Das Frankfurter Berufsschul-Rätsel
Wo verbleiben viele Jugendliche mit Einwanderungsherkunft?

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zur Kommunalwahl in Frankfurt am 27. März 2011
33/ 9. März 2011
Mitte Januar dokumentierte der Magistrat in einem Bericht an die Stadtverordneten den Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Einwanderungsherkunft an den Frankfurter Schulen. Bei einem Großteil der Grund-, Haupt, Real- und Gesamtschulen liegt dieser Anteil bei über 50, bei einigen über 80 Prozent, an zwei Schulen sind es sogar 90 Prozent (alle Zahlen aus dem Schuljahr 2009/2010).
Ganz anders sieht es bei den Gymnasien aus. Haben zum Beispiel am Wöhler- und am Lessing-Gymnasium nur 10 Prozent diese Herkunft, sind es am Heinrich-von-Gagern-Gymnasium 19 Prozent, am Friedrich-Dessauer-Gymnasium werden 22 Prozent gezählt. Auffallend unterdurchschnittlich ist der Schüleranteil mit Einwanderungsherkunft an den sehr beliebten Integrierten Gesamtschulen: IGS Herder 30 Prozent, IGS Nordend 24 Prozent. Noch viel geringer ist dieser Anteil bei den immer zahlreicher werdenden Privatschulen: Anna-Schmidt-Schule 12 Prozent, Freie Waldorfschule 6 Prozent, Freie Christliche Schule 9 Prozent, Private Kant-Schule 4 Prozent.
All diese Zahlen brauchen nicht kommentiert werden. Denn sie vermitteln ernüchternde Auskunft über die wahre Situation der Bildung und Integration in Frankfurt. Hingegen geben die entsprechenden statistischen Zahlen der Berufsschulen in Frankfurt Rätsel auf: Zu erwarten wären an diesen Bildungseinrichtungen Anteile von Schülern mit Einwanderungsherkunft von um und über 50 Prozent, nämlich im Blick auf die Haupt, Real- und Gesamtschulen, von denen die Berufsschüler ja in der Mehrheit eigentlich kommen sollten.
Doch weit gefehlt - das sind die realen Zahlen: Begemann-Schule 9 %, Bergius-Schule 20 %, Bethmann-Schule 15 %, Gutenberg-Schule 10 Prozent, Hans-Böckler-Schule 22 %, Heinrich-Kleyer-Schule 18 %. Und bei der Deutschen Buchhändlerschule in Seckbach sind es sage und schreibe 0 (Null) %! Das provoziert geradezu die Frage: Wo verbleiben eigentlich die vielen Jugendlichen mit Einwanderungsherkunft ohne höhere Schulbildung, wenn sie nach dem Durchlauf einer Haupt-, Real- oder Gesamtschule nicht eine berufsbildende Schule besuchen?
Diese Frage ist brisant genug, um noch im Wahlkampf, aber erst recht nach der Wahl nicht nur gestellt, sondern auch beantwortet zu werden. Denn diese Antwort hat sehr viel mit der Zukunft Frankfurts zu tun.