geschichte für Forderungen gestellt haben. Beispielsweise an die Adresse von Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU). Die „Grüne Jugend“ ist alarmiert, die „Jusos“ ebenso, und freilich fiel auch der Linkspartei „spontan“ etwas zur Sache ein. Das alles lohnt das Zitieren nicht, der primitive Geist solcher Ergüsse ist wohlbekannt.

Erwähnt sei hier allerdings, wenn auch nur der allgemeinen Belustigung wegen, dass sich selbst das Frankfurter Amka, das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (eine Institution, die für sich genommen schon ein Witz ist!) freilich ebenfalls berufen fühlte, in der Sache verbal tätig zu werden. Ausgerechnet in der FR, ausgerechnet unter der Überschrift „Ungereimtes im Fall Wevelsiep“, war jüngst (und freilich aus der Feder der fleißigen Herren Helbig und Göpfert) zu lesen, dass Amka auf Anfrage kundtat, dass der Frankfurter ÖPNV-Betreiber VGF dort bisher „keine speziellen interkulturellen Trainings nachgefragt“ hätte. Und weiter: „Dezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) kündigte an, sie werde der VGF nun entsprechende Beratung anbieten. Sie verwies auf das Frankfurter Integrationskonzept, das unter anderem Maßnahmen gegen Diskriminierung und Benachteiligung formuliere.“

Mit anderen Worten, und das empfiehlt sich, wann immer von Eskandari-Grünberg und ihrem absurden „Integrationskonzept“ die Rede ist: Willkommen im Irrenhaus! Das einzig Gute an dieser Geschichte ist, dass sich die auf eine Lokalredaktion zusammen geschrumpfte und – das ist für Sozialisten typisch! – akut Pleite-bedrohte Frankfurter Rundschau offenbar nicht einmal mehr Redakteure leisten kann, die über den Intellekt und die Qualität verfügen, ihrer einseitigen, verklärenden, manipulativen und ausnahmslos politisch motivierten Arbeit zumindest annähernd den Anschein von Qualitätsjournalismus zu verleihen. Die einzigen, die Kampagnen wie diese noch wirklich ernst nehmen, sind die kulturell und intellektuell verkümmerten Linksextremen der Nation, vornehmlich jene aus Antifa- und Indymedia-Gefilden. Das FR-Komplott ist daher vor allem eins: Ein hervorragendes Anschauungsbeispiel dafür, wie diese Kräfte die „Vierte Macht im Staate“, die Medien, unterwandert haben und zu missbrauchen versuchen.

Die allerbeste Nachricht

Am allerbesten ist auch das genau dort dokumentiert, wo das ganze Übel seinen Ursprung hat: Auf der Internetseite der Frankfurter Rundschau. Da wurde, freilich ebenfalls „spontan“, eine Umfrage zum Thema eingepflegt, deren Titel lautet: „Rassismus-Problem bei der deutschen Polizei, was kann dagegen helfen?“ Antwort A: „Anteil der Migranten unter Beamten sollte dem Anteil der Migranten an der Bevölkerung entsprechen.“ Antwort B: „Jeder Beamte muss regelmäßig Anti-Rassismus-Training absolvieren.“ Antwort C: „Eine unabhängige Beschwerdestelle muss gegen Beamte ermitteln und nicht Kollegen gegen Kollegen.“

In Günter Jauchs Sinne sei hiermit noch eine Antwort D hinzugefügt, die beim Publikums-Joker wohl weit über 90 Prozent Zustimmung erlangen dürfte: „Einfach keine Frankfurter Rundschau mehr lesen, dann löst sich das Problem – fürwahr! – von selbst“. Den Beweis dafür liefert übrigens ebenfalls – na, wer wohl? – die Frankfurter Rundschau, und zwar in Form ihrer sinkenden Verkaufszahlen. Und das ist unter dem Strich ohne Frage noch die allerbeste Nachricht.

Leserkommentare (4)

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Es ist lächerlich wie die FR sich retten möchte. Statt eine ehrliche Berichterstattung versucht Sie immer wieder mit linken extremen Aussagen Meinungen zu bilden, die gar nicht in der Bevölkerung akzeptiert werden.
Göpfert und Co sollten einmal lernen. dass linksextreme Meinungen nicht akzeptiert werden.
Göpfert und Co tragen leider zu dem Niedergang der FR bei.

Sehr schöner Artikel, der das ganze von einer anderen Seite beleuchtet. Wie es denn wirklich war, werden wir so schnell nicht erfahren.

Bei der Frankfurter Rundschau wird es nun eng:

http://www.fr-online.de/medien/frankfurter-rundschau---in-eigener-sache--es-ist-nicht-das-ende-der-fr-,1473342,20861794.html

Heute wurde für die "Frankfurter Rundschau" der Insolvenzantrag gestellt. Damit sind dumpfe Hetzkampagnen aus dieser Redaktionsstube hoffentlich bald endgültig Geschichte.
Ansonsten: Vielen Dank für diesen informativen Bericht.