Exorzismus E 201
Haben die Frankfurter Stadtverordneten ihre Seele verkauft?

Der Begriff des Exorzismus erreichte mit einer blutjungen Schauspielerin im Jahre 1973 eine gewisse Popularität. Linda Blair, so ihr Name, schockierte mit Erbsensuppe, obszönen Gesten und einem Vokabular, dass brave Bürger fleischlich und auch moralisch erregte. Als junges Mädchen aus gutem Hause ließ sie beim schockierten Publikum die Fantasie aufkommen, vom Teufel und sexuellen Praktiken besessen zu sein. Eine Altersfreigabe ab 18 Jahre und ein Foto, das die Schauspielerin als junges Mädchen in kurzem Nachthemd darstellte, war in Verbindung mit dem teuflischen Thema ein Skandal. Damit war gut Kasse zu machen - zwei Oscars folgten [1].
Zurück zur Gegenwart, 40 Jahre später. In heutigen Zeiten, in denen junge Frauen ihre Feuchtgebiete in Buchform zu Markte tragen können und Facebook millionenfach unschuldige Kinderzimmer in Peepshows und Kontakthöfe verwandelt, vermag ein Teufel, der in kleine Mädchen fährt, keine öffentlichen Erregungswellen mehr zu schlagen. Es ist stattdessen in zunehmenden Maße die Politik auf allen Ebenen, die immer tiefer in einem unmoralischen Morast versinkt und vielfältige Formen der politischen Pornografie Vorschub leistet. Eine kulturelle Dekadenz, die den Staat in seiner zunehmenden Rechtlosigkeit als eine Räuberbande desavouiert, wie der letzte deutsche Papst zutreffend in einer Bundestagsrede [2] anmerkte.
Und so echauffiert sich die bürgerliche Welt heutzutage stellvertretend an einem "Teufel", den man tunlichst nicht an die Wand malen sollte. Die Rede ist von einem Themengebiet, das junge Menschen so besessen zu machen vermag, dass ihnen ein heißer Flirt mit dem Tod anziehender als ein Leben in der Gegenwart erscheint. Und wenn sich der Magistrat Frankfurt am Main dieses Themas annehmen muss, darf über den besagten Teufel nur abstrakt gesprochen, aber als Begriff niemals an die öffentliche Wand gemalt werden. Dabei steckt derselbe nicht im Detail, vielmehr im Grundsätzlichen. Seine Reichweite ist so tief, dass unsere kulturelle Ordnung aus den Fugen geraten zu sein scheint, und seine Wirkung ist so mächtig, dass über die Ursachen des Bösen noch nicht einmal mehr öffentlich gesprochen werden darf. Die Angst geht um. Wer IHN beim Namen nennt, könnte von IHM Besuch bekommen.
Aber kann, darf man das politisch tun? Mit gutem Gewissen, wenn die Wirklichkeit so unmoralisch und obszön daherkommt, dass der Tod nun Ernte unter der Frankfurter Stadtgesellschaft einfährt, weil halbe Kinder von der Schulbank lächelnd in den Tod ziehen, während die politischen Stadtväter peinlich berührt am Kern des Problems vorbeischauen wollen? Zuletzt sehr intensiv am 2. Dez. 2013 bei der Ausschusssitzung für Bildung und Integration im Magistrat Frankfurt am Main.
