Der Machtkampf im Magistrat schadet der Stadt

CDU und Grüne wollen sich nicht mit dem OB abfinden

Der Machtkampf im Magistrat schadet der Stadt
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Pressemitteilung der FREIEN WÄHLER im Römer – 58 / 9. 11. 2013


Der vergangene Freitag bescherte der Stadt Frankfurt eine Magistratssitzung der besonderen Art: Denn der schon seit der Wahl des linken Sozialdemokraten Feldmann zum Oberbürgermeister schwelende Konflikt zwischen diesem und der die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat dominierenden Koalition aus CDU und Grünen eskalierte dort zu einem offenen Machtkampf. Details über den Verlauf der Sitzung wurden auffallend schnell und umfangreich an die Medien weitergeleitet. Da kaum zum vermuten ist, dass Feldmann oder die SPD-Mitglieder des Magistrats die Vertraulichkeit der Sitzung in einem bislang ungewöhnlichen Maße missachtet haben, dürften wohl nur Personen aus der Koalition an diesen Veröffentlichungen Interesse gehabt haben.

Der Grund für die aktuelle Eskalation des Konflikts mit all seinen Nebenerscheinungen ist einfach: Weder CDU noch Grüne wollen sich mit der Wahl des ungeliebten, zum Teil sogar verachteten Sozialdemokraten zum Oberbürgermeister abfinden. Da die Wahl im März 2012 jedoch auf demokratischem Weg Fakten geschaffen hat, versucht die Koalition, Feldmann nach Möglichkeit ins Leere laufen zu lassen oder seine Möglichkeiten einzugrenzen. Da der OB aber nicht bloß präsidieren und moderieren möchte wie seine CDU-Vorgängerin Petra Roth, sondern Politik nach seinen Vorstellungen auch gestalten will, mangelt es nicht an Konfliktpotential zwischen beiden Seiten.

Verschärfend hinzu kommt die kaum verhehlte Überzeugung von zwei wichtigen Magistratsmitgliedern, nämlich Kämmerer Becker (CDU) und Planungsdezernent Cunitz (Grüne), kompetenter und besser als Feldmann zu sein. Beide haben den heutigen OB in seiner Zeit als Angehöriger der Opposition im Römer in ihren Reden besonders gerne nicht nur kritisiert, sondern auch gedemütigt. Das hat Feldmann gewiss nicht vergessen. Einige Zeit schien es trotzdem so, dass sich der OB und der schwarz-grüne Magistrat halbwegs miteinander arrangiert hätten. Doch seit dem für Feldmann nicht optimal verlaufenen Streit um die Zuständigkeiten der grünen Bildungsdezernentin Sorge stehen die Zeichen auf Sturm. Einen sehr fragwürdigen Beitrag dazu hat Frau Sorge mit ihrem Triumphgehabe auf einer Versammlung der Grünen geleistet.

Wenn der OB sich behaupten will, kann er weder dieses Verhalten von Frau Sorge noch gar die offensichtlichen Widerstände in Teilen der Verwaltung gegen Kompetenzveränderungen hinnehmen. Es mag CDU, Grünen und bestimmten Amtsinhabern der Verwaltung nicht gefallen, dass Feldmann über sein Büro ein Gegengewicht zu der Koalitionsmehrheit herzustellen versucht. Es mag auch im Einzelfall nicht klug oder zielführend sein, das zu tun. Doch so lange damit die Vorgaben der Hessischen Gemeindeordnung nicht verletzt und gebeugt werden, müssen alle das akzeptieren. Das Klagelied von Schwarz-Grün, Feldmann verwandle das OB-Büro in sein „Politbüro“ ist deshalb nicht nur wehleidig, sondern auch verlogen: Als die Koalition mit Petra Roth noch nach Belieben schalten und walten konnte, wurden stets alle Register politischer Macht bedient und bedenkenlos genutzt.
 
