Die Lage ist seit Jahren trostlos!
Bürgerverein Griesheim informierte zum Gewerbegebiet

Große Lücken in den Reihen: Nur etwas über 20 Bürger/innen sind an diesem Mittwochabend im November der Einladung des Bürgervereins Griesheim ins Bürgerhaus gefolgt, sich über die neueste Entwicklung des verrotteten Gewerbegebietes zu informieren. Unter ihnen nur zwei politische Mandatsträger: Uwe Serke, CDU-Stadtverordneter aus dem Frankfurter Westen, und Marianne Karn-Both, Ortsbeirätin der FREIEN WÄHLER aus Griesheim.
Marita Seifarth, amtierende Geschäftsführerin des Bürgervereins, informierte über ihren kürzlichen Besuch beim Stadtplanungs- und Wohnungsdezernenten Olaf Cunitz (Grüne): Dort trug sie die Forderung des Bürgervereins vor, im brachliegenden Gewerbegebiet von Eichen- und Lärchenstraße ab Höhe Sportplatz Wohnungen bauen zu lassen.
Sodann gab Frau Seifarth bekannt, dass die Firma Sperzel zum Jahresende in die Insolvenz geht. Dann werden auf einen Schlag 10.000 Quadratmeter frei, da die Folgefirma das Gelände nicht mehr als Abstellplatz für Container benötigt. Was aus der Spedition Deuerling wird, ist noch unbekannt. Das Gelände der Deutschen Bahn nördlich der S-Bahn-Strecke wurde von dieser als Betriebsgelände entwidmet und die Firma Aurelis mit der Vermarktung beauftragt. Schließlich beklagte Frau Seifarth die wilden Schrottplätze, wo Öl und Batteriesäure in den unversiegelten Boden sickern: „Hier sehen wir die politischen Versäumnisse der letzten 25 Jahre. So etwas wie hier sehen Sie nirgends in anderen Stadtteilen!“ Frau Seifarth wünscht sich hier ein neues Wohngebiet mit dem Zuzug von jungen Familien. Schließlich sei das Einkaufszentrum an der Mainzer Straße gut erreichbar und auch das Klinikum Höchst mit seiner Vollversorgung.
Schonungslose Bestandsaufnahme der Vereinsringvorsitzenden:
Ursula Schmidt, Vereinsringvorsitzende von Griesheim, präsentierte zunächst eine höchst trübe Bestandsaufnahme: Im Westen das riesige Industriegelände mit 64 Hektar, erst Höchst, dann Clariant, heute Industriepark mit mehreren kleinen Firmen. Nördlich von Ortskern und Bahnlinie das Gewerbegebiet: „Ein Drittel der Gemarkung Griesheim ist Gewerbegebiet!“ Eine Begehung, auch mit Lokalpolitikern ergab: „Ein harter Schnitt“ etwa ab der Turnhalle, auf der einen Seite 31 Mehrfamilienhäuser, auf der anderen Gewerbegrundstücke. Auf diesen acht Lagerhäuser mit billigster Massenware aus China und Indien, aus denen es „nach Chemie stinkt“, 15 Autoreparaturbetriebe und Schrottautohändler sowie sieben leere Grundstücke, „wo hüfthoch das Unkraut steht! Dieses Gelände ist für diese minderwertige Nutzung auf Dauer viel zu schade!“
Die hier bestehenden Betriebe haben Bestandsschutz, allerdings mit Veränderungssperre, können also nicht anbauen und sich vergrößern. Viele dieser Betriebe seien nicht genehmigt und vom Grundstücksmieter weiter untervermietet. es gebe Klagen der nahen Anwohner über Lärm, verursacht durch das Probelaufen von Motoren für den TÜV durch die „Schrottler“. Immerhin werde einem Betrieb ab 1. Februar 2013 die Nutzung untersagt. Und auf der Ortsbeiratssitzung am Vortag sind, so Frau Schmidt, von drei Anträgen der SPD zwei angenommen und einer zurückgestellt worden. Wichtig sei, wie hoch die Zahl der Grundstücke sei, die der Stadt im Gewerbegebiet Griesheim gehören: „Die Stadt kann und sollte Einfluss nehmen.“
Leidenschaftlicher Appell für Griesheim:
Voller Lokalpatriotismus pries Frau Schmidt die schöne Mainpromenade Griesheims und die köstlichen Erzeugnisse der örtlichen Bäckerei. Dieser Stadtteil sei viel zu wenig bekannt, da er „versteckt hinter der Mainzer Landstraße“ liege, wo die Leute „vorbeirauschen“ und höchstens Kino und Einkaufszentrum nutzten. Und: „Aus Griesheim kommt man schneller raus als rein. Mit der S-Bahn nur wenige Minuten ins Zentrum oder zum Flughafen.“ Negativ sei: „Wer zuzieht, zieht auch schnell wieder weg.“ Positiv hingegen, dass es viele Umzuge innerhalb Griesheims gebe, weil sich die Familie vergrößere oder verkleinere. Die Ausländerquote sei hier größer als in Frankfurt.
So nebenbei nur klang an, dass sich mit der vom Verfassungsschutz beobachteten, türkisch-nationalistischen Milli Görüs hier die dritte islamistische Gemeinde ansiedeln möchte. Frau Seifarth schloss den Infoabend mit den Worten: „Die Politiker sind wenig interessiert am Stadtteil.“ Es fiel zwischenzeitlich auch der Name Markus Peter Wagner aus Griesheim, für die CDU im Ortsbeirat 6. Aber der war nicht da …
D. Schreiber