Die Aiwanger-Partei schadet Deutschlands Freien Wählern

Selbstverwirklichung eines Polit-Egomanen endet mit Wahlschlappen


Immerhin hat Hubert Aiwanger sein tatsächlich wichtigstes Wahlziel erreicht: Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) hat knapp den Einzug in den Deutschen Bundestag verfehlt. Dafür hat der Bierzelt-Entertainer aus Niederbayern den guten Willen und die Schafsgeduld etlicher Getreuer aus ganz Deutschland mit der ihm eigenen Mischung aus Skrupellosigkeit, Selbstüberschätzung und einer fast schon bewundernswerten Kritikresistenz ganz bewusst missbraucht. Denn selbst Aiwanger muss gewusst haben, dass nach dem von ihm zu verantworten Bruch mit der „Wahlalternative 2013“ und der fulminanten Gründung der AfD die von ihm absolutistisch-autoritär geführte Freie Wähler-Partei nicht den Hauch einer Chance bei den Bundestagswahlen haben würde. Aber dieses Wissen hat ihn schon deshalb nicht verunsichert, weil politische Führer mit dem Charakter eines Hubert Aiwangers sich auch von der Realität in keiner Weise verunsichern oder gar belehren lassen.

Es ist deshalb müßig aufzuzeigen, wie krachend die Aiwanger-Partei, die sich großspurig mit einem guten Namen schmückt, selbst in dem einzigen Bundesland gescheitert ist, in dem sie gerade eine Woche zuvor noch respektable 9 Prozent bei den Landtagswahlen in Bayern erreicht hatte. Über die Ergebnisse der Beteiligung in den anderen 15 Bundesländern soll schon aus Pietätsgründen an dieser Stelle nicht die Rede sein. Wohl aber muss nun über den ungeheuren Schaden gesprochen werden, den der Ego-Trip Aiwangers für Hunderttausende Freie Wähler in ganz Deutschland verursacht. Denn selbstverständlich werden auch der Ruf und die Chancen von Freien Wählern bei künftigen Kommunal- und Regionalwahlen beeinträchtigt, wenn ein Multi-Vorsitzender ohne Rücksicht auf Verluste auf ihrem Rücken seinen Balztanz mit der Macht vollführt.

Dabei haben Aiwanger inklusive seiner offenbar kaum zu erschütternden Bewunderer nicht davor zurückgeschreckt, sich als Repräsentanten der gesamten Freien Wähler in Deutschland auszugeben. Zwar sprechen die Fakten und nun erst recht das Ergebnis der Bundestagswahl eine völlig andere Sprache, doch so lange Aiwanger nicht nur FW-Fraktionsvorsitzender in Bayern und Vorsitzender der FW-Bundespartei, sondern auch Vorsitzender des Bundesverbands der Freien Wähler ist, kann er sogar mit einer gewissen formalen Berechtigung seine Hochstapelei fortsetzen.

Deswegen kann es nun für alle Freien Wähler, die sich jeglichem weiteren Missbrauch verweigern möchten, nur zwei Möglichkeiten geben: Entweder Aiwanger tritt umgehend als Vorsitzender des Bundesverbands zurück oder die örtlichen und regionalen Freien Wähler, die unter ganz verschiedenen Bezeichnungen firmieren und vielerorts anerkannte, oft sehr erfolgreiche Politik machen, verlassen ebenso umgehend den Bundesverband. Es kann keinen Zweifel mehr geben, dass der gescheiterte Bundespolitiker Aiwanger als Vorsitzender eines Dachverbandes untragbar geworden ist, dessen Mitglieder sich weder einer FW-Partei unter Führung des Bayern anschließen noch gar unterwerfen wollen. Notfalls muss ein neuer Dachverband unabhängiger Freier Wähler in Deutschland gegründet werden.

