Das Dilemma mit Frankfurts Städtischen Bühnen
Dreistellige Millionensumme für Sanierung notwendig

Pressemeldung 6/13 – 13. 2. 2013
Weil nicht nur die derzeitige Römer-Koalition aus CDU und Grünen, sondern auch die zurückhaltend oppositionelle SPD die notwendigen Ausgabenkürzungen im defizitären Haushalt Frankfurts scheut, will letztere die Streichung oder Verschiebung diverser großer Investitionen. Das löst zwar nicht wirklich die Schieflage der städtischen Finanzen, soll aber den Bürgern zeigen: Wir lassen uns was einfallen! Eingefallen ist der SPD zum Beispiel, dass bei den Städtischen Bühnen eine geschätzte dreistellige Millionensumme für Sanierungsmaßnahmen zu erwarten ist. Für das laufende Jahr sind im Haushaltsentwurf bereits 4,3 Millionen Euro für Schadenfeststellungs- und Planungskosten dieser künftigen Maßnahmen vorgesehen.
Kulturdezernent Semmelroth, selbst viele Jahre in der SPD vor seinem Wechsel zur CDU, gibt sich empört, verteidigt die Sanierung als unumgänglich, hält aber den in die Diskussion gebrachten dreistelligen Millionenbetrag nur für eine „Grobschätzung“. Dem mag so sein, doch zweifellos deuten 4,3 Millionen Planungskosten sowie weitere 4,3 Millionen in den nächsten Jahren auf ein gewaltiges Investitionsvolumen hin. Der Kulturpolitiker möchte unter allen Umständen eine Debatte vermeiden, die aber in den kommenden Jahren mit wahrscheinlich noch größeren Defiziten im Haushalt unvermeidlich aufkommen wird: Was will, was kann die Stadt Frankfurt für die Städtischen Bühnen an Geld aufbringen? Eines ist nämlich schon jetzt klar: Weder vom Land Hessen noch vom Bund ist Hilfe zu erwarten.
Dabei geht es keineswegs nur oder vorrangig um die anstehenden Sanierungen, sondern um die alljährlich rund 63 Millionen Euro, die Frankfurts Steuerzahler für den laufenden Betrieb von Schauspiel und Oper aufbringen müssen. Die Höhe dieser Subventionierung wird und kann nach Auffassung der FREIEN WÄHLER gesenkt werden. Sie wird gesenkt werden, weil die absehbare Entwicklung der städtischen Finanzen es gar nicht mehr erlauben wird, diesen Ausgabenbereich ungeschoren zu lassen, dafür wird schon der eher sozialpolitisch engagierte, nicht sonderlich kulturaffine Oberbürgermeister von der SPD sorgen. Die Subventionierung kann auch gesenkt werden durch höhere Eintrittspreise und Senkung der Personalkosten bei Technik und Verwaltung sowie beim Orchester und den Intendantengehältern.
Der Kulturdezernent scheut aus verständlichen Gründen diese Debatte, erst recht scheut er die Konsequenzen und Konflikte, die in Sachen Theater bekanntlich immer theatralischer als anderswo ausgetragen werden. Aber weder Semmelroth noch der Magistrat können auf Dauer dem Problem ausweichen. Das geht schon deshalb nicht, weil die Zusammensetzung der Einwohnerschaft Frankfurts die Beantwortung der Frage unumgänglich macht: Für wen sind die Städtischen Bühnen da – und an wem gehen wegen ganz anderer kultureller Prägung und Interessen ihre künstlerischen Produktionen völlig vorbei? Die Städtischen Bühnen sind die klassische Errungenschaft einer stolzen, wohlhabenden bürgerlichen Gesellschaft deutschen Charakters. Selbige ist in Frankfurt schon heute minoritär, aber immer noch ziemlich bestimmend in der „Vielfalt“-Stadt. Schon bald wird sich auch das ändern, sozial wie kulturell. Das ist übrigens von der Mehrheit der politischen Kräfte im Römer so gewollt, nur über die vielfältigen Konsequenzen mag man nicht so gerne reden. Doch das wird nicht möglich sein – siehe Städtische Bühnen.