BILD/Merkel: "Schießbefehl" auf Lucke?
"Euro-Hasser könnten für böse Überraschung sorgen"

Hass, das dürfte allgemeiner Auffassung entsprechen, entsteht nicht aus dem Nichts. Hass entsteht, wenn tiefe und lang andauernde Verletzungen nicht abgewehrt und bestraft werden können. Hass ist somit eine Kombination aus Vernunft und Gefühl. Die Vernunft ruft nach dem Ende und daher nach der Bestrafung des Quälenden. Das Gefühl ist das des Ausgeliefertseins, der Gefangenschaft, der Wehrlosigkeit. Treffen Wehrlosigkeit und tiefe Qual zusammen, dann ist der Hass nicht weit. Wer also aus Hass handelt, reagiert als Folge auf seine Opferrolle verbunden mit Qual. Der Hassende ist somit erst Opfer, wenn er denn zum Täter wird.
In einem ganzseitigen Artikel der BILD-online ist das Thema Hass auf die Partei Alternative für Deutschland (AfD) und deren Vorsitzen Prof. Dr. Lucke zuspitzend dramatisiert worden. Wir können dort in großen schwarzen Buchstaben durch die erste Überschrift zur Kenntnis nehmen:
(1) "Euro-Hasser könnten für böse Überraschung sorgen"
Der Leser erfährt in der Folge im Fließtext, dass Herr Lucke und seine Mitstreiter kluge Menschen aus dem akademischen Spitzenbereich sind. Warum also Hass entstehen soll, bleibt völlig unklar. Diese Unklarheit wird dramaturgisch noch gesteigert. Denn BILD fragt listig weiter, ohne die offene Hassfrage zu lösen:
(2) "Wer ist Lucke?"
Und gibt sich in einer dritten fetten Zwischenüberschrift selbst eine Antwort:
(3) "Ich wollte immer Wissenschaftler sein. Ich wollte und will kein Politiker sein.“
Das hört sich wie eine vorauseilende Ausrede an. Denn offensichtlich ist Lucke etwas, was er nie sein wollte und auch nicht sein will: Politiker. Nun löst BILD die über drei Überschriften aufgebaute Dramaturgie mit einem Paukenschlag auf. Die vierte Zwischenüberschrift schreit es hinaus, was einem Mann übrig bleibt, der kein Politiker sein wollte und ist:
(4) "Doch: Die Partei schürt auch Hass."
"Doch" heißt, obwohl Lucke nur Wissenschaftler und kein Politiker sein will, schürt er, Lucke, stattdessen Hass. Und jene Aussage ist der Kern des ganzen Artikels. Eine Hass schürende Partei mit dem Hass-Vorsitzenden Lucke. Natürlich ist das eine unglaubliche Behauptung. Und als ob es dafür eine Begründung gebe, führt BILD nach der Hass-Überschrift und der Hass-Behauptung eine Hass-Begründung im letzten Absatz aus:
"Erst im August wurde Parteichef Bernd Lucke in Bremen bei einer Wahlkampfveranstaltung angegriffen: Acht vermummte Linksextreme hatten während einer Rede Luckes die Bühne gestürmt und diesen zu Boden gestoßen. Die Angreifer waren mit Reizgas, Pfefferspray und mindestens einem Messer bewaffnet. Die Attacke blieb nicht ohne Folgen: Beim Handgemenge auf der Bühne und bei der anschließenden Verfolgungsjagd wurden 15 Personen durch Reizgas, ein AfD-Mitglied zudem durch einen Messerschnitt an der Hand verletzt."
Mit dieser Passage will BILD sozusagen den Beweis führen, dass die AfD, das Lucke Menschen mit Hass infiziert. Denn wenn das nicht so wäre, wie wären dann jene aggressiven und gewalttätigen Übergriffe gegenüber Herrn Lucke zu erklären, wie es ja die einleitende Überschrift schon erklärt hat: Die Partei schürt Hass.
Die Logik-Kette von BILD ist somit: AfD schürt Hass, Lucke ist AfD, also schürt Lucke Hass. Dass das so richtig ist, beweist das Attentat auf Lucke, denn Lucke ist daran mitschuldig, da die Täter erst Luckes Opfer geworden sind, bevor sie in Notwehr selbst zu Tätern wurden.