Die FW-Fraktion im Römer hat in politischen Fragen bedeutsame, teilweise unüberbrückbare Differenzen zu den Positionen Feldmanns. Doch sie akzeptiert und respektiert das Ergebnis einer demokratisch verlaufenen Wahlentscheidung. Die FW-Fraktion findet es auch richtig, dass Feldmann sich nicht mit der Rolle eines Repräsentanten zufrieden geben will, dem „Rote Teppiche“ wichtiger sind als die Probleme der Normalbürger. Die schwarz-grüne Koalition ist dringend aufgefordert, bürgerferne Machtkämpfe mit dem OB zu unterlassen und sich mit diesem auf transparente politische Auseinandersetzungen zu konzentrieren. Die jüngste Magistratssitzung hat keinem genutzt, aber Frankfurt und der Glaubwürdigkeit der Politik geschadet.

Leserkommentare (2)

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Anmerkungen eines Teilnehmers im Magistrat

Der Magistrat der Stadt Frankfurt, bestehend aus dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister und 8 weiteren hauptamtlichen Stadträten, darunter dem Kämmerer, sowie 14 ehrenamtlichen Mitgliedern, ist gemäß der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) ein Kollegialorgan, dessen Sitzungen vertraulich stattfinden.

Inhalte sollten nicht nach außen dringen. Das Gegenteil war in den letzten Wochen der Fall gewesen. In der Presse stand regelmäßig am nächsten Tag, wer was wo war.

Ohne inhaltlich zu den letzten Sitzungen Stellung zu beziehen (s.o.) - es waren Sitzungen - im Gegensatz zu den Zeiten der Vorgängerin des Oberbürgermeisters Peter Feldmann, wo diese Veranstaltungen quasi in Form eines Abnick-Verfahrens in 15 - 30 Minuten abgehandelt wurden. Die Sitzungen haben heute eine andere Qualität, auch wenn kontrovers diskutiert wird.

Als Unternehmensberater habe ich mich nach den Sitzungen mit der Ex-OB, aber auch ihrer Vertreterin, häufig gefragt, wie eine Runde hochqualifzierter Magistratsmitglieder diese Sitzungen erdulden konnten. Die Verschwendung von Steuergeldern nicht berücksichtigt.

Als 'junges' ehrenamtliches Magistratsmitglied hat die Ex-OB mir eine persönliche Erklärung im Magistrat untersagt. Thema war meine Betroffenheit nach der Eröffnung der Landebahn Nordwest am Frankfurter Flughafen im Oktober 2011, auch dies ein einmaliger Vorgang.

Roland Beck

Es ist erschreckend, dass weder die Grünen noch die CDU demokratische Spielregeln beachten.
Peter Feldmann wird gemoppt und diese beiden Parteien besitzen an dieser Stelle keinen Anstand, den sie aber immer von anderen Personen einfordern.
Die Dezernentin Sorge ist von ihrem Amt völlig überfordert.
Das war aber auch bereits die Dezernentin Ebeling. Diese hatte aber mit ihrer arroganten Überheblichkeit alles weggewischt und die Verwaltung nur untergebuttert. Die Verwaltung hatte es unter Ebeling sehr schwer, zumal Ebeling auch noch die "Pöstchen" mit ihren "Gefolgsleuten" besetzt hatte.

Frau Dezernentin Sorge ist von ihrem Amt sichtbar überfordert, und es wäre besser für die Stadt, wenn Frau Sorge nur noch mit unwichtigen Aufgaben beschäftigt wird.
Unsere Kinder in der Schule und in den Kitas hätten eine bessere Führung an der Spitze verdient.
Bei beiden Dezernentinnen spielte Geld keine Rolle, das Geld das sie ausgegeben haben, war immer nur das Geld der Steuerzahler.

Leider ist es fast unmöglich eine Dezernentin in der Wahlperiode abzuwählen.
Insofern hat Feldmann den Versuch gestartet, Frau Sorge einen Teil ihrer Aufgaben auf andere Dezernenten zu übertragen. Das wäre sehr gut gewesen. Bedauerlich ist, dass OB Feldmann nicht konsequent bei seiner Haltung geblieben ist.
Meine Unterstützung hätte er gehabt.