Für die Freien Wähler im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald)

Knut Emmert, der nüchterne Naturwissenschaftler

Für die Freien Wähler im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald)
© Foto R. Sawicki

Mit dem folgenden Text beginnt eine Artikelfolge, in der in unregelmäßigen Abständen die Menschen vorgestellt werden, die als gewählte Mandatsträger in den 16 Frankfurter Ortsbeiräten die Freien Wähler vertreten. Da im Ortsbeirat 1 erst kürzlich ein personeller Wechsel im FW- Mandat stattgefunden hat, beginnt die Serie mit dem FW-Vertreter im Ortbeirat 2. Der Bericht über den neuen Mandatsträger im Ortsbeirat 1 folgt in den nächsten Monaten.

Für die Freien Wähler im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald):   Knut Emmert, der nüchterne Naturwissenschaftler

Biografie:

Geboren 1948 in Frankfurt-Sachsenhausen, verheiratet seit 1970. Abitur 1967 (Musterschule Frankfurt), Studium 1967-1973 (Universität Frankfurt, Fächer: Physik, Chemie, Astronomie, Mathematik, Biophysik, Biogenetik), Zivildienst 1973-1974 (Zentrum für Radiologie & Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt, Arbeitsgebiete: Medizinphysik und Strahlenschutz), seit 1974 verschiedene Tätigkeiten bei zunächst Kraftwerk Union, danach Siemens, zuletzt AREVA: Reaktortechnik, nukleare Programmsysteme, Thermo- und Fluiddynamik, Kraftwerks-Inbetriebnahme, Sicherheitsanalyse, Genehmigungsverfahren, F&E-Koordination, Entwicklungsführung, Angebote, Marketing & Kommunikation, Kundeninformation. Vielfältige Einsätze im In- und Ausland. Seit 1978 parallel energiepolitische Öffentlichkeitsarbeit. Seit November 2011 Rentner.

Priv. Forschungsarbeiten zu Evolutionsbiologie (Schwerpunkte: systemische Evolutionstheorie und Paläanthropologie), Kognitionsforschung, Sozialpsychologie, Ethik. Weitere Interessen: Reisen, Tier- und Naturschutz, Klimawandel, Architektur, Urbanistik, Altorientalische Geschichte, Französische Revolution, Geschichte Deutschlands nach 1871.

Mitgliedschaften: Deutsche Physikalische Gesellschaft (Initiator des Arbeitskreises Energie), Kerntechnische Gesellschaft (Vorstandsmitglied der Fachgruppe Energiesysteme/Energiewirtschaft), Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt, Zoologische Gesellschaft Frankfurt, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, European Society for Evolutionary Biology. Unterstützung des Frankfurter Katzenschutzvereins.

Seit 1977 Mitglied der von Ehefrau Ellen gegründeten Aktion "Rettet die Maininsel!" Gründungsmitglied des Vereins "Pro Altstadt", unabhängiges Mitglied der Liste der Freien Wähler (Ortsbeirat seit 2006).



(Emmert vor dem originellen U-Bahn-Zugang, der gefährdet ist, wenn die alte Uni-Mensa dahinter abgerissen und das Grundstück hier neu bebaut wird. Links die Uni-Bibliothek. Diese soll in den neuen Campus Westend umziehen. An dessen Stelle soll die Hochschule für Musik von der Eschersheimer Landstraße umziehen. Doch für diesen Umzug hat das Land Hessen kein Geld. Foto: R. Sawicki)



Warum bei den Freien Wählern aktiv?

Weil sich die Freien Wähler zu Zeiten der „Viererbande“ (Stadtregierung durch CDU, FDP, SPD und Grüne mit DDR-üblichen Fraktionszwang-gesicherten Mehrheiten) als einzige politische Gruppierung für das Anliegen des Schutzes der Maininsel vor illegaler Bebauung einsetzten.