Im dort besprochenen Etatantrag E 201 von CDU und Grünen ist zu lesen, dass eine neue Stelle gegen Extremismus eingerichtet werden soll [3]. Als Begründung wird angeführt, junge Menschen würden in Frankfurt zu Extremisten werden, weil Sie von der Mehrheitsgesellschaft sozial ausgegrenzt sind. Es ist weiterhin von politischen und religiösen Fundamentalismus die Rede und Vieles mehr, doch das Wort "Islam" liest man mit keiner Silbe, wie auch in dem diesem Etatantrag zu Grunde liegenden Integrationskonzept in problematisierender Hinsicht nicht vom Islam-Problem die Rede ist - ganz im Gegenteil zu dem, was auf der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil zu beobachten ist. Dort sind noch immer Seelenfänger unterwegs und verteilen den Koran mit dem Motto: "Lies!“
Dieser "Islam", das wird überdeutlich, ist aus der politischen Diskussion exorziert worden, als sei es der Teufel in Person. Stattdessen spricht man von sozialen Ursachen, von Ausgrenzung aus der Mehrheitsgesellschaft, kurz, von Schuld und Verantwortung Deutschlands. Wenn aber der Begriff Diskriminierung in diese Kontext überhaupt Sinn macht, dann ist es der Begriff des Islam, der diskriminiert, ausgegrenzt wird und offensichtlich ausgeklammert werden soll. Der "Islam" ist offensichtlich höchst erfolgreich aus dem Diskurs der Stadtpolitik exorziert worden. Es sind soziale Gründe, die stattdessen herhalten müssen, also zu wenig Anerkennung und Geld, wenn Frankfurter Buben mit dem Sturmgewehr in der Hand im syrischen Bürgerkrieg in einen tödlichen Kugelhagel rennen, auf Flughäfen andere junge Männer hinterrücks erschießen oder mit dem Schlachtruf, Allah ist groß, hoffen, sich als Märtyrer direkt ins Paradies sprengen zu können.
Es ist offensichtlich eine pervertierte Logik des Konsums, die für den Teufel entschuldigend herhalten muss, dass ein Zuwenig zu trotzigen Terror und Gewalt führen soll. Man stelle sich vergleichend vor, der RAF-Terrorismus in Deutschland wäre in der damaligen Zeit als ein soziales Problem der Diskriminierung erklärt und verharmlost worden. Zudem leben heute laut Verfassungsschutzbericht mehrere Tausende gewaltbereite Islam-Gläubige in Deutschland und nicht nur eine Handvoll, wie es in den Zeiten linksextremistischen Terrors der Fall war und dennoch ausreichte, den gesamten Rechtsstaat zu mobilisieren.
Es ist also eine leicht zu erkennende schiefe Schlussfigur, dass materieller Mangel mörderische Wut und Zorn bedingen. Das Integrations- und Vielfaltskonzept der Stadt Frankfurt [4] ist daher ein zeitgeschichtliches Dokument grandiosen Scheiterns. Denn die Hauptaufgabe, die sich schon seit vielen Jahren zeigt, ist die Zwangskultivierung (Assimilation) von Unkultur, die sich nun einmal besonders aus
Strömungen des islamischen Kulturkreises speist zeigt. Wenn aber stattdessen unsere Kultur politisch in eine diffuse Vielfalt aufgelöst wird, um die Unkultur nicht zu beleidigen, dann darf der Teufel nicht mehr deswegen nicht an die Wand gemalt werden, weil er sonst vielleicht erscheinen könnte. Dann sitzt der Teufel schon längst unter uns und insbesondere am Frankfurter Magistrat mit am Tisch.
Vielleicht ist noch Zeit, das wirkliche Böse aus der deutschen und Frankfurter Politik austreiben zu können, anstatt die Warner vor einem gewalttätigen Islam als politisch inkorrekt zu verteufeln. Mit dem Antrag E201 wird die Tür zur Hölle jedoch listenreich ein Stück weiter geöffnet. Nicht die kausale Ursache wird genannt (nämlich ein Islamverständnis, das sich auch mit tödlicher Gewalt verbreiten will), vielmehr wird die Logik auf den Kopf gestellt - die Ursache sei die Folge und umgekehrt (der Islam müsse aus Notwehr kämpfen, weil er diskriminiert, nicht anerkannt werden würde). Wer dabei die Feder geführt haben mag, den eigenen Untergang willkommen heißen zu sollen, kann sich jeder Christ selbst die Antwort geben.
Die Gesichter im Ausschuss für Bildung und Integration des Frankfurter Römers sahen bei diesem Thema alles andere als unbefangen aus. Jenes mimische Restgewissen mag uns im christlichen Sinne, kurz vor Weihnachten, Hoffnung und Trost schenken.
G. Andreas Kämmerer
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Exorzist
[2] “ ‘Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande’, hat der heilige Augustinus einmal gesagt.“ Quelle: http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/gastredner/benedict/rede.html
[3] http://www.stvv.frankfurt.de/parlis2/parlis.php (dort Direktsuche nach „E 201“
[4] https://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Integrationskonzept_Magistrat_06_10.1557580.pdf