Wenn nur noch die Museumsbahn fährt...
Offener Brief an den Verkehrsdezernenten und den Geschäftsführer des VGF

Sehr geehrter Herr Verkehrsdezernent und Stadtrat Majer, sehr geehrter Herr Geschäftsführer der VGF Budig,
als langjährige Kundin der VGF und des RMV möchte ich mich über den desolaten Zustand des Frankfurter ÖPNV beschweren. Anlass ist das jetzige Verkehrschaos durch nicht fahrende Straßen- und U-Bahnen. Wenn man als Pendler auf diese angewiesen ist, hat man in Frankfurt die A...karte gezogen. Sie fahren nicht mehr in einem ganz normalen Januar! Da werden Waggons für viel Geld gekauft, deren komplizierte Elektronik bei normalem Winterwetter ausfällt und die Steigungen am Riedberg nicht schaffen (U9).
Nicht winterfeste Waggons, die nebenbei auch für Fahrgäste unkomfortabler sind, weil sie zwar mehr Raum und mehr Stehplätze, aber weniger Sitzplätze bieten. Sie sind auch gefährlicher, weil es weniger Haltestangen gibt und mehr Halteschlaufen, bei denen man, bei abruptem Bremsen, bestenfalls noch seinen Nachbarn anrempelt. Und das soll dann auch noch behindertengerecht sein? Die Steuerzahler und Kunden der VGF hätten viel Geld gespart, wenn man Behinderten und anderen Mobilitätseingeschränkten Taxigutscheine kostenlos und unbürokratisch zur Verfügung stellen würde.
Für Millionen wurden und werden Bahnsteige umgebaut. So vergeht seit Jahren kaum ein Wochenende, an dem ich, wenn ich mit der Linie U2 Gonzenheim nach Kalbach fahre, um meine dort wohnenden Eltern zu besuchen, nicht umständlich und zeitraubend von verschiedenen Stationen aus mit dem Schienenersatzbus fahren muss, weil wieder irgendeine Station zwischen Südbahnhof und Kalbach umgebaut wird. Wenn ich morgens von der Seckbacher Landstraße kommend, mit der U4 in die Innenstadt fahre, kommt es im Schnitt dreimal die Woche zu betriebsbedingten Störungen.
Es werden neue umstrittene Straßenbahnlinien gebaut, was jahrelang den Verkehr behindert (siehe Straßenbahnlinie 18 und die Friedberger Landstraße), zunehmend auch gegen den erklärten Willen der Anwohner und potentiellen Nutzer (siehe Sachsenhausen).
Um abschließend noch mal zum heutigen Straßenbahnchaos zurück zukommen, die Industrie bietet, wie man heute in der Presse lesen kann, Enteisungsanlagen an, die den Fahrdraht mit einem Frostschutzmittel behandeln, das zwei bis drei Tage hält. Solche Systeme sind in verschiedenen Städten im Einsatz, die VGF hingegen hat eine derartige Anlage nicht. "Es kommt ganz selten vor, dass Eisregen den Betrieb so stark beeinträchtigt", sagte VGF-Sprecherin Dana Vietta. Wie kann das sein? Im Winter muss man mit Eisregen rechnen. Am falschen Ende gespart oder fehlgeplant würde ich mutmaßen.
Nun, die alten, längst ausgemusterten Waggons fahren völlig problemlos bei jeder Wetterlage, jetzt vor allem in Osteuropa und auch in Indien, wohin man sie verscherbelt hat. Das Mobilitätskonzept der Frankfurter Verkahrsdezernenten der vergangenen Jahre ist klar gescheitert. Vielleicht sollte man das viele Geld, dass die VGF von Ihren Kunden einnimmt, doch lieber für die Verbesserung des Straßennetzes einsetzen und wieder mehr Busse fahren lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexandra Gerecht-Mahr