Japans Leid und politische Spekulanten
Streit nicht zur falschen Zeit am falschen Ort
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zur Kommunalwahl in Frankfurt am 27. März 2011
43/ 15. März 2011
Die schrecklichen Bilder aus Japan und die berechtigte Angst vor den Folgen der schwerbeschädigten Atomkraftwerke dort bewegen auch die Menschen in Frankfurt. Zwar leben wir hier in keinem von Erdbeben oder gar Tsunamis gefährdeten Gebiet. Aber das alte Atomkraftwerk in Biblis ist nicht weit entfernt genug, um angesichts der Entwicklung in Japan unbesorgt bleiben zu können. Und ob sich Energiegewinnung aus Atomkraft verantworten lässt oder nicht – dazu gehen auch bei den FREIEN WÄHLERN die Meinungen stark auseinander.
Doch eines sollte gerade in der jetzigen Situation unbestritten sein: Die Tragödie in Japan, die so vielen Menschen das Leben gekostet hat sowie die hochgefährliche Lage der beschädigten Kernkraftwerke verbieten es, hier zu Lande daraus sofort politisches Kapital schlagen zu wollen. Wer das trotzdem tut, handelt schäbig. Genau das muss Tarek Al-Wazir von den Hessen-Grünen und dem Frankfurter SPD-Vorsitzenden Gernot Grumbach vorgeworfen werden. Beide haben eine Demonstration in Frankfurt mit Schweigeminute genutzt, um bekannte Positionen zur Atomkraft mit dem emotionalen Hintergrund der Bilder aus Japan erneut zu bekräftigen.
Sicherlich ist es für Parteien verlockend, das zu tun – zumal wenige Tage vor den hessischen Kommunalwahlen. Von politischer Charakterstärke zeugt solches Tun jedoch nicht. Es beweist vielmehr, wie bedenkenlos tragische Ereignisse, die noch voll im Gang sind, instrumentalisiert werden, um – vielleicht – daraus politische Vorteile zu beziehen. Gerade der Blick nach Japan, den jeder Fernsehzuschauer problemlos tun kann, zeigt eine in all ihrem Leid und ihren Sorgen sehr gefasste und disziplinierte Bevölkerung, die unser Mitleid, aber auch Bewunderung verdient.
Selbstverständlich wird es in Japan nach der Bergung der Opfer und nach dem noch ungewissen Ende der Bemühungen um die defekten Atomkraftwerke gerade um letztere eine sehr kontroverse Diskussion geben. Und auch in Deutschland wird diese aus wichtigen Gründen noch einmal neu entbrennen. Aber sie jetzt zur falschen Zeit und auch noch am falschen Ort zu führen, weil man politisch davon zu profitieren hofft – das verbietet das Mitgefühl in einer Stadt, die mit Japan und den vielen hier lebenden und arbeitenden Japanern sehr verbunden ist. Die FREIEN WÄHLER sind sich dessen bewusst.