Kein Pfusch bei Altstadt-Wiederaufbau!
FREIE WÄHLER beantragen Sondersitzung

„Altstadt unter Kostendruck“ titelte dieser Tage die „Frankfurter Neue Presse“. Angeblich stünde eine zweistellige Millionensumme an Mehrkosten dem mit 130 Millionen Euro Aufwand veranschlagten Projekt bevor. Ein für die gesamtgesellschaftliche Bedeutung wohl eher noch kleiner Betrag, wenn man zum Beispiel die Kosten für die städtischen Bühnen berücksichtigt, die faktisch nur einer sehr kleinen Minderheit zugute kommen. Zudem sei man, so Michael Guntersdorf, der Geschäftsführer der städtischen Dom-Römer GmbH, zeitlich schon stark im Verzug.
Statt nun aber beim Bau des eher unnötigen Stadthauses abzuspecken, also den Gebäudekomplex zu verkleinern, sieht Guntersdorf allein Einsparpotential bei der Qualität der Fachwerkrekonstruktionen. Statt Sandsteinwänden nun nur noch Sandsteinverblendungen, statt Fachwerk in Handwerkstechnik nun nur noch verleimtes Fertigholz? Sollten solche Vorschläge gegen die handwerkliche Qualität der Rekonstruktionen Gehör finden, wäre dies ein Schlag gegen das eigentliche Herz des neuen Dom-Römer-Areals. Und dieses wird mit Sicherheit nicht im Stadthaus, sondern bei den rekonstruierten Gebäuden schlagen.
Nun hat der Verein „Pro Altstadt“ eine kritische Pressemitteilung zu diesen Gedankengängen verfasst, die an dieser Stelle dokumentiert werden soll. Die Fraktion der FREIEN WÄHLER im Römer wird umgehend eine Sondersitzung des Dom-Römer-Ausschusses der Stadtverordneten beantragen, zumal in der erst kürzlich stattgefundenen Sitzung des Ausschusses die bedrohliche Entwicklung mit keinem Wort zur Sprache kam.
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„Presseerklärung des Vereins „Pro Altstadt“ vom 14.Februar 2013
Das wird Frankfurts „BER“!
Geplante Billig-Bauweise bei Rekonstruktionen inakzeptabel.
Altstadt-Experten warnen vor Pfusch und Baumängeln.
Die am 13. Februar 2012 in der Frankfurter Neuen Presse gemachten „Androhungen“ durch den Geschäftsführer der Dom- Römer GmbH, die geplanten Rekonstruktionen in Billigbauweise auszuführen, sind völlig inakzeptabel. Stadtparlament und Magistrat hatten nach dem Dresden-Besuch klar vereinbart: Eine „Fake“- Architektur wie in der sächsischen Landeshauptstadt wolle man in Frankfurt auf keinen Fall haben. Doch nun denkt Dom-Römer-Geschäftsführer Guntersdorf laut über Betonbauweise und vorgehängte Sandsteinfassaden nach. Eine Missachtung aller Parlamentsbeschlüsse und eine planerische Bankrotterklärung, die wir auf keinen Fall akzeptieren werden! Wir haben vor derlei Fehlentwicklungen immer wieder gewarnt, doch das Maß ist nun voll. Wir nehmen Stellung zu den schlimmsten Planungsfehlern:
1. Inakzeptabler Bauverzug und Kostenexplosion:
Es gibt keinerlei Gründe für einen Bauverzug. Parlament und Magistrat haben der Dom-Römer-GmbH einen klaren Auftrag erteilt. Dieser muss zügig umgesetzt werden. Die versteckten Schuldzuweisungen an die Römer-Koalition sollen von eigenen Fehlern ablenken.