Was nach dem mehr als ernüchternden Wahlergebnis aus der FW-Bundespartei werden soll, müssen deren Mitglieder entscheiden. Ohne die Entmachtung oder dem - allerdings kaum vorstellbaren – Rückzug Aiwangers vom Vorsitz ist jedoch nicht einmal ansatzweise eine Diskussion über Sinn, Zweck und Perspektive einer solchen Partei möglich. Sollte die AfD klug genug sein, wichtige politische Elemente der Freien Wähler wie zum Beispiel die ausreichende Finanzierung und die Selbstverwaltung der Kommunen programmatisch abzudecken, wird sich ohnehin die Frage stellen, ob es einer FW-Partei überhaupt bedarf. Wenn aus dem Umkreis von Aiwanger verbreitet wird, die AfD werde es schon bei der nächsten Wahl gar nicht mehr geben, dann ist der böswillige Wunsch der Vater dieser „Hoffnung“, nicht aber der politische Verstand.

Einer der treusten Schildknappen Aiwangers, der hessische Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Walter Öhlenschläger, hat bei der Doppelwahl am 22. September auch eine doppelte Schlappe erlitten: Bei der Bundestagswahl blieb die Hessen-Filiale der Partei mit 0,8 Prozent noch unter dem Bundesergebnis von 1,0 Prozent. Und bei der Landtagswahl rangierte die FW-Partei mit 1,2 Prozent (38.415 Stimmen) weit hinter der erstmals angetretenen AfD, die 4,0 Prozent (126.419 Stimmen) verbuchen konnte. In einem Bundesland, in dem seit etlichen Jahrzehnten in vielen Städten und Gemeinden Freie Wähler aktiv, anerkannt und oft auch erfolgreich sind, ist das eine verheerende Bilanz für Öhlenschläger und seine Leute, die so gerne Hessens „neue Helden“ geworden wären, aber als kaum beachtete Verlierer endeten. Da Öhlenschläger sich noch einen gewissen Realitätssinn bewahrt haben dürfte, sollte er wissen, dass auch ihm jetzt nur der Rücktritt bleibt.

Unzählige Freie Wähler zwischen Flensburg und Konstanz, Aachen und Görlitz haben es nicht verdient, vom Größenwahn eines Schweinezüchters aus Niederbayern in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Hubert Aiwanger ist zwar zweifellos das, was gemeinhin als politisches Talent bezeichnet wird. Seine rhetorischen Fähigkeiten sind immens, es fehlt gewiss auch nicht an Ehrgeiz, Kraft und Selbstdarstellungsvermögen, wohl aber fehlt es vollständig an Charakter und glaubwürdigen, tief verwurzelten Überzeugungen. Mit welcher Oberflächlichkeit und wurstigem Opportunismus Aiwanger mit dem Euro-Thema umgegangen ist, hat dokumentiert, dass dieser Politiker alles zu vertreten bereit ist, wenn er sich Nutzen davon für die eigenen Ambitionen verspricht. Den Freien Wählern in Deutschland sollte nun klar sein: Aiwanger braucht sie lediglich, um sie zu missbrauchen. Aber die Freien Wähler brauchen gerade deshalb keinen Tag länger diesen Polit-Egomanen.


Wolfgang Hübner

Leserkommentare (3)

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Ich halte diesen Bruderkrieg zwischen FW und AfD für überflüssig und für falsch.

Außerdem bin ich geneigt, den unzähligen Hinweisen, die im Netz kursieren oder auch in verschiedenen Regionalzeitungen veröffentlicht wurden, Glauben zu schenken, nach denen es eine ganze Reihe von Ungereimtheiten bei dieser Bundestagswahl gab.

Sie alle in Summe lassen vermuten, daß die AfD selbst bei 5 oder 6 Millionen Zweit-Stimmen offiziell die 5%-Hürde nicht geschafft hätte. Weil sie nicht durfte.
Möglicherweise wird uns diese Geschichte noch beschäftigen.


