Die Zukunft der Frankfurter Friedhöfe wird strittig
Aufschlussreiche Auftaktveranstaltung zu einem sensiblen Thema

Pressemitteilung der FREIEN WÄHLER im Römer – 48 / 15. 9. 2013
Auch der Umgang mit den toten menschlichen Körpern wird von den kulturellen, sittlichen und sozialen Veränderungen der Gesellschaft geprägt. Diese Tatsache stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Stadt Frankfurt, die am 13. September unter dem Titel: „Bestattungskultur, Gedenken, Grün in der Stadt – zur Zukunft unserer Friedhöfe“ in der Trauerhalle des Hauptfriedhofs stattfand. Eingeladen dazu hatte die Dezernentin für Umwelt und Gesundheit, Rosemarie Heilig (Die Grünen). Im Laufe der gutbesuchten dreieinhalbstündigen Veranstaltung wurden eine ganze Reihe von Vorträgen gehalten, Fragen gestellt und auch bereits unterschiedliche Positionen zur Zukunft der Frankfurter Friedhöfe erkennbar.
Die grüne Dezernentin, auch das wurde erkennbar, entfacht mit Ehrgeiz eine zweifellos notwendige Debatte. Sie hatte sehr geschickt dafür gesorgt, dass sowohl unter den Vertretern aus der Kommunalpolitik, den Referenten und unter den Besuchern die Grünen gut vertreten waren. Nur sehr spärlich dagegen präsent waren CDU und SPD, was auf eine geradezu sträfliche Unterschätzung der Brisanz dieses sensiblen Themas schließen lässt. Doch auch diesen wenigen Vertretern anderer Parteien sollte nach Abschluss des Symposiums klar geworden sein, die Zukunft der Frankfurter Friedhöfe sehr weit oben auf ihrer politischen Agenda zu setzen.
Die FW-Fraktion im Römer und die FW-Ortbeiräte werden das schon deshalb tun, weil bereits die von den Grünen inszenierte und dominierte Auftaktveranstaltung kaum einen Zweifel aufkommen ließ, dass sich bedeutsame Veränderungen bei der Friedhofskultur, Friedhofsfinanzierung und Friedhofsordnung abzeichnen. Wie diese Veränderungen gestaltet werden, vor allem aber, wer sie gestaltet – darum wird es politische Diskussionen und Konflikte geben, die zutiefst auch Ausdruck geistiger und sittlicher Differenzen sein werden. Und das unterscheidet die künftige Diskussion grundsätzlich von den meisten anderen politischen Auseinandersetzungen: Der Umgang mit den toten menschlichen Körpern, die Erinnerungskultur an die Verstorbenen ist emotional hochaufgeladen.
Dazu kommen finanzielle, organisatorische und soziale Fragen, die sehr unterschiedlich beantwortet werden dürften. Nur oberflächlich wird es dabei um die geplante, in ihrer absehbaren Wirkung aber mehr als fragwürdige Erhöhung der Friedhofsgebühren ab 2014 gehen. Vielmehr steht das künftige Verständnis einer Trauerkultur zur Diskussion, die aufgrund der Individualisierungs- und Entchristlichungstendenzen in einem Transformationsprozess befindlich ist, dessen Folgen noch nicht genau zu erkennen und noch weniger zu beurteilen sind. Eindeutig ist nur der Trend zu immer mehr Verbrennungen von Toten und immer weniger Erdbestattungen. Diese Entwicklung führt bereits jetzt zu immer größeren Freiflächen auf den städtischen Friedhöfen, die aber gleichwohl der gärtnerischen Pflege bedürfen.
Diese Freiflächen führen in der an Fläche relativ kleinen Stadt Frankfurt zu den verschiedenartigsten Ideen für die künftige Nutzung. Sie führen aber auch zu Begehrlichkeiten, die auf große Widerstände stoßen dürften. Die Fraktion der Freien Wähler im Römer wird sehr darauf achten, dass die nun angestoßene Friedhofsdiskussion nicht zu einem Experimentierfeld grüner Vorstellungen wird, sondern die Würde und Ruhe der Toten wie auch der Trauernden unter allen Umständen gewahrt wird. Denn obgleich Friedhöfe und die Trauerkultur sich unweigerlich verändern werden – als Eventschauplätze und für schrille Töne taugen sie nicht.