2. Aus den Fehlern der 80er nichts gelernt:
Falsche Materialauswahl und Bauweise bei den Römerplatz-Rekonstruktionen der 80er-Jahre führte zu schweren Baumängeln, die erst Jahrzehnte später zutage traten und teuer beseitigt werden mussten. Die Dom-Roemer-GmbH sollte sich daran erinnern und gewagte
Baustoffexperimente sein lassen. Warum wendet man nicht die über Jahrhunderte bewährte Fachwerkkonstruktion an, die echt wäre und für alle das beste Ergebnis bringen würde? Und warum verweigert man dem Bauingenieur Dominik Mangelmann seit Jahren eine Mitarbeit? Viele Male bot er, der sich wie kein anderer in der Bauweise der Frankfurter Altstadt auskennt, seine Hilfe an, doch die wurde ihm bis heute verweigert.
3. Erwerber von Rekonstruktionen werden verschaukelt
Die Interessenten, die sich für eine Rekonstruktion entschieden haben, sollen nun im Nachhinein übervorteilt werden. Sie werden zukünftig die Kosten für die Reparaturen der qualitativ schlechteren Objekte tragen müssen. Die Aussage der Dom-Roemer-GmbH ist falsch: Eine Rekonstruktion kostet eben NICHT das Doppelte einer modernen Bauweise, es sei denn, man plant sie mit völlig sinnlosen Sandwichdecken und Lüftungsschächten. Und was bitte schön ist ein „vollbiologischer“ Entwurf? Diesen Begriff gibt es nicht im Bauingenieurswesen. Man kann nur den Kopf schütteln.
4. Mysteriöser Zickzack-Kurs bei Hotelplanung
Einerseits heißt es seit Mitte 2012, man könne keine Planungsänderungen mehr vornehmen. Andererseits wird kurz entschlossen aus dem Altstadthotel ein Komplex mit Luxuswohnungen. Das widerspricht klar der M112 und dem Willen der Bürgerschaft, die 2007 in der Planungswerkstatt eindeutig ein kleines Hotel in der Altstadt gewünscht und beschlossen hatten. Als Teilnehmer der damaligen Planungswerkstatt protestieren wir gegen den Wegfall des Altstadthotels, das als „Art-Hotel“ bestens zum Konzept Kunstmeile Braubachstraße passt. Die Frage stellt sich nur:
Wer verfolgt hier welche Interessen im Hintergrund?
Warum wird das positive Hotel-Gutachten nicht präsentiert?
Und wieso wird der Berliner Investor so brüskiert?
5. DR-Planungsteam hat die „Delegieritis“
Es ist immer wieder erschreckend zu hören, dass das Planungsteam der DR-GmbH NICHTS selbst entscheidet, geschweige denn plant. Es wird alles outgesourced und selbst kleinste Entscheidungen werden durch teure Gutachter und Berater abgefedert. Herr Guntersdorf hat eingestanden, dass zu viele Firmen am Prozess beteiligt sind. Er tut aber nichts dagegen. Warum muss beispielsweise extra ein „unabhängiger Gutachter“ beauftragt werden, um die Preise von ca. 3.700/m² zu ermitteln? Diesen Betrag haben die Altstadtexperten in einem Altstadtforum bereits 2011 genannt.
6. Halbtags-Job
Herr Guntersdorf ist hauptamtlich bei der OFB-Gruppe beschäftigt und leitet die DR-Planung sozusagen als „Halbtagsjob“. Eine Überforderung ist nicht verwunderlich und führt unvermeidbar zu mangelhaften Management-Ergebnissen.
7. Investoren warten
Die bereits von fast 2 Jahren ausgewählten Erbpachtnehmer der ersten 6 Rekonstruktionen warten verärgert immer noch auf ihren Notar-Termin. Die Kaufverträge oder zumindest Vorverträge hätten längst unterschrieben werden können.
8. Stadthaus zu hoch und zu lang.
Wo bleibt die längst überfällige Überarbeitung des Stadthauses? Nach dem Wunsch aller Römer- Fraktionen sollte das Gebäude bescheidener und damit kostengünstiger ausfallen. Bislang liegen jedoch immer noch keine Planungen vor. Wir prophezeien: Frankfurt droht sein „BER“. Mit halber Kraft, halbem Tempo und fehlender Leidenschaft lässt sich solch ein Projekt nicht stemmen!
Cornelia Bensinger
Vorsitzende
Pro-Altstadt e.V.“