Die „Frankfurter Rundschau“ stirbt nicht grundlos
Kein Grund zum Jubeln, kein Grund zur Trauer

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die einem Stürzenden auch noch einen Tritt versetzen. Aber der Absturz in die Insolvenz und eine mehr als ungewisse Zukunft der einst so sendungsbewussten „Frankfurter Rundschau“ (FR), die viele Jahre erst bei meinen Eltern, dann bei mir allmorgendlich im Briefkasten lag, macht mich gewiss auch nicht traurig. Mitgefühl empfinde ich nur mit den vielen Beschäftigten des Zeitungsunternehmens, die sich jetzt akut in ihrer beruflichen Existenz bedroht sehen. Und das sind keineswegs nur Redakteure und journalistische Mitarbeiter, sondern eben auch die Arbeiter und Angestellten aus Technik und Verwaltung.
Nicht das geringste Mitgefühl kann ich für all jene ideologisch links-grün orientierten Kampagnenmacher der Redaktion entwickeln, die seit Jahren jeden unter den Verdacht von Rechtsradikalismus, Rechtspopulismus, Rassismus und Islamhass stellen, der anders denkt und handelt als sie selbst. Diese Schreibtischtäter haben keinen geringen Anteil am Niedergang einer seit 1945 erscheinenden publizistischen Institution, die unter ihrem ebenso autoritären wie eigenwilligen Verleger Karl Gerold ihre besten Zeiten erlebte. Wer, wie ich das als gelernter Verlagskaufmann, noch Erinnerungen an Betriebsversammlungen mit Gerold hat, weiß gut, wie stolz vom Portier über Maschinensetzer bis zum Redakteur jeder war, ein Teil der FR zu sein.
Doch das ist längst Vergangenheit: Gerold ist schon lange tot, das eigentlich unbedingt erhaltenswerte Rundschau-Gebäude abgerissen und sein Grundstück seit Jahren zu einer der hässlichsten Brachen der Frankfurter Innenstadt verkommen. Noch verkommener aber ist der links-grüne Denunziationsjournalismus in der heutigen Redaktion, die zum Gutteil längst in Berlin sitzt. Absoluter Tiefpunkt war vor gar nicht so langer Zeit die Kolumne einer Schreiberin mit Einwanderungsherkunft, die sich in zutiefst menschenverachtender Weise über Thilo Sarrazin ausließ. Dass die Redaktion diese Hetze im übelsten „Stürmer“-Stil nicht nur in Druck gab, sondern diese Schreiberin weiterhin in der FR ihr Unwesen treiben kann, stellt eine Schande dar, die nicht zu tilgen ist.
Im Frankfurter Lokalteil wütete der links-grüne Denunziationsjournalismus besonders in der nicht langen, aber besonders abstoßenden Ära ihres ehemaligen egomanischen Leiters Matthias Arning. Dieser nutzte jede Gelegenheit, um die FREIEN WÄHLER in Frankfurt und speziell meine Person in den Schmutz seiner vernebelten Gesinnung zu ziehen. Arning hat übrigens, einer recht unbeliebten Kleintiersorte gleich, das sinkende Schiff noch rechtzeitig verlassen, um eine gesicherte Stellung bei der Stadt Frankfurt anzutreten und in der Freizeit die zum Ladenhüter gewordenen Memoiren einer verhinderten Bundespräsidentin zu schreiben.
Aus dem redaktionellen Bereich ließen sich noch zahllose Beispiele für den journalistischen Verfall der FR anzuführen. Zweifellos liegt darin eine der Ursachen für den dramatischen Leser- und Abonnentenschwund der Zeitung. Auch ich habe vor etlichen Jahren nach längerer Leidenszeit an Stil und Inhalt die FR abbestellt und bin zur FAZ gewechselt. Aufgrund meiner politischen Tätigkeit als Stadtverordneter muss ich aber weiterhin jeden Tag die Zeitung lesen, allerdings mit großer Distanz und längst ohne Leiden. Sollte das in Zukunft nicht mehr möglich sein, wird mir etwas, aber gewiss nichts Wichtiges mehr fehlen.
Ein Verlust wird die nun drohende Einstellung der FR jedoch für jene linken und linksextremen Kreise sein, die sich alleweil von „rechten“ Tendenzen umzingelt fühlen oder wenigstes so tun. Es ist von ganz besonderer Ironie, dass das Insolvenzverfahren nur wenige Tage nach der ebenso durchschaubaren wie widerwärtigen Kampagne gegen angeblichen „Rassismus“ bei der Frankfurter Polizei und U-Bahnkontrolleuren eingeleitet wurde. Manchmal folgt die Strafe also doch wirklich auf den Fuß, wie man sagt.
Der Niedergang der FR hat selbstverständlich noch ganz andere Ursachen, die auch anderen Zeitungen schwer zu schaffen machen. Die sollen hier nicht Gegenstand näherer Betrachtung sein. Es mag die Feststellung reichen: Der wirtschaftliche Niedergang der „Frankfurter Rundschau“ ist begleitet und folgt dem journalistischen Niedergang – vom vielbeachteten Zentralorgan des linksliberalen Spektrums der Republik zum Leib- und Magenblatt der linksextremen „Antifa“ und ihrer Gesinnungsgenossen. Pech nur, dass diese Klientel so ungern Miete, aber noch viel weniger gern Abonnements bezahlt.
Wolfgang Hübner, 14. November 2012