Die große Heuchelei ums Frankfurter Mundart-Theater

Kulturdezernent Semmelroth macht sich unglaubwürdig

Die große Heuchelei ums Frankfurter Mundart-Theater
Felix Semmelroth - CDU (Bild: Sebastian Kasten, Wikipedia Creative Commons)

Pressemeldung 14/13 – 11.3. 2013  


Am vergangenen Sonntag hat im Schauspiel Frankfurt eine gutbesuchte Veranstaltung stattgefunden, auf der Mitwirkende und Besucher ihre Verbundenheit bekundeten mit dem öffentlich geförderten Mundart-Theater in Frankfurt, speziell mit Michael Quasts „Fliegender Volksbühne“. Gastgeber war Schauspiel-Intendant Oliver Reese, auch dabei war Kulturdezernent Semmelroth. Beide, wie auch alle sonstigen Anwesenden, setzten sich dafür ein, die Stadt Frankfurt solle der „Fliegenden Volksbühne“ eine feste Theaterstätte zur Verfügung stellen.

Genau das aber hat der Magistrat in seinen jüngsten Beschlüssen zum Haushalt 2013 faktisch abgelehnt, nachzulesen in Anlage 4 des am Freitag letzter Woche vom Magistrat verabschiedeten Haushaltssicherungskonzepts. An diesen Beschluss mitgewirkt und an diesen auch gebunden ist Kulturdezernent Semmelroth. Der Politiker ist sicherlich in einer schwierigen Situation: Erst hat er alles unternommen, um Herrn Quast zum Leiter des Volkstheaters der Töchter von Liesel Christ zu machen, ist aber mit diesem Unterfangen gescheitert. Danach hat Semmelroth nichts unternommen, um das real existierende Volkstheater, das in Kürze schließen wird, zu retten. Vielmehr hat der Kulturdezernent sich vehement für die millionenteure Einrichtung eines neuen Theaters für Quasts „Fliegende Volksbühne“ im Paradieshof von Sachsenhausen eingesetzt, aber nicht die Kraft gehabt, das in der in akuten Finanznöten steckenden Koalition aus CDU und Grünen auch durchzusetzen.

Nun steht Semmelroth blamiert da, sein Favorit Quast ist um alle schönen Hoffnungen betrogen. Dass der beliebte Schauspieler mit der Situation sehr unglücklich ist, dürfte ebenso verständlich sein wie sein Ruf nach einer alternativen festen Spielstätte. Dass aber Semmelroth auf der Veranstaltung dafür ausgerechnet den Cantate-Saal ins Gespräch gebracht hat, ist der Gipfel der Heuchelei und Doppelzüngigkeit eines CDU-Politikers, der offenbar nicht mehr ein noch aus weiß: Es war doch gerade Semmelroth und das Kulturamt, die den Cantate-Saal als technisch mangelhaft und abrisswürdig beurteilt haben, was letztlich der Grund für den Verzicht der Liesel Christ-Töchter auf den Weiterbetrieb des Volkstheaters ist!

Heuchelei allerdings auch bei all den Besuchern der Veranstaltung, die ungerührt zugesehen haben, wie das Volkstheater Liesel Christ von dem Kulturdezernenten und anderen interessierten Kreisen in Stich gelassen wurde, weil alles Interesse nur noch dem neuen Quast-Theater galt, das nun jedoch in weite Ferne gerückt ist. Und wenn der Intendant der hochsubventionierten Städtischen Bühnen sich tatsächlich so sehr um das Mundart-Theater sorgt, dann könnte er doch den Vorschlag machen, die Benutzung der Kammerspiele künftig mit der „Fliegenden Volksbühne“ und anderen Aktivisten des Frankfurter Mundart-Theaters zu teilen.

Denn sowohl der Kulturdezernent wie der Schauspiel-Intendant sollten wissen: Die Finanzlage der Stadt Frankfurt erlaubt kein zusätzliches subventioniertes Theater, noch weniger einen Theaterneubau. Dass war und ist die Position der FREIEN WÄHLER in Frankfurt. Nun ist es auch die Position des Magistrats. Es müssen deshalb neue Wege gesucht werden, das Mundart-Theater in Frankfurt mit einer festen Spielstätte zu versorgen. Der Vorschlag „Kammerspiel-Teilung “ ist gemacht – andere sind dringend erwünscht!  

Anlage: Offener Brief von Gisela Dahlem-Christ vom 9. März 2013 (PDF-Format)

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