Der Sonntagsdreck von Frankfurt

Ein Sauberkeitsproblem mit Ursachen

Der Sonntagsdreck von Frankfurt
© Foto R. Sawicki


Es gibt Menschen, die nur einmal in ihrem Leben – aus welchem Grund auch immer – nach Frankfurt am Main kommen. Sollte das an einem Wochenende sein und sollten sie nach einer Übernachtung in einem der vielen Hotels am Sonntag noch einen Spaziergang am attraktiv gestalteten Mainufer entlang machen, dann werden sie ebenso befremdet wie die zahlreichen dort flanierenden Einheimischen den überall verstreut liegenden Müll registrieren. Besonders um überfüllte Abfallbehälter sieht es Sonntag für Sonntag geradezu abstoßend aus.



Dabei ist der Magistrat ganz stolz darauf, schon lange Jahre eine „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ mit derzeit 1,8 Millionen Jahresetat zum unterhalten. Gerade hat die Stabsstelle einem neue Leiterin bekommen, die Claudia Gabriel heißt, bereits seit 27 Jahren in der Stadtverwaltung arbeitet und mit ihrer Familie, wie so viele Beschäftigte der Stadt, nicht in Frankfurt, sondern im Umland wohnt. Vor einigen Tagen wurde Frau Gabriel von einer Frankfurter Zeitung interviewt. Das dazu veröffentlichte Bild zeigt eine sympathische Frau mit dem Hintergrund eines blitzsauberen Mainuferwegs. Die neue Stabsstellenleiterin äußert in dem Interview: „Die Stadt Frankfurt hat eine superhohe Qualität in Sachen Sauberkeit, wir haben so viel erreicht in den letzten Jahren. Gucken Sie sich das Mainufer an, den Hauptbahnhof.“



Für die Freie Wähler-Fraktion im Römer war auch diese freundliche Aufforderung Grund genug, sich an mehreren Sonntagen im Frühling 2014 das Mainufer, bewaffnet mit einem Fotoapparat, genauer anzuschauen. Dabei gelangten wir zu dem Resultat, dass weder Frau Gabriel noch ein Mitglied des hauptamtlichen Magistrats so ganz genau weiß oder wissen will, wie es tatsächlich am Mainufer zu einer Zeit ausschaut, wenn besonders viele Menschen, ob nun Frankfurter oder Touristen, sich dort bewegen und aufhalten. Die diesen Text illustrierenden Bilder wurden am Sonntag, 1. Juni 2014, aufgenommen – sie hätten aber auch von fast jedem beliebigen anderen Sonntag stammen können.



Das ist kein Vorwurf an die noch ganz neu im Amt befindliche Frau Gabriel. Sie kommt aus der Kämmerei und hat schon deshalb einen sehr realistischen Blick auf die Verhältnisse: „In den letzten zehn Jahren ist die Stadt um 70.000 Einwohner gewachsen und wird auch weiter wachsen – die Fläche hingegen ist nicht größer geworden und wird auch nicht größer werden…. Der Nutzungsdruck auf die öffentlichen Grünflächen, ja überhaupt auf den öffentlichen Raum ist immens.“ Wie immens, das lässt sich Sonntag für Sonntag am Mainufer beobachten. Die Frage ist: Muss das so bleiben?
 

Wolfgang Hübner / Fotos: R. Sawicki

Leserkommentare (1)

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Nein, das muß es nicht, und das wird es auch nicht.
Aber aus ganz anderen Gründen, als sich das die Verantwortlichen heute vielleicht denken...