Viele Zahlen – aber nichts über die Kosten!
Sozialamt informiert in Höchst über Versorgung von Flüchtlingen

Proppenvoll war der Kapellensaal im Bolongaropalast in Höchst bei der Dezember-Sitzung des Ortsbeirats 6 für die westlichen Frankfurter Stadttteile. Auch auf der Empore war der letzte Stuhl besetzt! Gekommen waren die vielen Bürger vor allem, weil sie erfahren wollten, was es mit der neuen Großunterkunft für Flüchtlinge im Hotel Anna in Griesheim auf sich hat.
Manuela Skotnik, Pressesprecherin von Sozialdezernentin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld, informierte die Mitglieder des Ortsbeirates und die gekommene Bürgerschaft objektiv mit Fakten, Daten und Zahlen: Bundesweit steige die Zahl der Flüchtlinge. Sieben Prozent aus dem Erstaufnahmelager Gießen werden Frankfurt zugewiesen, wobei der Schwerpunkt auf den Ursprungsländern Eritrea, Somalia und Afghanistan liege. 2012 habe Frankfurt 200 Flüchtlinge zugewiesen bekommen, 2013 die doppelte Anzahl. Und in diesem Jahr werden es wohl 1.000 sein. Dazu kämen 3.600 Menschen ohne Wohnsitz, also Menschen, die ihren Wohnsitz aus diversen Gründen verloren haben sowie Personen, die menschlich unterzubringen seien. Die 1.000 Plätze für Menschen in Frauenhäusern und mit Suchterkrankungen seine „hier außen vor“.
Erste Wahl für die Unterbringung von Flüchtlingen seien Wohnungen. Aber da stünden nur wenige zur Verfügung. Als nächstes blieben Wohnheime, die Träger der freien Wohlfahrt wie DRK (Deutsches Rotes Kreuz), IB (Internationaler Bund), AWO (Arbeiterwohlfahrt) und der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe in Frankfurt unterhalten. Zum Dritten Hotelzimmer und schließlich Containeranlagen, wie schon eine im Westend und demnächst die in Preungesheim. Hotelzimmer und Container betrachte man im Sozialamt allerdings als „Interimslösungen“.
Wichtig sei die soziale Betreuung der Flüchtlinge durch Ansprechpartner im Jugend- und Sozialamt. Wichtig sei auch die Erzielung von eigenem Einkommen für die Flüchtlinge, um selbständig und nicht abhängig zu sein. Die Menschen sollen die Möglichkeit haben, sich in ihren Unterkünften selbst etwas kochen zu können. Zum Konzept beim Frankfurter Sozialamt gehöre, dass man keine Angebote und Hilfe in die Unterkünfte bringe: Denn, so Skotnik, „die Menschen sollen nach draußen gehen“: Wenn sie beispielsweise Sport treiben möchten, sollen sie in die Vereine gehen.
Im Hotel Anna in Griesheim gebe es allerdings eine wöchentliche Sprechstunde. Und sie freue sich, dass Einheimische ins Sozialamt kämen, um sich für die Flüchtlinge ehrenamtlich engagieren zu wollen. Abschließend sagte Frau Skotnik: „ Wir wollen bei großen Objekten die Bevölkerung mit einbinden. So wollen wir bei der Containeranlage Preungesheim vor deren Belegung mit Flüchtlingen einen Tag der offenen Tür mit den Nachbarn machen.“ Und das Flüchtlingsproblem sei noch viel umfangreicher: Letzte Nacht habe man 165 Menschen in der Hauptwache, in der Weser- und der Bärenstraße gehabt, meist Südosteuropäer, die kein Geld für eine Unterkunft haben.
Immer mehr Hotelunterkünfte
Thomas Mader, im Sozialamt für die Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge verantwortlich, informierte über die Unterkünfte im Frankfurter Westen, dem Ortsbezirk 6 mit 120.000 Einwohnern in neun Stadtteilen: Insgesamt seien es aktuell 360 Plätze - 160 in Griesheim, vor allem im Hotel Anna, 150 in Höchst, 60 in Sindlingen, nur fünf in Schwanheim. In Frankfurt gäbe es aktuell 60 Standorte für Flüchtlinge, 15 in Hotels mit Belegungsrechten wie dem Hotel Anna in Griesheim, 35 in Hotels „zur freien Belegung“ und zehn in Wohnheimen.
Karin Kühn, Leiterin des Fachbereiches Soziales im Sozialamt hatte konkrete Zahlen für die Flüchtlinge im Hotel Anna: von aktuell 167 Personen sind 67 Asylbewerber, insgesamt viele Familien mit Kindern: 14 im Alter von 1 bis 6 Jahren, vier von 7 bis 10 und elf 11 bis 17 Jahre alt. Alle hätten Recht auf einen Kita-Platz. Zum Standard im Hotel Anna: Jede Familie habe ein eigenes Bad. Im Keller habe man einige Waschmaschinen installiert. Man wolle einen Gemeinschaftsraum einrichten, um dort Feste feiern zu können.
Interessant war auch die Information eines Vertreters des Evangelischen Vereins für Wohnraumhilfe in Frankfurt, dass man in Frankfurt Menschen aus 18 Nationen Wohnraum gebe, aber nicht nur Flüchtlingen, sondern auch Deutschen, die teilweise Jahrzehnte in den USA lebten, dann straffällig wurden und dann ausgewiesen wurden!
Bei all den Fakten, Daten und Zahlen ging ein Problem unter: Die Kosten. Denn die Stadt Frankfurt wird in den nächsten Jahren weitere hohe Schulden machen. Ferner will das Land Hessen Frankfurt in der Versorgung von Flüchtlingen nicht helfen. Im Gegenteil: Frankfurt soll im kommunalen Versorgungsausgleich mit ca. 60 bis 80 Millionen Euro jährlich zusätzlich belastet werden! Wir betäubt von den vielen Fakten und Zahlen stellte an diesem Abend keiner der Anwesenden die eigentliche naheliegende Frage: „Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?“
D. Schreiber