Der politische Mord am Frankfurter Krematorium

Eindeutiges Ergebnis der Akteneinsicht liegt vor

Der politische Mord am Frankfurter Krematorium
© Foto R. Sawicki


Auf Verlangen der Fraktion der Freien Wähler im Römer hat in den vergangenen Monaten eine Akteneinsicht von Stadtverordneten mit dem Ziel stattgefunden, die Gründe für die Schließung des über 100-jährigen Krematoriums, einst eine erkämpfte bürgerliche Errungenschaft, auf dem Frankfurter Hauptfriedhof zu klären. Diese Einsicht hat für die FW-Fraktion Stadtverordneter Wolfgang Hübner vorgenommen und die Ergebnisse seiner Arbeit nun einer 30-seitigen Broschüre mit dem Titel „Das lange Sterben des Frankfurter Krematoriums“ veröffentlicht.

Hübner stellt mit ausführlicher Begründung und vielen Zitaten aus den zur Einsicht vorgelegten Unterlagen fest, dass die Hauptursache der Schließung das vollständige Versagen des von CDU und Grünen dominierten Magistrats und insbesondere der früheren Umweltdezernentin Dr. Rottmann (Grüne) und des nach wie vor im Amt befindlichen Kämmerers Becker (CDU) gewesen ist. Der marode Zustand der Verbrennungsanlage war allen Verantwortlichen in Magistrat und Ämtern spätestens seit Sommer 2007 bekannt. Und seit dieser Zeit war auch allen bekannt, dass nur ein Neubau mit moderner Technik den Zuschussbetrieb Krematorium kostendeckend oder sogar gewinnbringend hätte verändern können.

Doch trotz vieler Gutachten, Planungsarbeiten und ständiger Reparaturen, die hohe Kosten verursachten, war der Magistrat unwillig und unfähig, die richtigen Maßnahmen zu beschließen. Die langjährig zuständige Dezernentin Dr. Rottmann (Grüne) zeigte noch nicht einmal dann am Krematorium Interesse, als die Umweltschädlichkeit der Anlage selbst vom Regierungspräsident in Darmstadt festgestellt wurde. Umso mehr Interesse gab es an der technisch völlig unsinnigen Forderung, einen möglichen Neubau in Passivhausbauweise zu errichten.

Offenbar wurde und wird die Verbrennung von verstorbenen Bürgerinnen und Bürgern von den derzeit politisch Verantwortlichen in Frankfurt nicht als Aufgabe und Herausforderung einer humanen Bestattungskultur, sondern als eher lästiges Entsorgungsproblem betrachtet. Den Menschen in Frankfurt entsteht durch die Ende 2013 erfolgte Schließung finanzieller, sittlicher und kultureller Schaden. Die Akteneinsicht der Freien Wähler, über deren Resultate inzwischen in größeren Artikeln Frankfurter Allgemeine Zeitung (Ausg. 6. Juni), Frankfurter Neue Presse (Ausg. 11. Juni) und die BILD-Zeitung (Ausg. 10. Juni) berichteten, belegt überzeugend, wie sehenden Auges und bewusst Magistrat, Dezernenten und Ämter das Krematorium verkommen ließen, um es schließlich als Verlustbringer zu schließen. Die von Hübner verfasste Broschüre zeigt aber auch: Es hat bis zuletzt bessere Alternativen gegeben.

Bemerkenswerterweise sind auch nach den Presseveröffentlichungen über die Akteneinsicht bislang keinerlei Reaktion vom Magistrat, der inzwischen zuständigen Dezernentin Heilig (Grüne), Kämmerer Becker (CDU) oder einem der beteiligten Ämter erfolgt. Dieses Schweigen kann mit guten Gründen als Schuldeingeständnis und Schuldbewusstsein gewertet werden. Derweil erreicht der „Leichentourismus“ mit zur Verbrennung bestimmten toten Frankfurtern neue traurige Höhepunkte. Außer der FW-Fraktion stellt das jedoch anscheinend für niemand unter den Stadtverordneten und im Magistrat ein Problem dar.

Die Broschüre kann bei Interesse im Büro der Fraktion kostenlos erworben werden.

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