Umbau Jügelhaus und Alte Physik

Unmut in der Bevölkerung

Umbau Jügelhaus und Alte Physik


Die fatalen Pläne zum Umbau der historischen Universitätsgebäude führen zu Unmut in der Bevölkerung. Ein Frankfurter Bürger und Leser unserer Internetseite hat sich an die Frankfurter Freien Wähler gewandt, um seinem Entsetzen über die Umbaupläne hinsichtlich des Jügelhauses (Mertonstraße) und der alten Physik (Robert-Mayer-Straße) Ausdruck zu verleihen. Er kennt das Jügelhaus sehr gut, da er unter anderem viele Jahre dort studierte. Zudem hat er die Aula auch bei seinem Engagement für die Universitätsmusik schätzen gelernt. Der "sehr musikalische Raum", so unser Leser, wird seit vielen Jahren als traditioneller Proben- und Aufführungsraum für Chor und Orchester genutzt. Er hat uns den hier veröffentlichten Text zugesandt, der ursprünglich als Gründungsaufruf für eine Bürgerinitiative gedacht war. Da es aus privaten Gründen nicht zu dieser Initiativengründung gekommen ist, trat der Autor an die Freien Wähler mit dem Wunsch heran, anstelle der ursprünglich geplanten Initiative "Pro Jügelhaus" die Opposition gegen die nun bereits begonnenen Umbauarbeiten aufrecht zu halten.
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Liebe Freundinnen und Freunde der Architektur,

wie bekannt ist, wird die Senckenberg-Gesellschaft ihren Standort an der Senckenberganlage durch Übernahme der alten Universitätsgebäude in der Mertonstraße (Alte Universität, auch Jügelhaus genannt) und in der Robert-Mayer-Straße (altes Physikalisches Institut) vergrößern.



Alle diese Gebäude, auch das Senckenberg-Museum, wurden im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und danach zum Teil vereinfacht wieder aufgebaut. Diese Vereinfachungen betrafen die alte Physik mehr, das Senckenberg-Museum und das Jügelhaus weniger. Alle Wiederaufbau- und späteren Bauarbeiten gingen jedoch mit dem Ensemble so um, daß dessen Anmutung bis heute sehr nahe an den Zustand heranreicht, wie er vor dem zweiten Weltkrieg bestand. So wurde noch in den siebziger Jahren der östliche Flügel des Jügelhauses beim Neubau der wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek seines Daches entledigt und vollständig entkernt, die Fassade wurde aber unverändert belassen und restauriert, das Dach wieder in seinem seit den Nachkriegsjahren bestehenden Zustand zurückgeführt. .


Somit ist der Gebäudekomplex zwischen Robert-Mayer- und Mertonstraße auch noch hundert Jahre nach der Gründung der Frankfurter Universität ein überwiegend stimmiges Zusammenspiel historischer Gebäude, und nicht von ungefähr steht das Jügelhaus wie auch einige seiner Räume unter Denkmalschutz.


Leider könnte es mit der Stimmigkeit bald vorbei sein, und auch am Sinn des Denkmalschutzes kann man seine Zweifel haben, denn die beim bevorstehenden Umbau geplanten Veränderungen sind gravierend und werden, wenn sie so wie geplant umgesetzt werden, das Ensemble völlig verfremden bis entstellen.

Geplant ist unter anderem:

- Abriß aller Dächer und der oberen Stockwerke und Ersatz durch eine Sichtaluminiumkonstruktion mit umlaufendem Fensterband

- Erhaltung nur weniger historischer Räume (Aula, Senatssaal, ein Hörsaal der Physik), ansonsten Totalumbau

- Verbauung von Fenstern im Jügelhaus

- Abriß des historischen westlichen Gebäudeflügels des Senckenbergmuseums

- Abriß des südlichen Teils des Jügelhauses bis zum Treppenhaus und Errichtung eines klotzähnlichen Anbaus. Damit einher geht die Verbauung von zwei von sechs Fenstern des Treppenhauses, in dem die Belichtung schon heute bei bewölktem Himmel unzureichend ist.

- Abriß der Orgel in der alten Aula der Universität, wobei die Orgel als solche weder historisch noch erhaltenswert ist, wohl aber das exakt auf die Ausstattung des Raumes abgestimmte Gehäuse.




Ich schlage hiermit die Gründung einer Initiative "Pro Jügelhaus" vor. Die Forderungen sollten sein:

- Ein sensibler Umgang mit dem historischen Bauten in Frankfurt am Main, insbesondere mit den Gebäuden zwischen Robert-Mayer- und Jügelstraße

- Erhaltung und Förderung der Anmutung der Gebäude dieses Gebäudekomplexes

- Rekonstruktion der historischen Dachlandschaft oder zumindest des heutigen Zustands

- Erhaltung der Anmutung des Jügelhauses auch im inneren (alte Bodenbeläge, Türlaibungen aus rotem Mainsandstein, etc.)

- Keine Blindfenster auf der nördlichen Seite des Jügelhauses (zur Mertonstraße hin)

- Erhaltung des westlichen Flügels des Jügelhauses

- Erhalt aller Fenster des Treppenhauses im Jügelhaus

- Erhaltung des Gehäuses der Orgel in der alten Aula und ein Orgelneubau, gegebenenfalls auch zu späterer Zeit

- Erhaltung der Aula einschließlich Kronleuchter und Fenster in derzeitiger Form. Zu überlegen ist die Ausstattung mit weiteren, kleineren Kronleuchtern nach historischem Vorbild.




- Historische Außenaufnahmen des Gebäudekomplexes findet man hier

- Visualisierungen des geplanten Umbaus finden sich hier


Weiterführende Informationen:

- Bericht in der FAZ

- Thread im Forum Skyscrapercity

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