Engagement im Ortsbeirat 2 teils als Gegenleistung für die Hilfe der Freien Wähler, teils aus dem Interesse heraus, die politischen Mechanismen in der Stadt besser kennenzulernen. Und natürlich die Idee, an der Entwicklung des Wohnumfeldes mitarbeiten zu können.

Leitung des Energie-Arbeitskreises der Freien Wähler, um die eigene Fachkenntnis einzubringen und die FW zu ertüchtigen, nicht ideologisch verfremdete, ergo vernünftige und technisch tragfähige energiepolitische Konzepte zu entwickeln.

Aktivitäten im Ortsbeirat 2:

Die Arbeitssituation im Ortsbeirat 2 ist denkbar schwierig; denn die schwarz-grüne Koalition steht im Allgemeinen wie eine Betonwand und blockt mit ihrer Mehrheit alles ab, was von anderen kommt. Besonders, wenn es von den Freien Wähler oder den Linken kommt. Dadurch sind eigenen Projekten sehr enge Grenzen gesetzt.

Emmert mit einem Beispiel: „Zu Anfang der Ortsbeirats-Zeit zeigte sich das an einem Projekt, das eigentlich jeder vernünftige Mensch als Selbstläufer eingestuft hätte. Ich hatte beantragt, einen Platz in Bockenheim nach dem Arzt-Ehepaar Kahl zu benennen, das im Stadtteil lebte und arbeitete, und das während der Nazidiktatur jüdischen Mitbürgern bei der Flucht ins Ausland half. Bis dahin hatte die Mehrheit alle meine Anträge abgelehnt (und meist in der nächsten Sitzung fast identisch mit CDU- oder Grünen-Logo selbst erneut eingebracht). Das hätte nun aber bei einem Antrag zur Ehrung von Widerstandskämpfern sehr dumm ausgesehen. Dennoch hat die schwarz-grüne Truppe viele Monate herumlaviert, bis ich schließlich mit der Ankündigung, bei weiterer Verzögerung des Projekts der Koalition öffentlich versteckten Antisemitismus vorzuwerfen, nach 14 Monaten endlich eine Zustimmung erhielt.“

Zum Projekt Kulturcampus Bockenheim: „Von vielen Anträgen zum Projekt Kulturcampus Bockenheim wurden viele abgelehnt, einer – Begrenzung der Hochhausbauten südlich der Sternwarte auf unterhalb der Sichtlinie der Sternwarte zum Marriott-Hochhaus – wurde angenommen. Noch ein Beispiel: „Mein Antrag, die westlichen Fahrbahnen der Senckenberg-Allee der Grünfläche zuzuschlagen und vier Fahrbahnen östlich davon anzuordnen (mit einigen nötigen Detailanpassungen), wurde letztlich schlicht wegen Unverständnis abgelehnt: die Mehrheit hat – trotz beigegebener Stadtplanauszüge mit eingezeichneten Änderungen – das Vorhaben einfach nicht kapiert: intellektuelle Blockade.“

Emmert beklagt, sich nicht einbringen zu können: „Bei der Besetzung des Runden Tisches für den Kulturcampus wurde ich trotz meiner heftigen und auch öffentlichen Gegenwehr ausgeschlossen (ebenso wie der Vertreter der Linken). Damit sind die einzigen kritischen Stimmen im Ortsbeirat ausgeschaltet; die schwarz-grüne Mehrheit und die auf einer Schleimspur gnädig hereingebetene SPD-Vertreterin bleiben unter sich mit den Investoren und der Betonkoalition.“




(Auf der großen Grünfläche vor dem Alten Bockenheimer Depot soll für die Hochschule für Musik, die auch das Gebäude der Unibibliothek rechts nutzen soll, ein weiterer Bau entstehen. Rechts hinten dem Gründerzeitbau der ehem. Druckerei Dondorf steht unter Denkmalschutz und soll auch von der Hochschule für Musik genutzt werden. Foto: R. Sawicki)



