Im Fall Edathy lauert eine Staatskrise

Deutscher Moralimperialismus vor dem Absturz?

Im Fall Edathy lauert eine Staatskrise
© Rainer Sturm - pixelio.de


Die derzeit bekannt werdenden Einzelheiten und Hintergründe im Fall des unter dem Verdacht des Besitzes von Kinderpornographie geratenen ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy werden immer ungeheuerlicher. Offenbar haben führende Vertreter der politischen Klasse in Deutschland schon länger von den schweren Vorwürfen gegen den profilierten „Kämpfer gegen Rechts“ nicht nur gewusst, sondern es auch - zumindest indirekt - ermöglicht, dass Edathy die Spuren seines vermuteten verbrecherischen Tuns verwischen konnte.

Dass ihm das offenbar nicht vollständig gelungen ist, beweist sein panikartiges Verhalten ebenso wie das Vorgehen der Staatsanwaltschaft Hannover, die unbeirrt die Ermittlungen gegen den SPD-Politiker führt. Wenn sich Berichte bestätigten sollten, dass sowohl der damalige Innenminister Friedrich (CSU) wie auch die gesamte SPD-Spitze um Gabriel, Steinmeier und Oppermann bereits seit Monaten Kenntnissen von dem Verdacht pädophiler Neigungen Edathys hatten, aber nichts unternahmen, um den Bundestagsabgeordneten und Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses aus der aktiven Politik zu entfernen, dann gibt es nicht nur einen sehr unappetitlichen Fall Edathy, sondern dann steht Deutschland vor einer Staatskrise, die nicht ohne einschneidende Konsequenzen für die in die Affäre verwickelten Personen zu lösen sein wird.

Derweil sich deutsche Spitzenpolitiker anmaßen, Russland belehren zu wollen, wie mit Homosexualität und Kirchenschänderinnen umgegangen werden soll, der Bundespräsident bei seinem Staatsbesuch in Indien die Gastgeber über Frauenrechte zu belehren sucht und der sozialdemokratische Europa-Spitzenkandidat in Israel einen in jeder Weise überflüssigen Eklat verursacht, werden von höchster Stelle im eigenen Land Ermittlungen gegen ein Mitglied der politischen Klasse erschwert, wenn nicht gar zu vereiteln versucht.

Es muss nun, gerade im Hinblick auf den immer unerträglicheren Moralimperialismus etlicher deutscher Politiker, eine schonungslose und umfassende Klärung aller Vorgänge und Hintergründe des Falles Edathy erfolgen.

Ein sehr positiver Nebeneffekt dieser Klärung könnte übrigens die grundsätzliche Infragestellung jener faktischen Meinungsdiktatur namens „Politische Korrektheit“ sein, die als Hauptquelle des oben genannten Moralimperialismus gelten kann.

Sebastian Edathy kann sich nie wieder als Gesinnungswächter präsentieren. Es könnte gut sein, dass auch einige andere hochrangige Politiker bald dieses verdiente Schicksal teilen werden. Das wäre schlecht für die Betroffenen, aber gut für Deutschland.


Wolfgang Hübner

Leserkommentare (2)

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Während Merkel unter der Tarnkappe weilt bestätigen Staatsanwaltschaft und Ermittler, daß Sebastian Edathy Edathy 31 Bilder und Filme mit nackten Jungen in Kanada eingekauft hat sowie laut Staatsanwaltschaft dabei "konspirativ" vorgegangen ist. Er nutzte wohl diverse E-Mail Adressen und Bankkonten sowie den Bundestagsserver, um sein Tun zu verschleiern.

Meine Güte, was sitzen da im Bundestag für kriminelle Moralapostel!!!

Edathy war ein SPD-"Falke" und gehörte zu den steten "Scharfmachern" im "Kampf gegen rechts". Das dieser Moralist nun über eine moralische Frage stürzt, ist pikant. Noch pikanter ist, dass er offenbar genug Gönner im hochrangigen politischen Apparat hatte, die wohl auch vor dem Delikt der indirekten Strafvereitelung nicht zurückschreckten, um ihrem Günstling die Vertuschung von Beweisen und das Abtauchen ins Ausland zu ermöglichen.

Natürlich kann man die ganze Affäre auch gedanklich weiterspinnen. Kommen die Kinderporno-Vorwürfe vielleicht auch deshalb nun, um Edathy auszuschalten? Hat er im NSU-Untersuchungsausschuss Dinge erfahren, die der offiziellen Lesart klar widersprechen und die er als Hypermoralist zu veröffentlichen drohte? Musste er deshalb kaltgestellt werden? Und lautete der Deal, ihn zwar aus dem Posten zu drängen, aber ihm als Gnadenbrot Straffreiheit zu ermöglichen? Deshalb die vernichteten, aber nicht entsorgten Beweismittel? Genug Anhaltspunkte also zur Spekulation und für das Karriereende, zu wenig für eine strafrechtliche Verurteilung? Das sind natürlich nur eigene Gedanken, aber es darf zumindest erlaubt sein, sich diese Fragen mal zu stellen.