Engagierte Streiter für schönere Städte

Tagungsbericht STADTBILD DEUTSCHLAND

Engagierte Streiter für schönere Städte

Am 15. Juni 2013 haben sich in Frankfurt einige deutsche Rekonstruktions- und Stadtbildinitiativen getroffen, um über ihre Arbeit und Ziele zu reden. Teilnehmer war auch der Verein „Pro Altstadt“, in dem auch Mitglieder der FREIEN WÄHLER in Frankfurt aktiv mitarbeiten. Mit freundlicher Genehmigung von „Pro Altstadt“ geben wir hier einen Bericht über den Verlauf des Treffens:  
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Die Tagung deutscher Rekonstruktions- und Stadtbildinitiativen in Frankfurt war mit 22 Teilnehmern gut besucht. Anwesend waren Repräsentanten der Initiativen von Frankfurt/M., München, Nürnberg, Wiesbaden, Wuppertal, Wesel und Seligenstadt.

Die Tagung gliederte sich in zwei Teile und wurde beschlossen von einer Pressekonferenz mit zwei Vertretern Frankfurter Zeitungen und einem gemeinsamen Essen in einem Gartenlokal in der Nähe des Römerbergs.

Erster Teil: Kennenlernen und Erfahrungsaustausch

Jürgen Aha und Cornelia Bensinger (beide aus Frankfurt) berichteten über die derzeitigen Konflikte, die sich bei dem Kampf um möglichst viele Rekonstruktionen innerhalb des Dom-Römerberg-Projekts ergeben.

Stephan Riedel und Arnold Lemke erwähnten die Objekte der Münchner Stadtentwicklung, bei denen z.Zt. die Altstadtfreunde München ihre Forderungen geltend machen, z.B. Kaufhof Marienplatz und Hotel Königshof.

Karl-Heinz Enderle kam auf die neuesten Tätigkeitsfelder der Nürnberger Altstadtfreunde zu sprechen wie die strittige Ausmalung des Nürnberger Ratssaals und das Problemfeld Wärmedämmung.

Dr. Michael von Poser sprach über die Bemühungen seiner Wiesbadener Rathausfraktion, auf die Auswahl von Architekturbüros für Bauprojekte und die Zusammensetzung der Preisgerichte bei Wettbewerben Einfluss zu nehmen (aktuell: die Rhein-Main-Halle).

Dagmar Ewert-Kruse schilderte die weiteren Schritte ihrer Organisation nach der weitgehenden Fertigstellung der Rathausfassade von Wesel.

Marc Brandt als Vertreter des neu zu gründenden Wuppertaler Ortsverbands von S.D. gab einen Überblick über Bemühungen, in Wuppertal-Elberfeld die Wertschätzung der erstaunlich vielen (4500) Baudenkmäler zu fördern und ihr Umfeld zu entwickeln.

Gisela Meutzner von der BI „Stoppt die Stadtbildzerstörung Seligenstadts“ gab einen Einblick in den Kampf ihrer Organisation um Bürgerbeteiligung bei der Stadtentwicklung.

Desweiteren richteten sich die Blicke der Gesprächsteilnehmer auch auf Vorgänge in anderen Städten, beispielsweise in Berlin (Schinkelplatz) und Mainz (Einkaufszentrum).

Mehrmals stand die Frage im Raum, warum Konfliktbereiche in einzelnen Städten noch vor zehn Jahren eher Bürgerbewegungen entstehen ließen als heutzutage, und es wurde auf die zufälligen jeweiligen personalen Konstellationen verwiesen. Es ergab sich aber ein Konsens, dass Initiativen mit viel Erfahrung im Umgang mit Presseleuten, Politikern und Verwaltungsbeamten ihre Einsichten Bürgern zur Verfügung stellen sollten, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Initiative ins Leben zu rufen. Es wurde beschlossen, eine Broschüre zu erstellen, die als Anleitung für die Gründung einer Rekonstruktions- oder Stadtbildinitiative dienen kann.

Mehrfach wurde auch eine weitere, allerdings nicht leicht umzusetzende Einsicht formuliert: Eine entscheidende Voraussetzung für den erfolgreichen Start einer auf Stadtbaukonzepte gerichteten Bürgerbewegung ist das Vorliegen „alternativer“ Konzepte, ausgearbeiteter Visualisierungen von rekonstruierten (oder regional eingepassten) Einzelbauten oder Stadtstrukturen, mit denen man die Bevölkerung mobilisieren und die Medien aufmerksam machen kann. Die Schwierigkeit liegt natürlich darin, Entwerfer zu finden, die ohne Auftrag und angemessenes Honorar solches bereitzustellen gewillt sind.


Zweiter Teil: Fragen der Zusammenarbeit der Initiativen

Die im Raum stehende Frage, ob sich die deutschen Rekonstruktions- und Stadtbildinitiativen zu einer Art Bundesverband zusammenschließen sollten, wurde nach längerer Diskussion negativ entschieden. Der entscheidende Grund ist dieser: Stadtbaufragen werden auf kommunaler Ebene, allenfalls noch in Landeshauptstädten, aber niemals auf Bundesebene entschieden. Eine „Lobbyarbeit“ eines solchen Verbands in Berlin würde ins Leere laufen mangels zuständiger Ansprechpartner.

Umso mehr Zustimmung fand eine andere sich schon abzeichnende Entwicklung. Das Dilemma, dass STADTBILD DEUTSCHLAND auf überregionaler Ebene eine Beeinflussung der öffentlichen Meinung in unserem Sinne erstrebt, ohne sich in lokale Auseinandersetzungen einzumischen, andererseits aber auf das Engagement angewiesen ist, das eben angesichts der lokalen Konflikte entsteht, beginnt sich aufzulösen:

Stephan Riedel aus München hat den Weg eingeschlagen, alle seine Schreiben an Medien und Verwaltung als Schreiben von STADTBILD DEUTSCHLAND , ORTSGRUPPE MÜNCHEN auszugeben, sie allerdings auch mit dem Vorstand von S.D. abzustimmen. Neumitglied Marc Brandt aus Wuppertal hat für sein Engagement für die Stadtbildentwicklung in Wuppertal von vornherein den Weg gewählt, keinen neuen Verein zu gründen, sondern sich mit seinen Mitstreitern als Ortsverband Wuppertal Stadtbild Deutschland anzuschließen. Der Gewinn ist für beide Seiten offensichtlich: Der Ortsverband Wuppertal weiß eine größere und allmählich deutschlandweit bekannte Organisation hinter sich, und S.D. bringt sich durch einen neugewonnenen Kreis engagierter Mitglieder verstärkt ins Gespräch.

Es wurde beschlossen, auf diesem Wege fortzufahren. Wo es sich in Zukunft abzeichnen wird, dass Bürger sich im Kampf etwa um ein Rekonstruktionsprojekt zusammenschließen wollen, wird Ihnen STADTBILD DEUTSCHLNAND anbieten, sich als Ortsverband anzuschließen, damit sie das Gewicht der bundesweiten Vereinigung in die Waagschale werfen und auch von den Erfahrungen der Mitglieder profitieren können.

Der Kontakt mit anderen, z.T. schon länger bestehenden Vereinigungen mit gleichgerichteten Anliegen soll in der bisherigen Form fortgeführt werden. Es bietet sich an, jährlich etwa im Monat Mai ein solches Initiativen-Treffen vorzusehen. Es bleibt natürlich den einzelnen Initiativen unbenommen, als assoziierte Organisationen die Verbundenheit mit dem (hoffentlich immer populäreren) Verein STADTBILD DEUTSCHLAND zu betonen.

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