BILD nutzt somit die Kriterien der Vernunft - dass eine Reaktion verständlich wäre - um dem Opfer, in diesem Fall Lucke, die Verantwortung für die Tat selbst zuzuordnen, weil dieser angeblich Unvernunft bis zum Hass in die Gesellschaft getragen hätte. BILD erklärt somit Lucke zum unvernünftigen Hassprediger, und entlastet gleichzeitig jeden hasserfüllten Attentäter als Opfer von Luckes Hasspropaganda. Und diese ungeheuerliche Aussage erscheint in dem auflagenstärksten Presseorgan in Deutschland mit den besten Kontakten zu Kanzlerin Angela Merkel.
Wenn ein Teil der 4. Gewalt des Staates öffentlich macht, dass Vernunft und Wahrheit einen guter Grund für Hass und Gewalt sein können, dann verletzt das betreffende Presseorgan nicht nur Anstand, Sitte und moralisches Empfinden von Gerechtigkeit. Die BILD-Zeitung erklärt vielmehr eine Partei und deren Repräsentanten für vogelfrei: Denn wer Hass sät, ist mit daran Schuld, wenn er angegriffen, schwer verletzt und sogar getötet wird. Hass ist die Folge einer tiefen und andauernden Verletzung.
In der ehemaligen DDR wurden Deutschen von Deutschen in den Rücken geschossen, rücklings ermordet, wenn sie über die Mauer wollten. Doch die wirklichen Täter saßen in der DDR-Regierung. Die Regierenden in der DDR ließen schießen, sie ließen foltern, sie ließen morden, sie ließen verfolgen, sie ließen Angst und Schrecken verbreiten - kurz: die DDR-Regierung delegierte TERROR gegen das eigene Volk. Und die Regierungsvertreter saßen mit gefälligen Minenspiel im Staatsfernsehen. Ihr Gewissen war sozusagen rein.
Angela Merkel besitzt die allerbesten Kontakte zur BILD-Zeitung. Im allgegenwärtigen Staatsfernsehen erscheint Merkels Gewissen unschuldig rein. Wenn die BILD-Zeitung auf Anweisung, auf Rücksprache, mit der bewussten Duldung von Frau Merkel jene ungeheuerlichen Falschbehauptungen über die AfD und Lucke in die Welt gesetzt haben sollte, dann hätte Frau Merkel in bester DDR-Manier den allgemeinen "Schießbefehl" auf Lucke kommunizieren lassen oder zumindest billigend in Kauf genommen. Zum Mauerschützen berufen kann sich nun jeder der 82 Millionen Bundesbürger fühlen, wenn er gegenüber der AfD Hass empfindet. Dann wären die Begriffe der "Republikflucht" und des "Antifaschistischen Schutzwalls" hier in der DDR 2.0 neu zu fassen: der politische Inkorrekte, der vor der Staatsideologie in die Vernunft flüchtet (wie die AfD heute) ist der neue Klassenfeind und darf fortan auch exekutiert werden. Und die Unvernunft wäre infolgedessen mit einem Schutzwall der Presse-Propaganda vor der Vernunft zu schützen. Jede Alternative zur meinungsdiktatorischen Staats-Macht müsste mit Propaganda und Agitation (Merkels Jugendtätigkeit in der DDR) zersetzt und zerstört werden.
Sollte jedoch zwischen Frau Merkel und der BILD keine Absprache hinsichtlich der AfD bestehen , dann steht Frau Merkel in der dringenden Pflicht, öffentlich zugunsten von Herrn Lucke und der AfD Partei zu ergreifen. Solange daher Frau Merkel die BILD-Zeitung nicht öffentlich rügt, Lucke als politischen Hassprediger als vogelfrei erklärt zu haben, macht sie sich mitschuldig, wenn - Gott möge es verhüten - ein Unglück geschieht. Unterlassene Hilfeleistung oder aktive Anstiftung als Delikte stünden zur Wahl.
Gegenüber Sarrazins Buchveröffentlichung "Deutschland schafft sich ab" hat Frau Merkel im Jahre 2011 umgehend mit einer öffentlichen Rüge reagiert. Damals standen keine Menschenleben auf dem Spiel, nur die Veröffentlichung unangenehmer Fakten. Wie lange also muss Deutschland auf eine Kanzler-Rüge gegenüber der BILD-Zeitung warten, damit der öffentliche "Schießbefehl" der BILD Deutschland widerrufen wird?
Frau Bundeskanzlerin: Deutschland schaut auf Ihre Person und wartet auf Ihre Entscheidung!
G. Andreas Kämmerer