Islamkonferenz mit Schwerpunkt Sicherheit
Bundesinnenminister nimmt seine Amtspflicht wahr
Vor dem Hintergrund der Ereignisse vom September 2001 und dem Afghanistankrieg wurde 2006 die Islamkonferenz vom damaligen Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble gegründet. Es sollte ein Dialog zwischen Regierung und Muslimen entstehen. Sein Nachfolger Dr. Thomas de Maizière musste den Islamrat wegen Unvereinbarkeit mit der Verfassung aus der Konferenz ausschließen. Freiwillig trat dann der Zentralrat der Muslime aus.
Der heutige Bundesinnenminister, Dr. Friedrich, markierte nun eine weitere Wende, die zu Unrecht heftiger Kritik von Islam-Verbänden ausgesetzt ist. Denn niicht nur hat der international geschulte Jurist (Arbeit in den USA) seine Hausaufgaben gemacht, er bleibt auch seinem Ressort verpflichtet.
Es gab vor den 1960ern in Deutschland tatsächlich nur vereinzelt und in geringfügigen Zahlen außereuropäische Zuwanderung. Das unterscheidet die deutsche Migrationsgeschichte von der englischen und französischen. In Berlin ließen sich die ersten Minigruppen nicht-westlich sozialisierter Außereuropäer erst nach dem II. Weltkrieg nieder: Offiziere aus dem muslimisch-türkischen Korps, die im II. Weltkrieg auf Seiten Hitlers gekämpft hatten; einige wenige Ahmadiyya Muslime, die aus der pakistanischen Oberschicht nach Berlin kamen und dort 1924 ihre erste Moschee gründeten.
Die außereuropäische Zuwanderung ist tatsächlich jung in Deutschland. Zahlreich kam sie erst ab 1973 als Familiennachzug und zumeist aus den wirtschaftlich unterentwickeltsten Regionen ihrer Heimatländer.
Doch die deutsche Migrationsgeschichte an sich ist jahrhundertealt. Lange bevor dieses Land Deutschland hieß und während der Zeiten der Religionskriege, Reformation, Aufklärung, Industrialisierung und Demokratisierung ließen sich immer auch Zuwanderer nieder – aus anderen europäischen Ländern. Christiane Eves verfolgte die italienische Zuwanderung für Mainz zurück bis ins 13. Jahrhundert: Die Bankiers, Kaufleute, Spediteure, Stuckateure, Perückenmacher, Künstler und Musiker, Kaminkehrer, Steinmetze, Kleriker und Mönche oder die Hilfskräfte für die Montanindustrie. Berlin hatte während der russischen Revolution (1917) 40% Zuwanderung; diese waren weit besser qualifiziert als die Bevölkerung in Berlin. Dass es bis in die 1960er Jahre im Wesentlichen nur europäische Zuwanderung in Deutschland gab, darauf lassen auch die Recherchen der Migrationsforscher Klaus Bade und Saskia Sassen schließen. Außereuropäische, permanente Zuwanderung ist erst 40 Jahre alt in Deutschland, wie auch die Geschichte der Muslime.
Die wichtigste Aufgabe des obersten Sicherheitschefs und Bundesinnenministers ist es, für den Binnenfrieden zu sorgen. Dem entspricht Dr. Friedrich in der Islamkonferenz nun, indem er die verschiedenen muslimischen Gruppen bittet, ihm zu helfen, radikale Religionsgruppen von jungen Muslimen fern zu halten.
Die Islamkonferenz hat ein Programm gegen Extremismus verabschiedet. Dr. Friedrich gibt nicht vor, sich mit Religionsdingen auszukennen, gibt nicht vor, Experte für außereuropäische Länder zu sein, gibt nicht vor, Migrationsberater, also verantwortlich für Integration zu sein. Er konzentriert sich auf sein eigenes Ressort, seine wichtigste Aufgabe als Bundessicherheitschef. Und er gibt allen neuen Zuwanderern damit die große Chance, sich zur säkularen westlichen Gesellschaft zu bekennen, in der die Politik seit der Aufklärung in den Händen des Staates liegt und nicht in denen religiös motivierter Gruppierungen.
Von Cornelia Claßen (Frankfurt), Studium der Amerikanistik, Romanistik, langjährige Berufstätigkeit für europäische Länder und außereuropäische Länder wie Dubai, Malaysia, Japan, USA vorwiegend in der Tourismusbranche. Interessen: Fremde Gesellschaften und wovon sie leben, Religion.