Und speziell an Herrn Drephal:

"Rechtslastig" ist eine Frage der Betrachtungsposition. Das Programm der AfD, soweit es überhaupt schon besteht, ist nicht "rechtslastiger" als es das der SPD in den 70er Jahren war.
Und wenn sich alle Parteien nach Links drängeln, einschließlich der CSU, dann tut sich in der frei gewordenen Mitte eben ein Platz für neue Parteien auf, die dann aus Sicht der "Etablierten" "rechtslastig" sind. Der Blickwinkel entscheidet.

Rechts ist nicht bäh oder automatisch falsch, nur weil der Zeitgeist linksgrün ist.

Wenn nach dem Ende des Euro das Pendel überall in Europa zurück schlägt und dabei der Zenit, also das Normalmaß überschritten wird, werden wir wirklich rechtslastige Parteien sehen. Leider.
Das ist aber nicht schuld der AfD, denn die will einen geordneten Rückzug aus dem Euro, sonden Folge des Zusammenbruches, der aus den gelebten Denkverboten der "Etablierten" folgen muß.

Sie kennen sicher das Spiel mit dem Ball im See: je weiter man ihn unter Wasser drückt, desto höher springt er, wenn man ihn nicht mehr halten kann.

Naja, und daß Sie die Zeitungsente mit dem Hitlergruß bringen, läßt mich bedauern, Ihnen meine Erststimme gegeben zu haben. Ich hätte das Foto mit dem angeblichen Hitlergruß gern mal vollständig, also mit Hand, gesehen. Sie nicht auch?

Den Hitlergruß darf man in Deutschland nicht öffentlich zeigen. Aber schauen Sie mal, was die gute alte Tante Gugel so ausspuckt:

http://tinyurl.com/pzj5p9j

http://tinyurl.com/pqwcqla

http://tinyurl.com/q24kzhy

http://tinyurl.com/os3e2hx

Merken Sie was?

Sie sind ja dann offensichtlich Anhänger von König Hubert "Die Partei bin Ich" Ludwig dem Schwachsinnigen. Und genauso wie ihr Führer haben sie die Grenzen der herschenden Realität längst verlassen (mimimi die afd ist RÄCHTZ, DIE MÜSSEN WEG. am besten gleich ins gutmenschen-gulag zur vernichtung was?).

Wer die Lügenpropaganga der Staatsmedien nicht nur glaubt sondern auch noch weiter verbreitet, wer den großen Parteien nach dem Mund redet um ja was von den Fleischtöpfen abzubekommen, wer also wie Herr Aiwanger und sie freiwillig Scheiße frisst und noch einen Nachschlag verlangt hat nichts anderes als die Feindschaft jedes Menschen verdient der sich bis hierhin seinen gesunden Menschenverstand bewahrt hat.

"You can avoid reality, but you cannot avoid the consequences of avoiding reality."

Ein Erfolg der Wahlen war doch, die sehr rechtslastige AFD ist nicht in die Parlamente eingezogen.Wenn wir das Geld der Mövenpick Gruppe auch gehabt hätten und nicht von sog Freien Wähler wie Hübner und Müller laufend angefeindet worden wären, dann hätten wir heute eine andere Situation.Mit Leuten die den Hitler Gruss zeigen und von einer entarteten Wahl sprechen , möchte ich nichts zu tun haben.Die AFD wird genau wie die Schill Partei und die Statt Partei am Ende sich in Luft auflösen. Wo war denn ihr Rücktritt Herr Hübner im Jahr 2011? Ihre Vorstellungen von über 5 % bei den Kommunalwahlen sind auch nicht eingetroffen, wenn wir in den Stadtteilen nicht so gut gewesen wären, dann wäre sie auch nicht mehr im Römer. Schauen sie mal auf ihr persönlichen Ergebnis! in ihrem Stadtteil.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen nach anderen Menschen werfen.