Zum neuen Mietspiegel: „Starken Widerstand bei Schwarz-Grün fanden meine Aktivitäten gegen den Mietspiegel. Dieser führt ja zu einer planmäßige Gentrifizierung insbesondere Bockenheims. Für jeden vernünftigen Menschen ist offensichtlich, dass ein errechnetes mittleres Mietniveau, bei dem sowohl die niedrigen Mieten des zentralen Bockenheim, als auch die horrenden Mieten des Millionärsviertels im nördlichen Bockenheim („Goldstaubviertel“) eingehen, unsinnige Ergebnisse bringen muss. Trotzdem wiederholt die Mehrheitskoalition immer wieder gebetsmühlenartig, das Verfahren sei wissenschaftlich. Meine Argumente, das Rechenverfahren könne ja so wissenschaftlich sein, wie es wolle – wenn unsinnige Daten hineingesteckt werden, kommen unsinnige Daten heraus – werden entweder ignoriert oder mangels intellektueller Fähigkeiten nicht verstanden.

Man kann davon ausgehen, dass es das Ziel von Schwarz-Grün ist, dass durch diese verbogene Mietspiegel-Gestaltung ärmere Einwohner aus dem Stadtteil gedrängt werden sollen und reichere Menschen nachziehen, die mit höherer Wahrscheinlichkeit die bürgerlichen Parteien CDU und Grüne wählen, so dass für die Zukunft die Mehrheiten gesichert sind.“




(Blick vom Odina-Bott-Platz: Typisch fürs Westend - Luxuswohnungsbau, wo in der Feuerbachstraße die Zentrale Arbeitsvermittlung des Arbeitsamtes war. Hier kostet der Quadratmeter für Normalsterbliche unbezahlbare 6.000 Euro pro Quadratmeter und die Großwohnung ab 1,5 Mio. Euro! Davor stand ein, so Emmert „phantasievoller“ Bau der 70er Jahre. Nun entsteht hier ein Bürobau, bei in Frankfurt immer noch 2 Mio. Quadratmetern freistehenden Büroflächen! Foto: R. Sawicki)



Zur Umgestaltung des Grüneburgparks: „Durch Anträge und besonders durch Argumentationshilfe und Beratung für Aktionen der Bürger, die sich immer massiver gegen die ursprünglich geplanten Baumfällungen im Grüneburgpark wanden, konnte die zerstörerische Restaurierung des Parks als ‚Gartendenkmal‘ verhindert werden, die ursprünglich weit über hundert Bäume und unzählige Sträucher gekostet hätte.“

Ernüchtert stellt Emmert trocken fest: „Immer wieder mal gelingt es, einen Antrag weiterzubringen. Aber selbst bei einfachsten Vorschlägen erlebt man immer wieder absurde Ablehnungen. Zuletzt wurde mein Antrag, die Rechtmäßigkeit der Befreiungen vom Bebauungsplan nachzuweisen, die im Westend reihenweise ausgesprochen worden waren, angenommen. Allerdings nur nach langen Diskussionen und weil ich bereit war, ihn in für den Magistrat in ‚prüfen und berichten‘ abzumildern. Generell versuche ich, bei allen Beratungen Vernunft und Logik einzubringen – was manches Mal Erfolg hat, vielfach aber auf Granit stößt. Dann nämlich, wenn die Betonkoalition ihre Interessen starrsinnig durchpauken will. Ärgerlich ist regelmäßig, dass ein bestimmtes Mitglied der Grünen-Fraktion die Diskussionen ständig durch polemische Tiraden und arrogantes Genöle vergiftet.“ Nun, Politik im Interesse der Bürger und gegen den ideologisch verklemmten Willen der Parteien zu betreiben, ist halt schwierig. Die nächste Kommunalwahl ist erst im Frühjahr 2016 …


D. Schreiber

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