Preisfrage: Wer versteht das, was René Pollesch uns sagen möchte?

Ein Text aus den Abgründen der deutschen Theaterlandschaft

Preisfrage: Wer versteht das, was René Pollesch uns sagen möchte?
© olga meier-sander - pixelio.de


Der Regisseur und Autor René Pollesch ist im hochsubventionierten deutschen Theaterbetrieb ein gefragter, mit Preisen und Ehren überhäufter Mann. Am 8. März 2014 kommt Polleschs neues Stück mit dem verheißungsvollen Titel „Je t’Adorno“ im Bockenheimer Depot von Frankfurt zur Uraufführung. Der 1962 in Hessen geborene Pollesch dürfte zwar keine persönlichen Erinnerungen an den 1969 gestorbenen Theodor W. Adorno haben, ist aber offensichtlich ein Bewunderer des Philosophen und Kulturkritikers. Das Publikum darf also gespannt sein, wie Pollesch seine Bewunderung in Szene setzen wird.

Dem Autor/Regisseur eigen ist eine Vorliebe für einprägsame Titel seiner Stücke: „Tal der fliegenden Messer“ oder „Du hast mir die Pfanne versaut, du Spiegelei des Terrors“ oder „Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!“ oder „Was du auch machst, mach es nicht selbst“ oder „Die Kunst war viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart!“ oder „Die Liebe zum Nochniedagewesenen“ – alles Stücke mit hohem Klassikerpotential.

Pollesch gebraucht eine, wie es die Vorankündigung von Schauspiel Frankfurt formuliert, „komplett eigene Theatersprache“. Zum überzeugenden Beweis wird der Meister selbst mit einem Text zitiert, der seine Beweggründe zum Verfassen von „Je t’Adorno“ offenbaren soll. Da aber die Rätselhaftigkeit dieses Pollesch-Textes noch weit diejenige selbst der schwierigsten Adorno-Texten toppt, wird hiermit um Hilfe gebeten: Wer versteht, was René Pollesch uns da sagen möchte?

Die Freie Wähler-Fraktion ist bereit, für die beste Erklärung eine kostenlose Eintrittskarte für die Uraufführung am 8. März 2014 zur Verfügung zu stellen. Einsendungen bitte an wo.huebner@t-online.de. Die fünf überzeugendsten Erklärungen bzw. Erklärungsversuche werden hier veröffentlicht, der Rechtsweg gegen die Entscheidung für die beste Erklärung ist ausgeschlossen.

Hier also der der Autor selbst, der sein Stück auch inszenieren wird:

„Niemand von uns kann sich im Ernst vorstellen, dass das, was wir für unseren inneren Reichtum halten, absolut leer ist. Es ist so wie man es vom Erfolg sagt und vom Reichtum, dass das doch alles leer wäre. Nun, das kann sein, aber leerer als all das, ist das, was wir für uns selbst halten. Man muss doch nur mal kurz überprüfen, wie es ist, wenn der, den man liebt, sagt, er würde nur das linke Ohrläppchen von einem lieben, oder dass man der und der ist, oder dass man Geld hat, und man sich einklagen hört, aber da muss es doch mehr geben, mich, all das, was ich bin und was mich ausmacht.“

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